Historischer Markt Puppenspieler, Hexe und Kupferschmied

Reinsfeld · Der eigene Mittelaltermarkt ist beim Karnevalsverein Reinsfeld seit Jahren im Gespräch. Nun macht der Verein Ernst.

 Ulrich Karthäuser in seinem Element beim Reinsfelder Mittelaltermarkt. Er baut Trommeln, wie sie auch im Mittelalter hätten hergestellt werden können. Ein Hobby mit Suchtpozential, wie er eingesteht. Denn er könne einfach nicht mehr aufhören.

Ulrich Karthäuser in seinem Element beim Reinsfelder Mittelaltermarkt. Er baut Trommeln, wie sie auch im Mittelalter hätten hergestellt werden können. Ein Hobby mit Suchtpozential, wie er eingesteht. Denn er könne einfach nicht mehr aufhören.

Foto: Ursula Schmieder

Handwerker, die ihr Können zeigen, und Besucher, die sich im Filzen üben oder Dreadlock-Schnüre knoten. Der erste Mittelaltermarkt in Reinsfeld bot einiges, einschließlich fertiger Handwerksarbeiten und einem Puppenspieler, der Kinder und Erwachsene verzauberte. Auf die Älteren hatte es auch „Hexe Cara“ abgesehen. Sie war auf der Hut vor „frei laufenden Kindern“, die einen ja schon mal in Backöfen schubsten. Glücklicherweise gab es den Backofen in Reinsfeld nicht. Es wurde am offenen Feuer gegrillt, wozu die Wikinger- Taverne Met- und Whiskey-Bier als Durstlöscher anbot.

An den Handwerkerzelten durfte dem Meister der „Kupfergeschmeiderey“ ebenso über die Schulter geschaut werden wie der Flechterin Tanja Karthäuser. Ihre Hanfseil-Gurte sind für Trommeln bestimmt, die ihr Vater Ulrich Karthäuser aus Baumstamm-Abschnitten schlägt: mit einem Fäustel und einem Stechbeitel arbeitet er sich dafür Span für Span vor. Denn so ist mittelalterlicher Trommelbau für ihn „plausibel“. Ursprüngliche wollte er mit den Instrumenten nur handeln. Doch da er nichts fand, was ihn überzeugte, wurde er selbst aktiv und kann seither nicht mehr aufhören.

Heike Schmitz, die nebenan selbst gefärbte Wolle spinnt, geht es ähnlich. „Das ist kein Hobby – das ist Meditation“, sagt die Rentnerin, die ihre Arbeit „nach alter Tradition“ immer wieder bei Mittelaltermärkten vorstellt. So komme sie nicht nur an schöne Orte wie Reinsfeld. Sie liebt es auch, im Zelt zu schlafen, das Miteinander und den Zusammenhalt zu erleben, was im Alltag oft fehle.

 Heike Schmitz fährt als passionierte Wollspinnerin und Färberin zu vielen Mittelaltermärkten.

Heike Schmitz fährt als passionierte Wollspinnerin und Färberin zu vielen Mittelaltermärkten.

Foto: Ursula Schmieder

Der eigene Mittelaltermarkt ist beim Karnevalsverein Reinsfeld seit Jahren im Gespräch. Nun machte der Verein Ernst, wie das „Rittern, Barden und Gauklern“ gewidmete Sessions-Motto erahnen ließ. „Wir haben das jetzt einfach mal probiert“, sagt Vorsitzender Gerrit Herrloch, der mit Ehefrau Daniela, die Mittelaltermärkte liebt, 2010 das Prinzenpaar stellte. Für den Markt setzte der Verein auf einen darauf spezialisierten Veranstalter, mit dem man sich Fortsetzungen im Zwei-Jahres-Rhythmus vorstellen kann. Bestärkt sieht sich Herrloch in der „sehr positiven“ Premiere mit Besuchern aus dem Ort wie darüber hinaus.

Rita Biel aus Thalfang war froh, dass sie mit ihrer Enkelin gar nicht weit fahren musste. Der Mittelaltermarkt sei richtig schön, gemütlich und familiär. „Es ist ein Anfang“, lobte auch Arnold Günther aus Schillingen den Mittelaltermarkt.

Für die Reinsfelder Karnevalistin Gitta Fries-Dietz kommt der Verein damit wichtigen Aufgaben nach: im Gespräch zu bleiben und etwas für die Bürger zu tun.

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