Es knirscht wieder im Wellener Rat

Wellen · Die von Sickerwasser durchtränkte Kindertagesstätte Wellen wird trockengelegt. Einstimmig hat der Gemeinderat die Sanierungsarbeiten vergeben. Vorerst geplatzt ist nach ratsinternen Querelen der Bau einer Aussichtsplattform an der neuen Moselbrücke.

 Die Baustelle der neuen Moselbrücke in Wellen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Die Baustelle der neuen Moselbrücke in Wellen. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Wellen. Im Wellener Gemeinderat kann es bekanntlich heftig zur Sache gehen. Auch in der jüngsten Sitzung, die vom ersten Beigeordneten Dietmar Haag geleitet wurde, machte das Gremium keine Ausnahme. Es ging um die Frage, ob der Bau einer Aussichtsplattform an der neuen Moselbrücke am Wellener Ortseingang als zusätzlicher Beschlusspunkt in die Tagesordnung aufgenommen werden sollte. Bürgermeister Karl-Heinz Frieden von der Verbandsgemeinde (VG) Konz war wegen dieses Punktes eigens zur Sitzung erschienen - allerdings vergebens, denn die SPD-Fraktion blockte ab. Bürgermeister verlässt Sitzung

Herbert Huber (SPD): "Das kommt wieder einmal völlig kurzfristig - wieder sollen wir blind über etwas entscheiden, ohne die genauen Fakten auf dem Tisch zu haben." Außerdem habe es früher geheißen, dass Wellen nicht an der Finanzierung dieses Projekts beteiligt werde, erklärte seine Fraktionskollegin Kornelia Effling. Schließlich stimmte die SPD dagegen. Dadurch fehlte es bei nur acht anwesenden Ratsmitgliedern an der erforderlichen Zweidrittelmehrheit. "Es ist festzuhalten, dass die SPD-Fraktion die Verschönerung des Wellener Ortseingangs verhindert hat", erklärten die Wählergemeinschaft Dostert (WG) und die CDU-Fraktion. Die nun einsetzende Debatte wurde für Bürgermeister Frieden zum Aufbruchssignal: "Schön, dann macht mal weiter. Das hat ja keinen Sinn, bin dann mal weg. Tschüß!" Zuvor hatte der Verwaltungschef erläutert, was da als Touristenattraktion an der neuen Brücke geplant war: eine Aussichtsplattform in Höhe des ehemaligen Zollhäuschens auf deutscher Seite. Wegen der Planung und der laufenden Tiefbauarbeiten am Brückenkopf müsse die Entscheidung kurzfristig fallen. Ein späterer Bau dieser Anlage werde erheblich teurer. Es gebe EU-Mittel aus dem Leader-Programm und Grevenmacher wolle sich auch beteiligen. Für die VG Konz biete er eine Zwei-Drittel-Beteiligung am Anteil der Gemeinde Wellen, die damit auf etwa 5000 Euro Selbstbeteiligung käme. Die Frage, ob die Plattform noch so verwirklicht werden kann, blieb am Montagabend ungeklärt. Doch schon nächsten Dienstag, 23. Juli, 19 Uhr, trifft sich der Wellener Rat erneut. Die Einladung ging am Mittwochnachmittag raus. Die Sanierungsvergabe für die Kita ging reibungslos und einstimmig über die Bühne. Ebenso die Zustimmung zu den rund 20 000 Euro Mehrkosten, die das Projekt erfordern wird. Die Gesamtkosten werden nun mit rund 41 000 Euro veranschlagt. Die Arbeiten sollen in Kürze beginnen. Vor der Abstimmung erläuterte Architekt Peter Conen aus Trier die Details der umfangreichen Arbeiten (siehe Extra).Meinung

Gast wendet sich mit Grausen abAbsurdes Theater in der Wellener Kommunalpolitik: Mit lautem Getöse war im April eine Gemeinderatssitzung geplatzt und musste wiederholt werden. Die Folge damals: Gegenseitige Beschimpfungen und Unterstellungen, Rechtfertigungen und Gegenrechtfertigungen. Die lautstarke Zweitauflage dieser Aprilsitzung ist den Beobachtern noch in Erinnerung. Nun hat es erneut gescheppert, und in einer Extrasitzung muss nachgeholt werden, was längst hätte erledigt sein können. Déjà-vu-Erlebnis im Wellener Ratssaal. Wohlgemerkt: Der von der SPD-Fraktion blockierte Beschluss betraf nur die Aufnahme eines zusätzlichen Punktes in die Tagesordnung, nicht die Inhalte dieses Themas. Darüber hätte der Rat anschließend trefflich debattieren können, wenn es möglich gewesen wäre. Aber dies war nach dem Nein der SPD nicht mehr möglich, und der als Gast erschienene Bürgermeister Karl-Heinz Frieden wandte sich mit Grausen ab. Nun geht es am nächsten Mittwoch erneut mit einer Sondersitzung in die zweite Runde. Die verspricht kurzweilig zu werden. nachrichten.red@volksfreund.deExtra

Die von Architekt Peter Conen aufgestellte Baukostenschätzung für die Kita-Sanierung: Außenanlage mit Entwässerungsgraben (9000 Euro), Sockelsanierung/Isolierung der äußeren Gebäuderänder (7000 Euro), Arbeiten am Abwasserkanal von Küche und Personal-WC (4500 Euro), Innensanierung einschließlich Putzarbeiten (6500 Euro), Malerarbeiten und "Unvorhergesehenes" (3000 Euro), Honorarkosten gesamt (5000 Euro). Die Kommunalaufsicht hat nach Angaben von Beigeordnetem Dietmar Haag den Wellener Haushaltsplan 2013/2014 in Höhe von 250 000 Euro kritisiert und die Gemeinde zu äußerster Sparsamkeit aufgefordert. Die Sanierung der maroden Bahnüberführung Moselstraße (der TV berichtete) wird gefördert: Von den Kosten, insgesamt 180 000 Euro, sind rund 128 000 Euro förderungsfähig. Demnach wird das Land rund 104 000 Euro übernehmen. Mit dem Baubeginn ist in den nächsten zwei bis vier Monaten zu rechnen. Beigeordneter Haag: "Aber wenn wir erst im Oktober anfangen können, sollten wir bis zum Frühjahr 2014 warten." Für eine Erweiterung der Straßenbeleuchtung in der Moselstraße ging auf Empfehlung des Bauausschusses der Auftrag an RWE. Kosten: Rund 1900 Euro. Als neues Ratsmitglied wurde Thomas Hoffmann (WG-Fraktion) eingeführt. Hoffmann übernahm das Mandat des ausgeschiedenen Ratsmitglieds Claudia Högner. f.k.

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