Erinnerung an die Opfer eines mörderischen Regimes

Hinzert-Pölert · Bei der jährlichen Erinnerungsfeier im SS-Sonderlager/KZ Hinzert haben mehr als 300 Menschen aus Luxemburg, Frankreich, Polen und Deutschland der Opfer gedacht, die dort leiden oder sogar sterben mussten.

 Luxemburgs Innenminister Jean-Marie Halsdorf (links) spricht nach der Kranzniederlegung mit Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, und ADD-Präsidentin Dagmar Barzen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Luxemburgs Innenminister Jean-Marie Halsdorf (links) spricht nach der Kranzniederlegung mit Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, und ADD-Präsidentin Dagmar Barzen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hinzert-Pölert. Bewegende Ansprachen machten bei der Gedenkfeier in Hinzert-Pölert deutlich, dass Verbrechen und Grausamkeiten nicht Vergangenheit, sondern allgegenwärtig sind. "Freiheit und Frieden sind keine Selbstverständlichkeit", sagte Jean-Marie Halsdorf, Innenminister des Großherzogtums Luxemburg.
Davon zeugten Ereignisse wie in Ex-Jugoslawien oder der Anschlag auf das World Trade Center. "Wir sollten uns hüten zu glauben, uns könnte nichts passieren", betonte Halsdorf in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert (siehe Extra). Von Hass getriebene Demagogen würden fast täglich Gräben aufziehen. Auch die aktuelle Wirtschaftskrise berge große Risiken. Es gebe Parallelen zur Entwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg, warnte der Minister: "Wir dürfen keine Vogel-Strauß-Politik betreiben." Es sei wichtig, derer zu gedenken, denen unsägliches Leid zugefügt worden sei.
Schüler des Regino-Gymnasiums Prüm und des Lycée des Garçons de Luxembourg, eines Jungen-Gymnasiums, bezeichneten es als ihre Pflicht, "das Geschehene zu bewahren". Ihre Generation könne noch mit Zeitzeugen sprechen und die Entwicklung kritisch hinterfragen, um selbst "zum richtigen Zeitpunkt Nein sagen zu können". Es könne zwar verziehen werden, aber es dürfe nie vergessen werden.
Eingeladen hatte der Gedenkstätten-Träger, die Landeszentrale für politische Bildung. Direktor Dieter Schiffmann erinnerte an die untrennbare Verbindung mit dem vor 70 Jahren in Luxemburg ausgerufenen Generalstreik. 20 Teilnehmer wurden in Hinzert ermordet.
Dem Förderverein Gedenkstätte mit seinem Vorsitzenden Dieter Burgard gebühre für seine Arbeit großer Dank. Das Engagement im regionalen Umfeld bilde ein wesentliches Fundament.
Partner der Gedenkfeier: Amicale des Anciens de Hinzert (Vertretung ehemaliger luxemburgischer Gefangener), Comité pour le Souvenir de la Résistance (Gedenkarbeit Widerstandsbewegung), Französisches Generalkonsulat, Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). urs
Extra

Von 1939 bis 1945 kamen nachweislich mindestens 321 Menschen im SS-Sonderlager/KZ Hinzert ums Leben. Tatsächlich waren es aber wohl weit mehr Menschen aus Luxemburg, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Polen, die dort ermordet wurden oder an den Folgen von Lagerterror, Krankheit, Entkräftung oder Hunger starben. Ab 1940 diente Hinzert als "Durchgangslager" für Deportationen nach Buchenwald, Dachau und Natzweiler (Frankreich). An die Opfer erinnern Ehrenfriedhof, Kapelle, Kreuz, das Mahnmal des ehemaligen luxemburgischen Häftlings Lucien Wercollier sowie das 2005 eröffnete Dokumentations- und Begegnungshaus. urs

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