Erste Azubis schon in Rente

KASEL/OSBURG. Für vorbildliches Engagement um die Berufsausbildung ehrt die Handwerkskammer Trier heute zusammen mit Landrat Günther Schartz fünf Betriebe aus dem Kreis Trier-Saarburg.

Zwei dieser Ausbildungsbetriebe sind in der Verbandsgemeinde Ruwer niedergelassen: Der Malerbetrieb Höllen in Osburg und der Dachdeckerbetrieb Heinrich Scholtes und Sohn in Kasel. Marc Höllen, Juniorchef des 1959 gegründeten Betriebs in Osburg, wundert sich ein wenig. "Ich weiß gar nicht, wie wir zu so viel Ehre kommen. Wir haben seit 1962 immer junge Leute ausgebildet", sagt der Malermeister im Gespräch mit dem TV. Das klingt bescheiden, doch Höllens Statistik ist beeindruckend: 39 Lehrlinge wurden in den vergangenen 44 Jahren bis zur Gesellenprüfung gebracht. Sechs von ihnen legten später die Meisterprüfung ab und führen heute zum Teil eigene Betriebe. Die beiden ersten Azubis von 1962 sind schon in Rente. Zur Zeit bildet Höllen wieder zwei junge Männer aus. Andreas Franzen durchläuft gerade sein erstes Lehrjahr, Tobias Schirra befindet sich im zweiten Jahr. Im Sommer soll noch ein dritter Azubi hinzukommen. Leichter geworden sei es mit der Ausbildung nicht, sagt der Lehrherr. "Früher kamen die hier an, erledigten ihre drei Lehrjahre und machten ihre Gesellenprüfung", erinnert sich Höllen. Doch in den letzten Jahren seien die Bewerber im Niveau immer schlechter geworden, und solche Dinge wie Schule schwänzen seien früher undenkbar gewesen. Höllen: "Zum Glück ist dies aber immer noch die Ausnahme. Erstaunlich ist aber, wie schlecht manche Schulabgänger heute lesen und rechnen können." Doch der Meister sieht sich in der Verantwortung. Jeden Samstag lässt er einen der Lehrlinge in den Betrieb kommen. Dann werden die Berichtshefte und die theoretischen Fortschritte überprüft. Schon in der sechsten Generation betreibt Familie Scholtes ihren Dachdeckerbetrieb in Kasel - und die Ausbildung hat dort immer dazu gehört. Heute führt Heinrich Scholtes, seit fünf Jahren Obermeister der Dachdeckerinnung Trier-Wittlich-Saarburg, das Geschäft mit rund 15 Beschäftigten. Scholtes: "Wir haben immer viel ausgebildet. Im Durchschnitt zwei bis drei Lehrlinge sind viel für diese Betriebsgröße. Hinzu kommen regelmäßig Berufspraktikanten von den Schulen." Wegen der schwachen Baukonjunktur könne er zur Zeit aber leider nur einen Lehrling ausbilden. Daniel Müller ist bisher sein erfolgreichster "Schüler". Er hat kürzlich die Dachdeckerprüfung absolviert und arbeitet nun als Geselle in der Firma mit. Der junge Mann glänzte durch besondere Leistungen. So wurde er erster Landessieger und zweiter Bundessieger beim Leistungswettbewerb des Dachdeckerhandwerks. Erst "Eignungstest" als Praktikant

Abbrecher, die erkennen mussten, dass dieses Handwerk doch nicht ihr Fall ist, gibt es bei Meister Scholtes nicht. Und das hat seinen Grund. Scholtes: "Ich stelle grundsätzlich nur den als Lehrling ein, der mindestens zweimal als Praktikant bei uns mitgearbeitet hat. Wer bei uns anfängt, muss wissen, was Dachdeckerarbeit bedeutet und worauf er sich da einlässt." Die Dachdeckerei sei halt noch immer harte Knochenarbeit, und absolut schwindelfrei müsse man auch sein. Das liege eben in der Natur der Sache. Dass sein Betrieb nun eine Auszeichnung erhält, findet Heinrich Scholtes zwar sehr schön, aber andererseits wundert es ihn auch etwas. Wie für Malermeister Höllen ist es auch für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass Handwerksbetriebe ihren eigenen Nachwuchs ausbilden. In einer kleinen Feierstunde werden die Betriebe heute, 11 Uhr, im Sitzungssaal der Kreisverwaltung Trier-Saarburg geehrt. Neben der Osburger und der Kaseler Firma erhalten auch drei Betriebe aus Saarburg - ein Heizungsbauer, ein Straßenbaubetrieb und eine Fleischerei - die Auszeichnung.

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