Engel in Orange, die Leben retten

Sie sind schnell, retten Leben und machen ihre Arbeit freiwillig: die "First Responder Obermosel". Mehr als 300 Menschen hat das vierköpfige Team schon aus Notlagen geholfen und - zumindest in Einzelfällen - womöglich vor dem Tod bewahrt.

 Toni Betzhold (links), Ike Schuster und ihre Kollegen von den „First Respondern Obermosel“ sind seit fünf Jahren erfolgreich im Einsatz. TV-Foto: Hermann Pütz

Toni Betzhold (links), Ike Schuster und ihre Kollegen von den „First Respondern Obermosel“ sind seit fünf Jahren erfolgreich im Einsatz. TV-Foto: Hermann Pütz

Wincheringen. Ike Schuster mähte gerade den Rasen, als sein Funkpiepser einen Notfall meldete. Nur Augenblicke später saß der 36-Jährige im Auto. Noch während der Fahrt bereitete er sich gedanklich auf das vor, was ihn am Unfallort erwarten würde: Ein achtjähriger Junge war in Wincheringen eine Böschung herabgestürzt und lag nun in unwegsamem Gelände. Noch vor der Feuerwehr war Schuster bei dem Kind und leistete erste Hilfe. Er berichtet: "Der Kleine hatte hauptsächlich Schürfwunden." Als der Notarzt eintraf, war der Achtjährige schon versorgt und konnte geborgen werden.

Der Fall des Jungen, der Mitte Juli beim Spielen verunglückte, war nur einer von bislang 270 Einsätzen von Ike Schuster und seinen drei Kollegen, die sich zusammen "First Responder Obermosel" nennen. Mehr als 300 Menschen hat das Quartett seit seiner Gründung im Jahr 2004 aus Notlagen geholfen und einigen davon womöglich das Leben gerettet. Dabei spielte und spielt die Zeit eine entscheidende Rolle. Teamleiter Toni Betzhold erklärt: "Ein Notarzt muss spätestens 15 Minuten nach der Alarmierung an Ort und Stelle sein. Wir brauchen in unserem Bereich nur bis zu sieben Minuten, weil wir in der Nähe wohnen." Diese Schnelligkeit sei unter anderem bei Schlaganfällen und Herzinfarkten enorm wichtig. Je früher die Behandlung beginne, desto besser seien die Überlebenschancen. Herz-Notfälle, Schlaganfälle und Unfälle im häuslichen Bereich bilden die Mehrzahl unter den Einsätzen der First Responder Obermosel, die laut Betzhold zeitgleich mit dem Notarzt alarmiert werden.

Bei ihren Einsätzen greifen die "Engel" mit den orangefarbenen Jacken auf eine umfangreiche Ausrüstung zurück. Herz-Wiederbelebungsgeräte gehören dazu, ebenso Beatmungsanlagen und Medikamente. Der Gegenwert einschließlich Einsatzkleidung: rund 10 000 Euro. "Unsere Ausrüstung ist hauptsächlich mit privaten Spenden finanziert", berichtet Betzhold. Denn eine gesetzliche Verpflichtung für das Vorhalten von örtlichen First-Responder-Gruppen, von denen es im Kreis Trier-Saarburg nur etwa ein halbes Dutzend gibt, existiere nicht. Die vier aus Wincheringen und Nittel, die alle ausgebildete Rettungsassistenten sind, machen ihre Arbeit ehrenamtlich. "Wir sehen das als Nachbarschaftshilfe", betont Ike Schuster.

Extra: First Responder (englisch für "zuerst Antwortender") sind besonders ausgebildete Ersthelfer, die als Ergänzung der Rettungskette gedacht sind. Ihre Aufgabe ist, die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungsdienste (Notarzt) durch Anwenden von basismedizinischen Maßnahmen zu überbrücken, um so die Heilungschancen des oder der Patienten zu erhöhen. Die "First Responder Obermosel" wurden 2004 gegründet. Der Gruppe gehören an: Toni Betzhold (31) aus Bilzingen, von Beruf Lehrrettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz, Ike Schuster (36) aus Wincheringen, leitender Krankenpfleger beim Luxemburgischen Roten Kreuz, Manfred Welter (46) aus Wincheringen, ausgebildeter Rettungsassistent und im Hauptberuf Winzer, sowie Thomas Fischer (28) aus Nittel, ebenfalls ausgebildeter Rettungsassistent, der bei der Berufsfeuerwehr Trier arbeitet. Der Einsatzbereich des Quartetts erstreckt sich über die Ortschaften Palzem, Esingen, Helfant, Wehr, Wincheringen, Bilzingen, Söst, Nittel, Köllig, Rehlingen, Onsdorf und Wellen. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.frp-obermosel.eu.

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