Elternprotest bleibt erfolglos

Hentern/Lampaden · Die Online-Protestaktion mit 500 Unterzeichnern und auch ein letzter Vorstoß der Eltern haben nichts genutzt. Zumindest im Schuljahr 2015/16 wird das Gebäude in Lampaden nicht mehr für den Unterricht genutzt. Stattdessen ziehen die künftigen Erstklässler nächste Woche in einen Container, der auf dem Schulhof in Hentern aufgestellt wird.

Elternprotest bleibt erfolglos
Foto: (h_hochw )

Hentern/Lampaden. Für zehn i-Dötzchen aus dem Hochwald beginnt nach dem Ende der Ferien der sogenannte Ernst des Lebens in einem Container. Sie werden in einem mobilen Klassenzimmer unterrichtet, das in den nächsten Tagen auf dem Henterner Schulhof aufgebaut wird. Im Gebäude selbst lernen die zweite Klasse sowie die aus Dritt- und Viertklässlern zusammengesetzte Kombiklasse. So sieht nach Auskunft der zuständigen Schulbehörde, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, im Schuljahr 2015/16 der Alltag an der von insgesamt 48 Kindern besuchten Grundschule Hentern/Lampaden aus.Sie ist offiziell eine sogenannte dislozierte Schule. Deren Kennzeichen ist der Unterricht an zwei Standorten, was zumindest in den kommenden zwölf Monaten für Hentern/Lampaden aber nicht zutrifft. Denn das Schulhaus in Lampaden wird vorerst nicht mehr genutzt. Diese zunächst nur für das Schuljahr 2015/16 geltende Organisationsverfügung hatte die ADD am 22. Juli erlassen (der TV berichtete). Sie beruhte aber auf einem Beschluss, den der Verbandsgemeinderat Kell als politisches Gremium des Schulträgers bereits im Mai gefällt hatte (siehe Extra).Gegen diese Entscheidung hatten vor allem die Schuleltern protestiert, deren Sprecher Martin Marx zugleich Ortsbürgermeister von Lampaden ist. Sie starteten eine Online-Petition, die bis Mitte Juli 500 Menschen, davon 313 aus der Verbandsgemeinde (VG) Kell, unterzeichneten. Die Eltern sprachen sich mit ihrer Aktion dafür aus, dass auch künftig beide Standorte erhalten bleiben und weiter in Lampaden unterrichtet wird. Da die kurz darauf folgende ADD-Entscheidung zumindest für das Schuljahr 2015/16 jedoch anders aussah, hat der Elternbeirat in den Sommerferien noch einen letzten Vorstoß unternommen, um die Aufstellung der Container zu verhindern. Marx und seine Mitstreiter forderten die VG dazu auf, Widerspruch gegen die Organisationsverfügung der ADD einzulegen. Nach Auffassung der Eltern müsste nämlich geprüft werden, ob das vorgeschriebene Beteiligungsverfahren möglicherweise "nicht korrekt verlaufen" ist. Springender Punkt für die Eltern-Kritik war die fehlende Stellungnahme des Bezirkspersonalrats (BPR), der Interessensvertretung der Lehrer, zum Zeitpunkt der ADD-Entscheidung. Diese sei aber im Verfahren "zwingend erforderlich". Außerdem habe die ADD dem BPR eine zu kurze Frist für eine Stellungnahme eingeräumt. So argumentierte Marx mit Hinweis auf das Landespersonalvertretungsgesetz."Großer Vertrauensverlust"

ADD-Sprecherin Eveline Dziendziol betont hingegen auf TV-Anfrage, dass "es keine Formfehler gab". Die Behörde habe rechtlich die Möglichkeit, die Frist für eine Stellungnahme zu verkürzen, "wenn dafür gute Gründe vorliegen. Die bestanden in der Form, dass wir ja den Betrieb im neuen Schuljahr planen mussten". Im Übrigen habe der BPR inzwischen doch noch eine Stellungnahme abgegeben und sich mit der Organisationsverfügung der ADD einverstanden erklärt, so Dzendziol.Hinzu kommt, dass die VG Kell überhaupt nicht den von den Eltern geforderten Widerspruch gegen die ADD-Entscheidung eingelegt hat. Diese Vorgehensweise sei bei einem Gespräch mit den beiden Beigeordneten und den drei Fraktionssprechern von CDU, SPD und FWG festgelegt worden, so Alten. Dass die VG Kell auf einen Widerspruch verzichte, begründet der Bürgermeister auch damit, dass die ADD-Entscheidung ja "dem Ergebnis der Beschlussfassung des VG-Rats im Mai entspricht."Marx zeigt sich im TV-Gespräch enttäuscht darüber, dass alle Proteste der Eltern erfolglos geblieben sind. "Wir hatten für unser Anliegen gute Argumente, über die der Schulträger einfach hinweggegangen ist. Er missachtet das Votum von Eltern, Schülern und Lehrern", sagt der Lampadener Ortsbürgermeister, der auch von einem "großen Vertrauensverlust" spricht. Meinung

Weiter auf falschem KursDie VG Kell lässt sich trotz reichlich Kritik nicht erweichen. Sie rüttelt in Sachen Grundschule Hentern/Lampaden nicht mehr an der Entscheidung des Rats vom Mai. Und sie lässt auch die Forderung der Eltern verhallen, gegen eine Anordnung der ADD vorzugehen, was kaum überrascht, da diese ganz im Sinne der VG ist. Also lernen die Grundschulkinder künftig in Hentern im Container, während das Gebäude in Lampaden im nächsten Schuljahr leer steht. Im besten Fall lässt sich das zwar als konsequente Haltung der VG bezeichnen. Es ändert aber nichts daran, dass der Ratsbeschluss vom Mai ein Fehler war und auch bleibt. Denn er steht im Widerspruch zu dem, was nach der Kommunalwahl 2014 von allen politischen Kräften verkündet wurde. Und zwar, dass über die Zukunft aller Grundschulen in der VG "ergebnisoffen" diskutiert werden soll und man sich zuerst mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen will, bevor irgendwelche Weichenstellungen vorgenommen werden. Von dieser vernünftigen Absicht auf dem Weg zur Erstellung eines neuen Grundschulkonzepts ist die VG Kell jedoch bereits jetzt ohne Not abgerückt. Denn ihr aktueller Kurs in Bezug auf die Grundschule Lampaden hat sehr wohl präjudizierenden Charakter und macht mehr als deutlich: Diesen Standort hat die VG Kell eigentlich schon abgeschrieben. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Der Verbandsgemeinderat Kell hatte als politisches Gremium des Trägers der Grundschule Hentern/Lampaden im Mai beschlossen, vorerst kein Geld mehr in das Lampadener Schulgebäude zu stecken und die dort bestehenden Brandschutzmängel zu beseitigen. Stattdessen verständigte sich der Rat darauf, als Übergangslösung einen Container in Hentern aufzustellen. Die Entscheidung hängt damit zusammen, dass sich die Verbandsgemeinde (VG) Kell grundsätzlich Gedanken über die künftige Gestalt ihrer Grundschullandschaft macht. Eine bedeutsame Rolle spielt dabei auch der Beschluss des Kreises, die Realschule plus in Zerf aufzugeben. Dies könnte nämlich zur Folge haben, dass Zerf in Zukunft als Grundschulstandort ausgebaut wird. Die neue Grundschulkonzeption der VG Kell soll bis Sommer 2016 stehen. Eine erste große Info-Veranstaltung für die Eltern aller Grundschulen in der VG ist laut Bürgermeister Martin Alten am Montag, 21. September, 19 Uhr, in der Manderner Siebenbornhalle geplant. ax

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