Endlich weniger LKW in Konz-Könen

Konz-Könen · Anderthalb Monate nach Freigabe der Ortsumgehung freuen sich die Konz-Könener über die neu gewonnene Ruhe, machen aber immer noch verirrte Lastwagenfahrer aus. Für die ortsansässige Bürgerinitiative endet nun eine Ära, denn sie plant ihr letztes Treffen.

 Laster wie dieser sind in Könen inzwischen eher die Ausnahme.TV-Foto: Christian Kremer

Laster wie dieser sind in Könen inzwischen eher die Ausnahme.TV-Foto: Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Es ist Dienstag, 11.30 Uhr. An der Kirche im Ortskern des Konzer Stadtteils Könen ist es still, stiller als noch vor zwei Monaten, so still, wie es sich die Könener bisher nicht vorstellen konnten. Manchmal vergehen mehrere Minuten, bis ein Auto durch die S-Kurve rollt. Wo früher mehrere 40-Tonner innerhalb kurzer Zeit vorbeirumpelten, dauert es heute eine halbe Ewigkeit, bis der erste Laster für das obligatorische Foto zum Zeitungsartikel angerollt kommt. Die neu gewonnene Ruhe haben die Könener der am 23. August eröffneten B-51-Ortsumgehung zu verdanken. Seitdem die 24 Millionen Euro teure Straße fertig ist, gibt es viel weniger Verkehr im Dorf. Die letzten Arbeiten an der Strecke und an der alten Bundesstraße beginnen nächste Woche (siehe Info).

Salon mit Aussicht: Wenige Meter von der Kirche entfernt arbeitet jemand, der das bestätigen kann. Tanja Wagner vom Friseursalon Heiser & Wagner arbeitet nicht nur in einem Laden, der direkt an der alten B 51 liegt. Sie spricht auch mit etlichen Kunden aus Könen über die Lage im Ort. "Es ist schon deutlich weniger Verkehr", sagt sie im Gespräch mit dem TV. "Aber es ist nicht so, dass keiner hier durchfährt." Von Saarburg aus, wo die alte B 51 schon abgefräst wurde und nun zu einem Wirtschaftsweg umgebaut wird, gebe es kaum Probleme. Aber von Trier aus kommend verirrten sich immer wieder LKW-Fahrer im Könener Ortskern. Da könne noch an der Beschilderung nachgebessert werden, meint die Friseurin.

Initiative löst sich auf: Ähnlich sieht es Erwin Carl. Der 78-jährige Sprecher der Bürgerinitiative für die Ortsumgehung erzählt ebenfalls, dass immer noch ortsfremde Laster durch den Ort fahren, obwohl sie eigentlich auf die Umgehung ausweichen könnten. Die Bürgerinitiative fühlt sich dafür aber nicht mehr verantwortlich. Für sie endet am heutigen Montag, 16. Oktober, eine Ära. Carl lädt für diesen Tag alle Mitglieder zum letzten offiziellen Treffen ein. Um 19.30 Uhr soll die Initiative im Gasthaus Sturm in Könen aufgelöst werden - an dem Ort, wo die Mitstreiter um Carl bisher ihre Strategien im Kampf für die Umgehungsstraße ausgetüftelt haben. Danach werde es nur noch informelle Zusammenkünfte mit den ehemaligen Mitgliedern geben, sagt Carl, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass auch er die Beschilderung noch für ausbaufähig hält.

Navis wichtiger als Schilder: Das Argument für mehr Schilder wiegt aus Sicht von Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Trier, nicht so schwer. Er sagt: "Realität ist, dass Sie mit Schildern gegen Navis kaum eine Chance haben." Die digitale Navigationstechnik hinke im Fall der Könener Ortsumgehung der Realität hinterher: "So enthält beispielsweise Google Maps bis heute nicht die neue Ortsumgehung", sagt Bartnick. Er habe das vor drei Wochen persönlich bei Google gemeldet. Mehr als eine automatische Rückmeldung, dass sein Vorschlag geprüft werde, habe er bisher nicht bekommen. Hinzu komme, dass auch die Navigationsgeräte der LKW-Fahrer oft nicht auf dem neuesten Stand seien. "So wird es noch eine Zeit lang brauchen, bis die digitalen Änderungen zusätzlich unnötigen Durchgangsverkehr auf die Umgehungsstraße umleiten", lautet Bartnicks Prognose. Bei vielen Lastern handelt es sich aus LBM-Sicht nicht um Durchgangsverkehr. Viele steuern demnach die Gewerbebetriebe in Könen an. Der LBM spricht von Ziel- und Quellverkehr. Dieser Verkehr sei schon immer aufgrund der Struktur und Größe von Könen prognostiziert worden.

