"Es gibt keine Alternative"

Trier/Igel/Konz. · Die Nachbarn wollen, dass sich die Stadt Trier ihrem Ja zum Moselaufstieg bei Igel anschließt. Nur so könne der Verkehrskollaps im Trierer Tal vermieden werden. Triers OB Klaus Jensen hatte eine Abstimmung im Stadtrat platzen lassen, weil er eine Diskussionsrunde zum Moselaufstieg im Mai abwarten will (der TV berichtete).

Wenn ein vielbeschäftigter Verwaltungschef aus dem Landkreis einer Stadtratssitzung in Trier als Zuhörer beiwohnt, dann muss es schon um etwas ganz Besonderes gehen. Etwa um den Moselaufstieg (Visualisierung unten). Den Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden jedenfalls interessierte es brennend, wie sich das Oberzentrum in der Frage der Westumfahrung Triers positioniert.

Frieden und andere Politiker aus dem Konz-Saarburger Raum fordern seit Jahren die Anbindung an die Luxemburg-Autobahn (A 64), um die deutschen und luxemburgischen Grenzgemeinden sowie die Stadt Trier vom Verkehr zu entlasten.

Igel dagegen, Trierweiler dafür



Doch statt des erwarteten Bekenntnisses zum Moselaufstieg, das auch die Trierer Ratsmehrheit von CDU, FWG und FDP ablegen wollte, erlebte der Konzer Bürgermeister, dass sein Kollege Klaus Jensen die Stadtratsvorlage zurückzog und damit eine Abstimmung verhinderte. Er wolle eine öffentliche Diskussionsrunde mit Anhörung zum Thema am 16. Mai (siehe Extra) abwarten, so Jensens Begründung.

Für Frieden steht außer Zweifel, dass dieser Termin nur ein Ergebnis bringen kann: "Zum alten, planfestgestellten Moselaufstieg gibt es keine Alternative." Trier habe sich von den alternativen Moselaufstiegen im Westen verabschiedet, aber nicht gesagt, wie es weitergehe. Stattdessen, so Frieden weiter, habe man mit der Nordbrücke vom Verteilerkreis nach Biewer einen "Nebenkriegsschauplatz" ins Spiel gebracht.

Der Kreis sei sich in der Bedeutung des Moselaufstiegs einig. Darauf verweist Landrat Günther Schartz. Sein Appell an Trier: "Regional, nicht lokal denken." Der Kreis erwarte von der Stadt, dass sie sich klar und eindeutig zum Moselaufstieg bei Konz/Igel positioniere und ihn unterstütze. Schartz: "Es hat eine breite Bürgerbeteiligung gegeben. Die Trasse zwischen Igel und Zewen ist die einzig realistische und auch die günstigste und effektivste Lösung."

Trier-Lands Beigeordneter Michael Holstein befürchtet, dass der Moselaufstieg ohne regionalen Konsens keine Chance hat, in den ab 2015 geltenden neuen Bundesverkehrswegeplan aufgenommen zu werden. "Es geht nur, wenn wir an einem Strang ziehen, das hat auch Wirtschaftsminister Hering deutlich gemacht."

In den Anrainergemeinden Trier-Lands wird der Moselaufstieg unterschiedlich beurteilt. Gemeinderat und Bürger in Igel sind strikt dagegen. Sie erwarten keine Verkehrsentlastung für ihren Ort, stattdessen mehr Lärm und eine Zerstörung der Umwelt. Trierweiler erhofft sich dagegen eine Entlastung vom Durchgangsverkehr.

EXTRA

DISKUSSIONSRUNDE



Moselaufstieg: Die Stadt Trier lädt zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ein. Termin: Montag, 16. Mai, im Tagungszentrum der Indus trie- und Handelskammer Trier, Herzogenbuscherstraße 12 in Trier-Nord. Beginn ist um 19 Uhr (und nicht wie zunächst bekanntgegeben schon um 17 Uhr). Bei dieser Podiumsdiskussion sollen die Vor- und Nachteile des Moselaufstiegs zwischen Igel und Trier-Zewen erörtert werden. Laut Verwaltung sollen Bürger und Interessenvertretungen Gelegenheit bekommen, ihre Meinungen zu äußern, damit diese in die Entscheidungsfindung des Stadtrates einfließen können. Ob es dazu Vorträge gibt, wer auf dem Podium vertreten ist und wie der Abend ablaufen soll, wird derzeit noch geplant, heißt es auf TV-Anfrage im Trierer Presseamt. cus Meinung

Der Eiertanz mit dem Moselaufstieg


Der Moselaufstieg steht unter keinem guten Stern. Seit Jahren wird er in parteipolitischen Mühlsteinen zerrieben, dabei droht der Großraum Trier-Luxemburg im Verkehr zu ersticken. Das geplante Straßenstück ist ein Zombie: nie ganz tot, aber auch nie so ernsthaft wahrgenommen, wie es das Projekt angesichts seiner strukturpolitischen Bedeutung verdient hätte. Und auch im Trierer Stadtrat blieb der Moselaufstieg seiner Bestimmung treu: Er geriet zwischen die parteipolitischen Fronten. Weder gibt man ihn auf, noch ist man bereit, sich voll und ganz hinter ihn zu stellen. Die Stadt Trier vollführt Eiertänze. Zuerst bringt sie unsinnige Alternativrouten ins Spiel, dann sucht sie ihr Heil in einer Nordbrücke. Die Verantwortlichen sollten sich endlich zu einem Ja oder Nein durchringen.
a.follmann@volksfreund.de

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