Er fährt und fährt und fährt

RASCHEID. Der Termin im Nachbarort steht, doch das Auto ist "on tour". Horst Eiden fackelt nicht lange, steigt aufs Fahrrad – und entwickelt eine neue Leidenschaft.

Kein Auto in der Garage. Was nun? Das fragte sich Horst Eiden vor 13 Jahren. Er wollte zur Schreinerei nach Pölert und tat etwas, was er zuvor noch nie getan hatte. Er lieh sich das Rennrad seines Neffen und trat in die Pedale. "Ich habe mich plötzlich so gut gefühlt." Seit diesem Tag ist er vom Velo-Bazillus infiziert. Der technische Zeichner entwickelte sportlichen Ehrgeiz. Fahrten zur Arbeit in den 35 Kilometer entfernten Trierer Hafen wurden zur Regel. "Auf dem Nachhauseweg bin ich immer noch einen Umweg gefahren, um die hundert voll zu kriegen." Jedes Jahr steckt sich der 56-Jährige das gleiche Ziel: 10 000 Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen. Bis nach München ist der Vater von Anja (24) und Sandra (27) schon geradelt. Die beiden Töchter haben anfänglich Ambitionen gezeigt, ihm nachzueifern, seine Frau kann dem "Abstrampeln" so gar nichts abgewinnen. "Zu viele Steigungen im Hochwald", hat Anja festgestellt und das Radfahren längst aufgegeben. Darüber kann Papa nur müde lächeln. Zum 50. hat er sich ein neues Rennrad gegönnt und ist nicht mehr zu bremsen. Per Computer hält er akribisch fest, wo er gefahren ist, Kilometeranzahl, Höhenunterschiede und die Durchschnittsgeschwindigkeit. Einmal hatte er "78,9 Stundenkilometer drauf". Vom Erbeskopf ist er Richtung Birkenfeld gebrettert. Manchmal lauern Gefahren auf den Strecken. "In Trier-Zewen kam ich mit dem Vorderrad in einen Straßenriss." Er hatte Glück im Unglück: "Ich hatte nur Hautabschürfungen und war froh, dass ich den Helm aufhatte." Ohne Kopfschutz fährt der Rascheider nie. Horst Eiden hat genügend Puste, um seinen Heimatort in Ordnung zu halten. Als Gemeindearbeiter mäht er Rasen, kümmert sich um den Bolzplatz oder das Jugendheim. Außerdem ist er der ehrenamtliche Schlosser von Rascheid. "Wenn mich jemand braucht, bin ich gerne hilfsbereit."

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