Geschichte Erst feiern, dann renovieren

Saarburg-Krutweiler · Zu Mariä Himmelfahrt wird der 300. Geburtstag der gleichnamigen Kapelle in Krutweiler gefeiert. Kurios sind die Besitzverhältnisse des Gotteshauses.

 Ein Großereignis für den kleinen Stadtteil: Pastor Georg Goeres, Mitorganisatorin Anja Jäger und Ortsvorsteher Kurt Kessler (von links) freuen sich auf das Fest zum 300. Geburtstag der Kapelle in Krutweiler.

Ein Großereignis für den kleinen Stadtteil: Pastor Georg Goeres, Mitorganisatorin Anja Jäger und Ortsvorsteher Kurt Kessler (von links) freuen sich auf das Fest zum 300. Geburtstag der Kapelle in Krutweiler.

Foto: Herbert Thormeyer

Mit Bedauern stellt Pastor Georg Goeres fest: „Eigentlich wollten wir zum Fest des 300. Geburtstags die Kapelle Maria Himmelfahrt in neuem Glanz präsentieren.“ Der Geistliche der Saarburger Pfarrei St. Laurentius, zu der auch das kleine Gotteshaus im Stadtteil Krutweiler gehört, zelebriert am 19. August um 11 Uhr mit dem ganzen Dorf ein feierliches Hochamt.

Dazu wird ein Altar vor der Kapelle aufgestellt, damit möglichst viele Gläubige an dem Gottesdienst teilnehmen können, denn die Kapelle selbst bietet nur rund 50 Menschen einen Sitzplatz. Der Erlös des anschließenden Festes im Gemeindezentrum (siehe Info) fließt in die Renovierung der kleinen Kirche mit dem Namen Maria Himmelfahrt.

Es fehlen rund 12.000 Euro für einen Außenanstrich und die Beseitigung von Rissen im Inneren. Nur substanzerhaltende Maßnahmen wie diese auszubessernden Risse werden vom Bistum bezuschusst. Wie hoch der Zuschuss ausfällt, hängt von den noch zu ermittelnden Kosten ab. Der Rest muss durch Spenden aufgebracht werden.“

„Durch aufsteigende Feuchtigkeit lösen sich die Anstriche des Sockelbereichs in großen Schollen vom Untergrund“, schreibt Restaurator Niko Leiß aus dem saarländischen Tholey in seinem Gutachten an seinen Auftraggeber, das Amt für kirchliche Denkmalpflege in Trier. Das Baujahr der Kapelle steht am Giebel, also 1718. Das Datum des Festes war leicht festzulegen: Der Sonntag nach Maria Himmelfahrt am 15. August.

Der Gutachter stellte weiter fest, dass die Kapelle vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweitert wurde, und zwar um zwei Achsen genannte Rundbögen. Damit wurde auch der barocke Holzaltar, der die Himmelfahrt der Gottesmutter und die Dreifaltigkeit darstellt, nach hinten verschoben.

Eine Kuriosität erklärt Pastor Goeres: „Mitten durch den Bau läuft eine Grundstücksgrenze. Die Kapelle steht seit der Erweiterung zur Hälfte auf städtischem Grund.“ Nur die erste Hälfte gehöre der Kirchengemeinde. Doch dies solle bereinigt werden. Vor Ort sei man sich einig. Die Stadt habe ihren Anteil bereits der Kirchengemeinde geschenkt. Nun müsse allerdings noch das Bistum zustimmen.

Auch einen kleinen Friedhof gab es neben dem Gotteshaus, der jedoch inzwischen verlegt worden ist. Doch die Gebeine früherer Einwohner von Krutweiler behalten hier ihre letzte Ruhe, allerdings ohne Grabsteine. Eine weitere Kuriosität: Außen war die Kapelle laut Gutachten einige Schichten vorher schon mal in rötlichem Ockerton gestrichen. „Wir werden uns wieder für Weiß entscheiden“, sagt Pastor Goeres dazu entschlossen.

Vor fünf Jahren zog moderne Technik in die Kapelle, die innen schlicht weiß gehalten ist, ein. Jetzt kann die Glocke per Schalter elektrisch an- und abgestellt werden. „Früher ging das noch per Seilzug“, erinnert sich Ortsvorsteher Kessler.

„Alle Leute in Krutweiler haben bei der Vorbereitung des Festtags in irgendeiner Weise mitgeholfen“, sagt der Ortsvorsteher Kurt Kessler erfreut. Das sind heute 145 Bürger, die in einem Ort wohnen, der erstmals 1393 als „Kruithtwylre“ urkundlich erwähnt wurde. Aus christlicher Sicht sagt Pastor Goeres: „Die Kapelle ist ein Zeichen von Gemeindebildung vor Ort.“ Wann die Kapelle von Küsterin Margret Minn aufgesperrt wird, steht immer im Pfarrbrief (www.pfarreiengemeinschaft-saarburg.net/Pfarrbrief).

 Die revovierungsbedürftige Kapelle Maria Himmelfahrt in Krutweiler.

Die revovierungsbedürftige Kapelle Maria Himmelfahrt in Krutweiler.

Foto: Herbert Thormeyer

„Wir sind stolz, eine solch schöne und alte Kapelle zu haben“, sagt Mitorganisatorin Anja Jäger zu dem Gotteshaus. Das zeige sich jedesmal, wenn mal eine goldene Hochzeit oder ein Sterbeamt hier stattfindet: „Dann kommt das ganze Dorf und steht im weiten Halbkreis davor.“ Die Kapelle werde wegen dieser Attraktivität auch liebevoll „Krutweiler Dom“ genannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort