"Es gab große Mängel"

HERMESKEIL. Ganzjahresbad – ja oder nein? Diese Frage wurde in den vergangenen Tagen in der Hochwaldstadt kontrovers diskutiert. Nachdem Udo Moser (BFB) die Absage an die Idee eines Kombi-Bads im TV kritisiert hatte, verteidigt die Gegenseite nun noch einmal ihr Festhalten an der Freibad-Sanierung.

Udo Mosers Vorwurf war unmissverständlich: Der BFB-Politiker ist der Auffassung, dass der Bau eines Ganzjahresbads in Hermeskeil eine sinnvolle Sache gewesen wäre. Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) habe diesem Konzept aber "für sich und über die Köpfe der Ratsmitglieder und Bürger hinweg" von vornherein keine Chance gegeben, obwohl ihm die vom Büro "Lehmkuhl und Scherbart" vorgelegte Idee seit etwa einem Jahr bekannt gewesen war. Hülpes räumt zwar ein, dass dies zutrifft: "Das Konzept war damals aber noch völlig vage. Es haben Angaben gefehlt, es gab große Mängel, und es war in keiner Fassung, die man hätte beraten können." Die Verwaltung habe schon zu diesem Zeitpunkt Bedenken geäußert und darauf hingewiesen, dass mehrere Kalkulationsgrößen wie die geschätzte Besucherzahl "unrealistisch sind". Zudem stellt Hülpes klar, dass das Büro aus Meckenheim "geplant hat, ohne dass wir dazu einen Auftrag erteilt hätten". Vielmehr besteht seit 2003 der Beschluss des VG-Rats, das Freibad zu sanieren. "Auch die angeblichen Investoren wurden uns nie genannt", fügt Hülpes hinzu. Kein gutes Haar lässt auch seine Parteifreundin Claudia Fuchs, zugleich Vorsitzende des Fördervereins "Rettet das Freibad", an dem Konzept für das Ganzjahres-Bad. "Das ist eine Luftnummer", sagt sie dem TV. Fuchs glaubt, dass "das Thema für den Wahlkampf missbraucht wird" und bezeichnet den Vorwurf, dass Hülpes "das tolle Angebot in seiner Schublade versteckt hat" als "Märchen".Fuchs: Konzept bereits im September im Sportausschuss

Denn das Planungsbüro sei mit der Idee des Kombi-Bads nicht nur beim Vorstand des Fördervereins vorstellig geworden. Im September 2005 wurde das Konzept "unter Beteiligung aller Fraktionen" auch im Sport- und Freizeitanlagen-Ausschuss vorgestellt. "Warum hat sich denn damals niemand dafür interessiert", fragt Fuchs. Zumindest mündlich erwähnte Hülpes im Dezember 2005 im Rat die Existenz eines solchen Ganzjahres-Konzepts. In dieser Sitzung hatte das Gremium jedoch mehrheitlich die Entscheidung aus dem Jahr 2003 bestätigt und für die Freibad-Sanierung votiert. "Wir haben damit das geschafft, wofür wir fünf Jahre gekämpft haben", stellt sich Fuchs mit Nachdruck hinter die Modernisierung des bestehenden Bades. Zudem gibt es aus ihrer Sicht mehrere Argumente, die gegen ein privat betriebenes Kombi-Bad sprechen. So müssten dort wesentlich höhere Eintrittspreise bezahlt werden. Zudem habe der Investor von der Verbandsgemeinde einen jährlichen Zuschuss von 150 000 Euro gefordert, so die CDU-Politikerin weiter. Diese Aussage bestätigt auch Hülpes. Er betont zudem, "dass wir das Hallenbad weiterbetreiben müssen". In Rheinland-Pfalz ist nämlich gesetzlich vorgeschrieben, dass Schulen und Vereine Schwimmbäder kostenlos benutzen dürfen. Uwe Roßmann betont, dass für die SPD ein Punkt entscheidend war für den Antrag in der jüngsten VG-Ratssitzung, dass Lehmkuhl und Scherbart ihr Konzept vorstellen sollten. "Wir wollten wissen, ob das Konzept eine Möglichkeit bietet, mit der sich die Anzahl der Bäder in Hermeskeil von zwei auf eins reduzieren lässt", sagt der Fraktionssprecher, der in diesem Zusammenhang die Informationspolitik des Bürgermeisters bemängelt. Weil bis zu diesem Zeitpunkt der Antrag für die Freibad-Sanierung noch nicht nach Mainz geschickt worden war, sei die Suche nach Alternativen durchaus sinnvoll und berechtigt gewesen, sagt Roßmann. "Wir hätten aber auch nach diesem Konzept zwei Bäder - ein kommunales und ein privates." Laut Hülpes hat die SPD in der nichtöffentlichen Sitzung jedoch keinen Antrag gestellt, ein Ganzjahresbad in Hermeskeil zu diskutieren. Damit bleibt es bei der alten Beschlusslage - nämlich der Freibad-Sanierung. "Wenn der Förderantrag endlich in Mainz vorliegt, ist das ein Ergebnis, mit dem wir gut leben können", betont Roßmann. Die Voraussetzungen dafür seien erfüllt, sagt Hülpes auf TV-Anfrage. Denn am Donnerstag habe diese Post das Hermeskeiler Rathaus in Richtung Landeshauptstadt verlassen.

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