Empörung über Schmierereien

KONZ. Der Vandalismus erreicht derzeit in der Verbandsgemeinde Konz einen neuen, traurigen Höhepunkt. Sorgfältig und aufwändig in Privatinitiative renovierte Objekte werden Opfer sinnloser Beschädigungswut. Behörden und Politiker reagieren ratlos.

Karl Müller traute seinen Augen nicht. Der Kanzemer Weingutsbesitzer erblickte am Sonntagmorgen an der Marienkapelle am Ortsausgang ein Phänomen, das er nur als "Schmiererei" deuten konnte. Dick und bunt steht seitdem auf einer Seitenwand "Dare Devil", was wohl soviel heißen soll wie "teufelsmutig". Bei Müller löste dieser Spruch allerdings eher Teufelswut aus, denn vor Kurzem war diese Kapelle aus dem 19. Jahrhundert mit seiner tatkräftigen Hilfe und seinem finanziellen Einsatz in Privatinitiative renoviert worden. Der oder die Täter mussten in der Nacht gekommen sein, denn bis 22 Uhr war noch alles unbeschmiert. Und um ihrem Wirken besonderen Nachdruck zu verleihen, sprühten sie ihr "Dare Devil" auch noch auf eine Unterführungs-Wand am Kanzemer Haltepunkt.Nazi-Parolen an der Eingangstür

Auch in Tawern kocht die Empörung hoch. An der Grillhütte im Mannebachtal, die für 15 000 Euro vom örtlichen Kulturverein neu gestaltet worden war, hatten Unbekannte in der Nacht auf Sonntag den Zaun beschädigt, Nazi-Parolen an die Tür geschmiert, den dort abgestellten Getränkewagen aufgebrochen und etliche Kästen Bier und Cola mitgenommen. Schaden: mindestens 500 Euro. Laut Polizeistatistik sollen die Vandalismus-Fälle zurückgehen. Das glaubt von den Betroffenen niemand so recht, weil sich die schlechten Nachrichten häufen. Der Tawerner Ortsbürgermeister Josef Weirich: "Im Grunde könnte ich jeden Tag Anzeige erstatten." In der Konzer Turnhalle haben kürzlich Unbekannte die Bänke als Wurfgeschosse missbraucht und einen Schaden von mehr als 3000 Euro angerichtet. Auch feste Verschraubungen hinderten die Jugendlichen nicht daran, Bänke erneut herauszureißen. Aus Wasserliesch kommen gleichfalls Klagen über Schmierereien. Die Behörden reagieren auf die Attacken eher hilflos. Der Kanzemer Ortsbürgermeister Günter Frentzen und der Vorsitzende des Tawerner Kulturvereins, Hermann-Josef Bock, haben selbstverständlich Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die Polizei nahm die entgegen, ließ aber gegenüber dem TV durchblicken, dass die Ermittlungen wahrscheinlich zu keinem Erfolg führen werden. Das ist schon seit Langem normal. Auch auf der politischen Ebene bleibt es bislang bei hilflosem Zorn. Der Bericht von Bürgermeister Winfried Manns über die Zerstörungen in der Turnhalle löste in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats zwar eine Welle von Empörung aus, die konstruktiven Vorschläge blieben jedoch Rarität. Helmut Ayl (SPD) berichtete von leeren Getränkedosen und angeklebten Kaugummis auf dem Sportplatz und fasste seine Stimmung in die Worte "einfach ekelhaft" zusammen. Klaus Rohles (Grüne) lehnte den Generalverdacht gegenüber allen Jugendlichen ab und forderte genauere Ermittlungen. Nur Karl-Josef Roth (CDU) lieferte am Ende der Sitzung einen Vorschlag, der allgemeines Nachdenken auslöste, nämlich ein "Hallenbuch" zu führen. Jeder Verantwortliche trägt dort die Mängel, die er bemerkt, in dieses Buch ein. Warum hat niemand die Aktion gemeldet?

Das lässt sich indes nicht ohne Weiteres auf andere Vandalismus-Taten übertragen. Mit Sicherheit ist das Problem ohne Bürger-Aktivität nicht zu lösen. Eins nämlich wundert Ortsbürgermeister Frentzen: "Die Marienkapelle liegt einsehbar an der Straße. Da müssen doch während der Sprayer-Aktion Autos vorbeigekommen sein!" Warum sich da niemand gemeldet hat, wird wohl auf Dauer Geheimnis der schweigenden Zeugen bleiben. Anscheinend wissen manche mehr, als sie sagen. Im Wasserliescher Gemeinderat hatte Ortsbürgermeister Herbert Rausch erklärt, man werde künftig Anzeige erstatten "ohne Ansehen der Person". Was normalerweise bedeutet, dass zumindest einige Täter namentlich bekannt sind.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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