Erst informiert, dann geholfen

Mandern/Trier · Bei einem weltweiten Azubi-Wettbewerb des Thyssen-Krupp-Konzerns zum Thema Sucht haben die Auszubildenden des Bilstein-Werks Mandern den dritten Platz belegt. Ihr Preisgeld haben sie für die Aktion Lichtblick gespendet.

 Azubis des Bilstein-Werks in Mandern und ihr Ausbilder Christian Rausch (rechts) übergeben der Aktion Lichtblick – vertreten durch Andre Oldenburg (Zweiter von links) und Bruno Worst (Vorsitzender des Kinderschutzbunds Trier, Dritter von rechts) – eine Spende in Höhe von 1000 Euro. TV-Foto: Björn Pazen

Azubis des Bilstein-Werks in Mandern und ihr Ausbilder Christian Rausch (rechts) übergeben der Aktion Lichtblick – vertreten durch Andre Oldenburg (Zweiter von links) und Bruno Worst (Vorsitzender des Kinderschutzbunds Trier, Dritter von rechts) – eine Spende in Höhe von 1000 Euro. TV-Foto: Björn Pazen

Mandern/Trier. Wie lange kann ein Auszubildender ohne Handy auskommen? Oder warum sind er oder sie nicht einmal bereit, es auch nur für einen Tag abzugeben? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigen sich die Auszubildenden des Thyssen-Krupp-Bilstein Werks in Mandern. Sie nahmen an einem weltweiten Wettbewerb ihres Mutterkonzerns unter dem Motto "Sucht 2.0." teil - und entdeckten auch an sich, was zum Beispiel Handy-sucht bedeuten kann.
"Manche hatten ihr Handy freiwillig abgegeben, fassten sich aber reflexartig alle paar Minuten in die Hosentasche, um zu schauen, ob es neue Nachrichten gibt", schildert ein Teilnehmer seine Erfahrungen. Und viele der rund 50 Azubis des Autozulieferers, die nicht bereit waren, auch nur einen Tag auf ihr Smartphone zu verzichten, gaben im Videotagebuch des Organisationsteams zu: "Wir haben nichts mit Sucht zu tun!"
"Einige hielten es drei, vier Tage ohne Smartphone aus, andere zumindest einen Tag", sagt Ausbilder Christian Rausch, der besonders stolz darauf war, dass die Auszubildenden das komplette Projekt zum Thema Sucht in Eigenregie organisiert hatten - nachdem sie sich in den Vorjahren mit Themen wie gesunde Ernährung, Sport oder aktiv am Arbeitsplatz befasst hatten.
Neben der Dokumentation zum Thema Handysucht informierten sich die Jugendlichen bei der Polizei über Alkohol- und Drogensucht und erhielten Einblicke in das Projekt "BOB", waren zu Gast in der Trierer Drogenberatung "Die Tür" und erfuhren in einer Diskussion mit einem trockenen Alkoholiker, welche Folgen Alkoholsucht auch für die betroffenen Familien hat.
Diese intensive Beschäftigung mit dem Thema brachte den Mandernern am Ende konzernweit den dritten Platz beim Thyssen-Krupp-Azubiwettbewerb ein - und 500 Euro Preisgeld.
"Unsere Azubikasse war gut gefüllt, also überlegten wir uns, welcher Organisation wir das Geld spenden könnten, die sich mit dem Thema Sucht befasst. Uns geht es gut, also wollten wir anderen helfen, denen es deutlich schlechter geht", fasst Sarah Weyand aus dem Organisationsteam die Suche nach einem geeigneten Spendenempfänger zusammen. In Trier wurde man fündig - bei der Fachstelle Lichtblick des Deutschen Kinderschutzbundes, die sich um Kinder von suchtkranken Eltern kümmert. Weil man von der Idee der Azubis begeistert war, stockte Bilstein das Preisgeld um weitere 500 Euro auf.
Vergangene Woche traf das Manderner Organisationsteam nun Andre Oldenburg von Lichtblick, um sich über die Arbeit der Fachstelle zu informieren und die Spende zu übergeben.
"Die von uns betreuten Kinder und Jugendlichen fühlen sich oftmals schuldig für die Sucht der Eltern. Und für sie ist es ein absolutes Tabu, über die Probleme öffentlich zu reden. Dann kommen wir ins Spiel", sagt Oldenburg. In spielerischer Art und Weise und mit vielen Gesprächen hilft Lichtblick den Kindern und Jugendlichen, zudem gibt es Projekte wie eine Cartoon-Werkstatt, wo der Comic "Alkohol in der Familie" entstand. Der zeigt offen und ehrlich die Erfahrungen der betroffenen Jugendlichen, die schon früh Verantwortung zum Beispiel für jüngere Geschwister übernehmen müssen, weil die Eltern das nicht mehr schaffen.
"Unsere Spende hilft genau den Richtigen", waren sich die Bilstein-Azubis sicher, die durch die Projektwoche für das Thema Sucht sensibilisiert worden waren. BP

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