Engel haben Hochkonjunktur

SCHWEICH. Schutzengel, Windspiele, Tarotkarten, heilende Steine und, und, und. Übersinnliches findet sich sowohl in Supermarktregalen als auch in speziellen Esote-rikläden, wie etwa im Salomon in Schweich. Mit dem TV sprach Mathias Neff, Referent für Weltanschauung und Sekten des Bistums Trier, über Gefahren, die von der Esoterik ausgehen könnten.

Im Oktober vergangenen Jahres öffneten sich die Tore des Esoterik-Ladens "Salomon" in Schweich. Geschäftsbesitzerin Ulrike-Luise Eis: "Ich dachte mir, damit eine Entwicklung zu unterstützen, die eh gerade am laufen ist." In ihrem Laden findet sich alles, von Heilsteinen bis hin zu Tarot-Karten, was das Herz des Esoterikers begehrt. Immer mehr Menschen fänden leichteren Zugang zur "Esoterik". Schaufensterbummler, die die Neugierde ins Salomon treibt, sind meist verblüfft. "Da ist ja gar keine Hexe drin", wunderte sich ein Kunde. Dem "Esoterik- Laien" begegnen Dinge, die er auch in den eigenen vier Wänden hat, wie Windspiele, Kristalle und Steine.Edelsteine und Engelskarten

Die meisten Menschen, die zu Ulrike Luise Eis kommen, haben ein großes Redebedürfnis und "viele Menschen, die schulmedizinisch austherapiert sind, kommen, klammern sich an Edelsteine oder an Engelskarten." Esoterik bedeutet für die angehende Heilpraktikerin, zum inneren Kern zu gelangen, sich selbst zu erkennen. Was auf dem Weg hilft und wie es hilft, sei letztendlich zweitrangig. Gefährlich werde die Esoterik, wenn sie zu Abhängigkeiten führe, sagt Eis. Von Wahrsagern, die die Zukunft voraussagen und damit die Verantwortung für das eigene Leben abnehmen, hält die bodenständige Salomon-Besitzerin nichts. Ebenso wenig sollten sich Menschen auf Seminarleiter oder Ladenbesitzer einlassen, die immer wieder Termine vereinbaren wollen. Wenn dauerhaft angekettet werden soll, dann sei Vorsicht geboten. Allerdings schwört Ulrike Luise Eis auf die Wirkung von Heilsteinen. "Die Mutter Erde hat noch nie so viele Edelsteine wie in den letzten 20 Jahren freigegeben. Das ist ein Zeichen der Zeit", sagt Eis. Seit den 80er-Jahren boomt der Esoterikbereich. "Esoterik ist ein Sammelbegriff, hinter dem sich viele Facetten verbergen", sagt Frank Neff, Sektenbeauftragter des Bistums Trier. Wenn von Esoterik gesprochen wird, dann handelt es sich meist um die anwendungsbezogene Esoterik. Bestimmte Gegenstände und Verfahren, die auf unterschiedlichen Traditionen beruhen, werden überwiegend im Gesundheitsbereich eingesetzt. "Feng Shui" die alte chinesische Einrichtungsphilosophie, sei momentan sehr attraktiv. Sie entstammt einem Ahnenkult. Auch Schutzengel erleben zurzeit einen konjunkturellen Höhenflug. Neff: "Die gesellschaftliche Entwicklung spiegelt sich in der Esoterik-Welle wider. Religiosität lässt sich nicht mehr an Institutionen binden, auch in diesem Bereich gibt es eine Entwicklung hin zum Individualismus." Esoterik sei eine Form der Religion, die sich der einzelne selbst konstruiere, der Einzelne schaffe sich seine Religiosität, so wie sie ihm gefalle. "Es ist aber eine Form von Religiosität, in der es keine Ethik gibt und die aktive gesellschaftliche Gestaltung fehlt", betont Neff. In der Esoterik lauere auch ein Gefahrenpotential. Dann, wenn schnelle Heilung versprochen werde und konventionelle Heilmethoden abgelehnt würden. Gefahr lauere, wenn man sich von bestimmten Personen abhängig mache, wenn jemand sage, wie das Leben zu gestalten ist. "Viele finden in der Esoterik das, was sie in der Volkskirche nicht finden", so Neff. Esoterik setze in einem Bereich an, in dem die Kirche auch nicht sein wolle. So lehne die christliche Theologie beispielsweise den direkten Kontakt mit dem Göttlichen ab. Und: Esoterik sei überwiegend Frauensache. Vor allem Frauen ab Mitte dreißig "suchen" laut Neff in der Esoterik.

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