Es qualmt und lärmt am Züscher Hammer

Züsch · Mit zwei Neuerungen will der Förderverein den Züscher Hammer für Besucher interessanter machen. Am Industriedenkmal wurde jetzt ein Schaumeiler aufgestellt. Er zeigt, wie die Holzkohle hergestellt wurde, die für die Produktion im einstigen Eisenwerk nötig war. Außerdem gibt es im Hammer nun Licht, was Vorführungen am Abend möglich macht.

Züsch. Er ist eine der historisch bedeutsamsten Sehenswürdigkeiten im Hochwald, lag aber lange im Dornröschenschlaf, bevor er vor einigen Jahren daraus geweckt wurde. Die Rede ist vom Züscher Hammer, der einst in vorindustrieller Zeit - also im 17. und 18. Jahrhundert - das größte Eisenwerk weit und breit war (siehe Extra). Seit 2007 bietet der etwa 40 Mitglieder starke Förderverein wieder regelmäßig Besichtigungstermine am Industriedenkmal an, das in der Nähe des Primstal-Stausees liegt.
Für Gruppen macht der Förderverein auch Vorführungen. Dann dreht sich das große Schaufelrad, das vom Wasser des Altbachs betrieben wird, und im Inneren pocht das Hammerwerk. Bei diesen Gelegenheiten schmieden und bearbeiten die Männer vom Förderverein das glühende Eisen. Rund 1000 Besucher kommen pro Jahr am Züscher Hammer vorbei. "Damit sind wir mehr als zufrieden", betont Hans-Walter Ganz vom Förderverein.
Brennmaterial aus Meilern


Weil die rührige Truppe die Vorführungen am Industriedenkmal noch attraktiver machen will und die Besucher noch mehr Informationen über die Eisenproduktion in früheren Zeiten erhalten sollen, hat sie auf dem Gelände einen Kohlenmeiler aufgestellt. "Damit können wir den Leuten jetzt auch erklären, wie das Brennmaterial hergestellt wurde, mit dem man den Schmelzofen gefüttert hat", sagt der Fördervereinsvorsitzende Hermann Meter. Für die Eisenproduktion brauchten die früheren Hüttenarbeiter nämlich Feuer - und dafür war wiederum Holzkohle nötig.
Also wurden einst im Hochwald an vielen Stellen die sogenannten Kohlemeiler aufgestellt. Diese mit Erde und Zweigen luftdicht abgedeckten Holzhaufen wurden vom Köhler - so die Berufsbezeichnung - angezündet und ein Schwelbrand erzeugt. Die "Kunst des Köhlers", so Revierförster Willi Zimmermann, war es dabei, die langsame Verbrennung des Holzes richtig zu regulieren. "Dafür hat er mit einer Stange immer wieder Luftlöcher in den Holzhaufen gestoßen. Kam weißer Rauch heraus, wusste er, dass der Verkohlungsprozess optimal läuft", erklärt Zimmermann. Weil es etwa eine Woche dauerte, bis der Meiler komplett abgebrannt war, bauten sich viele Köhler einfache Hütten in die Nähe ihrer Arbeitsstelle. Sie legten damit die Keimzelle für die Entstehung der heutigen Ortschaften Neuhütten, Damflos oder Abtei, die im Volksmund bis heute als Waldhüttendörfer bezeichnet wurden.
In Eigenleistung hat der Förderverein einen Kohlemeiler nachgebaut und daneben eine Informationstafel zur Arbeit der "schwarzen Gesellen" gestellt. Damit soll den Besuchern nun auch diese wichtige Voraussetzung für die Eisenproduktion am Züscher Hammer deutlich gemacht werden. Außerdem gibt es im Hammergebäude, das aus dem Arbeitsbereich und einem kleinen Ausstellungsteil mit historischen Werkszeugen besteht, nun dank Sponsoren einen Stromanschluss. "Wir haben jetzt also eine Beleuchtung und können auch abends Vorführungen machen", sagt Meter.
Für den Förderverein ist schließlich auch die Aussicht erfreulich, dass künftig noch mehr Wanderer am Züscher Hammer vorbeikommen. Der Kurs der Dollberg-Traumschleife, die schon weitgehend ausgeschildert ist und bald offiziell eröffnet wird, führt direkt am Industriedenkmal vorbei.

Der Züscher Hammer ist von April bis Oktober an jedem ersten Samstag und Sonntag des Monats von 14 bis 17 Uhr für Besichtigungen geöffnet. Gruppen können bei der Tourist-Information Hermeskeil (Telefon 06503/95350) oder beim Förderverein (Telefon 06503/7721) einen Vorführungs-Termin vereinbaren.
Die Existenz eines Eisenwerks in der Nähe von Züsch wird bereits in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) erwähnt. Der große Aufschwung der Schmelze begann allerdings erst Ende des 17. Jahrhunderts. Der aus Wallonien - dem französischsprachigen Teil des heutigen Belgiens - stammende Unternehmer Joseph de Hauzeur machte aus dem Züscher Hammer die größte Eisenverhüttungsanlage im Hunsrück. Viele zugezogene Arbeiter aus Wallonien fanden dort Lohn und Brot. In Neuhütten oder Damflos erinnern daran heute noch Familiennamen wie Düpre oder Lorang. In seiner Blütezeit sicherte der vorindustrielle Betrieb auch vielen "Zulieferern" - zum Beispiel den Holzfällern und Kohlebrennern - den Arbeitsplatz. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde das Eisenhüttenwerk etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts stillgelegt. Weil 1980 nur noch Ruinenreste übrig geblieben waren, wäre der Hammer beinahe dem Bau der Primstalsperrre zum Opfer gefallen und im Wasser versunken. Die Gemeinde Züsch verhinderte das aber und kaufte das Gelände vom Hammerweiher bis zum Vorstau der Primstalsperre. 1983 wurden die Reste des Hammergebäudes freigelegt. Das Rheinische Landesmuseum machte weitere Ausgrabungen, über denen 1995/96 ein Schutzbau aus Holz erbaut wurde. 2001 wurde dort das rekonstruierte, von Wasserkraft betriebene Hammerwerk wieder in Betrieb genommen. ax

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