Eltern in Angst: Unbekannter rast über Verkehrsinsel vor der Schule in Wincheringen

Wincheringen/Trier · Schreck am Morgen: Vor der Grundschule Wincheringen liegen Verkehrsschilder platt auf dem Boden. Erst im Februar ist in der Nähe ein sechsjähriges Mädchen von einem Lastwagen angefahren worden. Eltern fordern: Die Kreisstraße muss endlich sicher ausgebaut werden.

 Die Drittklässler Soan, Olympia und Melvil überqueren die Kreisstraße 110 in Wincheringen. Die umgefahrenen Schilder (Bild rechts) sind schnell wieder erneuert worden.TV-Foto: Alexander Schumitz, Foto: privat

Die Drittklässler Soan, Olympia und Melvil überqueren die Kreisstraße 110 in Wincheringen. Die umgefahrenen Schilder (Bild rechts) sind schnell wieder erneuert worden.TV-Foto: Alexander Schumitz, Foto: privat

Foto: (h_sab )

61 Erstklässler sind am Dienstag an der Grundschule Wincheringen eingeschult worden. Viele von ihnen kommen aus den umliegenden Dörfern und fahren jeden Morgen mit dem Schulbus bis an den Schulhof ran. Aber es gibt auch die Kinder, die ihren Schulweg zu Fuß zurücklegen. Einige müssen dazu die Helfanter Straße (Kreisstraße 110) an der Grundschule überqueren. Eine Insel in der Mitte der Straße soll den Weg an dieser Stelle sicherer machen.

Am Mittwochmorgen dann für viele Wincheringer der Schock: Ein Auto- oder Lastwagenfahrer muss über die Insel gerauscht sein. Die Schilder, die zum Umfahren der Stelle auffordern, liegen umgeknickt auf dem Boden. Als Valérie Frénoy das sieht, ist sie schockiert. Ihre siebenjährigen Zwillinge überqueren jeden Tag die Straße an diesem Punkt.

Schon vor rund drei Jahren hat sie gemeinsam mit anderen Eltern eine Petition an die zuständigen Behörden übergeben, in der sie forderte, den Übergang dort sicherer zu gestalten (der TV berichtete). Seither gibt es eine Zusage, dass der Übergang sicherer gemacht wird. "Passiert ist bislang aber immer noch nichts. Immer wieder werden wir vertröstet, dass die Arbeiten bald losgehen sollen." Das Überqueren der Kreisstraße 110 sei nach wie vor gefährlich, weil viele Autofahrer aus Richtung Helfant zu spät abbremsen, um die Geschwindigkeit auf 50 Stundenkilometer zu reduzieren.

Für das Thema sensibilisiert sei sie wieder, weil im Februar ein sechsjähriges Mädchen von einem LKW angefahren worden sei, nachdem sie aus dem Bus ausgestiegen war und die Straße überqueren wollte (der TV berichtete). "Das Kind musste mit dem Helikopter nach Trier geflogen werden. Es hatte Glück, dass der LKW nicht schneller unterwegs war", sagt Frénoy. Auch wenn der Unfall an einer anderen Stelle im Dorf war, zeige er doch, wie wichtig es ist, Schulwege gut abzusichern. Sie fordert, dass die K 110 vor der Grundschule Wincheringen umgehend sicher ausgebaut wird. Immer wieder seien sie vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier vertröstet worden. Frénoy: "Aber meine Geduld ist jetzt zu Ende. Es darf nicht noch ein Unglück passieren, bevor die Behörden handeln."

Die Leiterin des LBM Trier, Edeltrud Bayer, räumt auf TV-Anfrage ein, dass die vorhandene bauliche Querungshilfe nicht mehr den heutigen Erkenntnissen an eine sichere Querungsstelle entspreche. Erklärtes Ziel bei der Erneuerung der Mittelinsel sei es, die Geschwindigkeit der Fahrzeuge am Ortseingang zu reduzieren. Der Abstimmungsprozess zwischen Straßenverkehrsbehörden, dem Kreis Trier-Saarburg, der Ortsgemeinde Wincheringen und der Schule habe zahlreiche Änderungen mit sich gebracht.

Aufgrund weiterer Straßensanierungen in Wincheringen - Landesstraße 134 zwischen Bahnhof und Dorfmitte sowie in Bilzingen - habe man mit der Umsetzung der Arbeiten warten müssen, damit die Ortsmitte noch einigermaßen erreichbar ist. "Zuletzt wurden wir kurzfristig darüber informiert, dass die Gemeinde umfangreiche Hochbaumaßnahmen im Bereich der Schule in Angriff nehmen möchte. Dadurch war das Erschließungskonzept der Grundschule - einschließlich der geplanten Querungshilfe, der Fahrbahneinbauten und der Parkplatzerschließung - nochmals infrage gestellt", sagt Bayer.

Deshalb sei - so Bayer - zunächst nur ein provisorischer Ausbau des Überquerungspunktes vorgesehen. Dazu müssen drei Bäume am Parkplatz gefällt werden, "was aus Naturschutzgründen nur zwischen Anfang Oktober und Ende Februar möglich ist." Bayer sagt zu, dass in den Herbstferien die Überquerungshilfe nach neuen Standards eingerichtet wird.

Meinung: Schulweg sicherer machen
Zum Glück ist am Mittwochmorgen nichts Ernsthaftes passiert, als ein Auto einfach über die Verkehrsinsel vor der Grundschule Wincheringen gebrettert ist. Nur kaputtes Blech und verbeultes Aluminium. Wäre aber ein Kind auf seinem Schulweg verletzt worden, wäre die Frage gestellt worden, warum die Behörden drei Jahre brauchen, um eine bekannte Gefahrenstelle besser zu sichern. Lösungen, um den Übergang für Kinder sicherer zu machen, gibt es übrigens viele. In Frankreich ist es mittlerweile obligatorisch, dass vor Schulen nur 30 Stundenkilometer gefahren werden dürfen. Der Bereich vor den Schulen ist steil angehoben, so dass Autofahrer gar nicht erst in Versuchung kommen, die Schwellen schnell zu überfahren. Die Spanier nutzen Ampeln, die auf Rot umspringen, wenn jemand zu flott unterwegs ist. In Deutschland hingegen genießen Autofahrer ungebremste Vorfahrt - auch vor Schulen. Die Wege dorthin sollten aber sicher sein, und das nicht erst, nachdem ein Unfall den Schwachpunkt öffentlich gemacht hat. saarburg@volksfreund.deExtra: UNFALLFLUCHT RUND UM SAARBURG


Im Bereich der Polizeiinspektion (PI) Saarburg - diese umfasst die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg sowie Teile der Verbandsgemeinde Kell am See - wurden laut Pressestelle des Polizeipräsidiums Trier 2016 in insgesamt 306 Fällen wegen Unfallflucht ermittelt (2015 waren es 298 Fälle; 2014 immerhin noch 263). Davon konnten 134 Fälle aufgeklärt werden (2015 waren es 135 Fälle; 2014 waren es 118 Fälle). An zwölf Unfällen waren im Bereich der Polizeiinspektion Saarburg im Jahr 2016 Kinder beteiligt (2015 waren es sogar 18; 2014 waren es 13). Davon wurde einer als Schulwegunfall eingeordnet (2015: zwei Unfälle; 2014: ein Unfall).

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