Erstaunte Zuhörer bei Weltkriegskonzert

Wawern · Die Zuhörer haben im Rahmen der 20. Kulturellen Tage in Wawern mit dem Konzert "Chant de Linos" in der ehemaligen Synagoge einen besonderen Augenblick der Musikgeschichte erlebt.

Wawern. Ein Wagnis war es allemal, Musik aus der Zeit der beiden Weltkriege aus Frankreich und Deutschland und die Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 aufzuführen. Kann man mit Musik aus dieser Zeit etwas anfangen? Man kann. Und das mit dem seltenen Zusammenspiel von Klavier (Klauspeter Bungert) und Flöte (Christoph Riemenschneider). Der historische Hintergrund: 1870. Die deutsch-preußischen Truppen belagern Paris. Die Menschen hungern. César Franck vertont eine Ode an die belagerte Stadt. Die Zuhörer in der ehemaligen Synagoge können den Text mitlesen, während Klavier und Flöte die Musik interpretieren.
Große Emotionen


Plötzlich ahnen die Zuhörer etwas von den Emotionen, die später die beiden großen Kriege vorbereiteten. Versailles. Deutsche Kaiserkrönung dort. Der unselige Versailler Vertrag. Der Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs. Der Gaskrieg. Verdun. Ypern. Die endgültige Neuordnung der Welt durch ihren Untergang. Neben André Caplets Zyklus "Le pain quotidien", der "Appassionata" (Leidenschaft, Erregtheit) von Sigfrid Karg-Elert und der "Ballade" von Frank Martin stand ein Werk im Mittelpunkt: "Chant de Linos" von André Jolivet. Eine Totenklage aus archaischen Rhythmen und Skalen mit Bezügen zur griechischen Mythologie. Der Totentanz dreier großer Kriege mit mehr als 100 Millionen Toten.
Die Zuhörer schwankten zwischen Erstaunen, Betroffenheit und Begeisterung für die Künstler. red

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