Tierwelt Erst Mensch und Vieh, dann Wolf

Trassem · Bauern aus dem Landkreis Trier-Saarburg haben über Wölfe und Politik diskutiert.

 Wie war die Rolle des Wolfs in der Vergangenheit in der Region? Dittmar Lauer (stehend) stellt  seine Untersuchung zu diesem Thema vor.

Wie war die Rolle des Wolfs in der Vergangenheit in der Region? Dittmar Lauer (stehend) stellt  seine Untersuchung zu diesem Thema vor.

Foto: Jürgen Boie

() Der Wolf steht oft im Interesse der Medien und der städtischen Bevölkerung. Doch wie sieht es auf dem Land aus? Der Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen Saarburg hatte zur Podiumsdiskussion eingeladen.

„Wer hat Angst vorm bösen Wolf?“ ist der Titel von Dittmar Lauers Buch. Der Architekt aus Kell am See hat sich intensiv mit dem Wolf im Hochwald und im Hunsrück beschäftigt. Seine These: Der Wolf ist ein wildes Tier. Er hat als ein göttliches Geschöpf seine Daseinsberechtigung. Die großen Emotionen, die bei der Diskussion über den Wolf zutage treten, beruhen auf einer mythologischen Überhöhung des klugen, aber scheuen Tieres. Eine weitgehend auf Desinformation basierende Vernichtungskampagne im 19. Jahrhundert führte zu einer vollständigen Ausrottung des Wolfs in Deutschland. Dabei sind keinerlei durch einen Wolf verursachte Todesfälle in der Region dokumentiert.

Lauers Glaubwürdigkeit beruht auf seiner akribischen Vorgehensweise in der Untersuchung der Geschichte des Wolfs. Er ging in die Archive und wertete amtliche Dokumente aus. Damit steht seine These auf einem Fundament, das weitgehend immun ist gegen emotionale Ausbrüche, wie sie in der Diskussion mit den Vertretern der Winzer und Bauern zutage traten. Auf dem politisch einseitig besetzten Podium saßen der Bundestagsabgeordnete Andreas Steier (CDU), der Landtagsabgeordnete Arnold Schmitt (CDU), der ehemalige Landtagsabgeordnete Dieter Schmitt (CDU), Landrat Günther Schartz (CDU), Jürgen Dixius (CDU, Bürgermeister der VG Saarburg), Martin Alten (CDU, Bürgermeister VG Kell am See), Vereinsvorsitzender Günter Hunsicker und Gerhard Brenner (Kreisgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau). Hunsicker hatte im Vorfeld erklärt, alle Parteien außer der AfD eingeladen zu haben. Allerdings hätten allein die Vertreter der Christdemokraten zugesagt. Die rund 30 Besucher des Forums äußerten sich mitunter sehr emotional und sprachen sich eindeutig gegen den Wolf aus. Dabei bekamen insbesondere Tierschützer, die Grünen und die Presse ihr Fett ab. Es entstand mitunter der Eindruck: Erst kommt der Mensch, dann das Vieh – und dann irgendwann der Wolf.

Die Vertreter der Politik waren mit den Landwirten im Publikum weitgehend einer Meinung. „Tourismuswerbung mit dem Wolf sähe ich am liebsten so: ‚Kommen Sie in den wolfsfreien Landkreis Trier-Saarburg!‘“, meinte Jürgen Dixius und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Doch die Veranstaltung kümmerte sich nicht nur um aktuelle und zukünftige Probleme mit dem Wolf. Auch der Berliner Koalitionsvertrag, die Bedeutung des ländlichen Raums und die Sicherung der Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe standen auf der Tagesordnung. Dieter Schmitt zeigte dabei die großen Linien auf: Kein Gegensatz zwischen Landwirtschaft und Weinbau einerseits und Verbraucher- und Naturschutz andererseits. Die Gegner des bäuerlichen Familienbetriebs seien nicht die Biobauern, sondern die Agrarfabriken mit zum Teil über 1000 Hektar Anbaufläche.

 ARCHIV - 27.02.2017, Bayern, Poing: Ein Wolf  steht in einem Wildpark in seinem Gehege. (zu dpa «Wolfsbejagung in Rheinland-Pfalz» vom 18.03.2018) Foto: Alexander Heinl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 27.02.2017, Bayern, Poing: Ein Wolf  steht in einem Wildpark in seinem Gehege. (zu dpa «Wolfsbejagung in Rheinland-Pfalz» vom 18.03.2018) Foto: Alexander Heinl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Alexander Heinl

Steier, Arnold Schmitt und Schartz vertraten die Meinung, dass der ländliche Raum im Koalitionsvertrag gut bedient werde. Große Hoffnungen ruhen auf der neuen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Auch der Umstand, dass es ein Heimatministerium gibt, schüre die Zuversicht, dass die Anliegen der Bürger im ländlichen Raum zukünftig besser berücksichtigt würden, hieß es. Von der Presse erwarte man mehr positive Berichterstattung über die Arbeit der Winzer und Bauern. „Wir ernähren die Bevölkerung, arbeiten 365 Tage im Jahr und erhalten keine Wertschätzung“, sagte Hunsicker. Unter diesen Umständen sei es schwer, das seit Jahren anhaltende Höfesterben zu stoppen.

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