Verkehrszählung kommt: Der Könener Ortsvorsteher Detlef Müller-Greis bestätigt das im Gespräch mit dem TV. Aus seiner Sicht zeigen sich Auswirkungen der Könener Ortsumgehung spätnachmittags am deutlichsten, wenn die Betriebe im Gewerbegebiet Konzerbrück/Granahöhe Feierabend machen. Früher habe sich gegen 17 Uhr der Verkehr teilweise vom Donut-Kreisel an der Konzer Brücke bis zum Norma-Kreisel in Könen zurückgestaut. "Aus meiner Sicht hat sich der Verkehr deutlich verringert", sagt Müller-Greis. Er strebt für Anfang 2018 eine Verkehrszählung an. Darauf aufbauend könne der Ortsbeirat zum Beispiel über ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen diskutieren. Turnusgemäß steht laut LBM jedoch erst 2020 wieder eine reguläre Verkehrszählung an. Weitere Veränderungen kommen also vorerst nicht auf die Könener zu.

MeinungGeduld gefragt!

Die Umgehung bringt nicht nur Ruhe in den Ort. Sie bricht auch mit Fahrgewohnheiten. Bis alle den richtigen Weg fahren, dauert es vermutlich noch. Irgendwann wird er aber in den Köpfen der Einheimischen und den Navis der Ortsfremden ankommen. Bis dahin müssen sich die Könener und Wasserliescher gedulden. Sollte sich die Situation nicht bessern, können immer noch neue Schilder aufgestellt oder Verkehrsberuhigungen installiert werden. c.kremer@volksfreund.de
Extra

Sperrung und Umleitung

Ab heute bis voraussichtlich Anfang November wird laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) der Streckenabschnitt der B 51 alt zwischen Tawern und Könen voll gesperrt . Die Asphaltschichten der alten B 51 und der K 112 werden erneuert. Auch der Kreuzungsbereich der B 51/K 112 wird umgestaltet, eine Baustellenumfahrung zurückgebaut. Die Sperrung betreffe lediglich den Ziel-/Quellverkehr von Könen selbst, sagt ein LBM-Sprecher: "Hierzu ist eine Umleitungsstrecke ab der Konzer Saarbrücke über die L 138 und die Anschlussstelle Granahöhe auf die Ortsumgehung Könen ausgeschildert." Wegen kleinerer Rest- und Angleichungsarbeiten wird laut LBM tageweise auch die neue Ortsumgehung halbseitig gesperrt. Diese Sperrungen erfolgten ausschließlich außerhalb des Berufsverkehrs, verspricht der LBM-Sprecher. Seit der Freigabe der Ortsumgehung ist die L 138 zwischen Wasserliesch und Könen gesperrt. Der LBM und die Ortsgemeinde Wasserliesch testen so, wie es sich auswirken würde, wenn die Straße komplett wegfallen sollte. Anwohner des Wohngebiets Granahöhe beschwerten sich daraufhin über zusätzlichen Verkehr. Laut Zählungen der Verbandsgemeinde hat sich der Verkehr dort verdoppelt (der TV berichtete). Laut Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des LBM in Trier, hat der LBM nun extern Zählungen beauftragt "Die gutachterliche Stellungnahme liegt uns noch nicht vor, wird aber in Kürze erwartet", sagt er. Die Ergebnisse würden dann zunächst mit der VG Konz und der Ortsgemeinde besprochen. Bartnick meint jedoch schon jetzt, dass die Gemeindestraße nicht mit Durchgangsverkehr überlagert sei.

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