"Es surrt so laut, das ist wie Tinnitus"

Paschel-Steinbachweier · Derzeit stellt die Verbandsgemeinde (VG) Konz nicht nur ihren Stadtteilen und Ortsgemeinden ihre Windkraftpläne vor, sondern auch den betroffenen Dörfern der Nachbar-VG Kell. Paschel liegt mit seinem Ortsteil Steinbachweier schon sehr dicht an vorhandenen Konzer Windrädern. Gegen weitere weiße Riesen will man kämpfen.

 So sieht ein Abstand von 400 Metern aus: Das Surren der Windräder rings um den Pascheler Ortsteil Steinbachweier vergleichen die Anwohner mit der Hörstörung Tinnitus.

So sieht ein Abstand von 400 Metern aus: Das Surren der Windräder rings um den Pascheler Ortsteil Steinbachweier vergleichen die Anwohner mit der Hörstörung Tinnitus.

Foto: Herbert Thormeyer

Paschel-Steinbachweier. "Der Verkehr auf der B 268 kommt und geht, aber das Surren der Windräder bleibt. Das ist wie Tinnitus, der einfach nicht verschwindet", klagt Herwig Ernst. Er wohnt im Pascheler Ortsteil Steinbachweier und lebt im Schatten mehrerer Windkraftanlagen, die allesamt auf Konzer Gebiet stehen.
Die Verbandsgemeinde Konz hatte Unterlagen ihrer Windkraftpläne nach Paschel geschickt, damit sich der dortige Ortsgemeinderat damit befasst. Weitere Windräder stoßen dort jedoch nicht auf Gegenliebe. Aber die Kritik geht noch weiter. "In diesen Planungen werden Menschen, die unter den Windrädern leiden, in zwei Klassen eingeteilt", erregt sich Ortsbürgermeister Maurice Meysenburg. Worüber er sich aufregt, sind die verschiedenen Abstände zu zusammenhängenden Siedlungen und sogenannten Splittersiedlungen. Bei ersteren müssen 800 Meter und letzteren nur 400 Meter Abstand zu den Windkraftanlagen eingehalten werden. "Es wird unterschieden zwischen Gefahrenabwehr und Vorsorge", ist der Ortschef entsetzt. Splittersiedlungen brauchen demnach also keine Risikovorsorge, im Gegensatz zu größeren Siedlungsflächen. Meysenburg findet das "verwerflich und inakzeptabel".
Doch genau das trifft auf den Ortsteil Steinbachweier zu. Paschel werde das so nicht hinnehmen und für die Ehre und das Wohlergehen seiner Bürger kämpfen. Für das Gebiet der Verbandsgemeinde Kell sind vom Verbandsgemeinderat mit 500 Metern bei Kleinsiedlungen und Gehöften und 1000 Meter bei Ortslagen zwar weitere Strecken, aber dennoch sehr verschiedene Abstände beschlossen worden.
Das Pascheler Ratsmitglied Herrmann Philippi fordert: "Da sollten wir intervenieren." Beschlossen wurde, die Verbandsgemeinde Konz anzuschreiben, damit sich Vertreter dieser Kommune selbst ein Bild der bereits vorhandenen Windkraftsituation in Steinbachweier machen können.
"Wenn der Wind von Nordosten kommt, ist das Geräusch der Windräder am lautesten", berichtet Anne Meier, die im Haus Nr. 14 in Steinbachweier wohnt. Ihre Nachbarin Marita Kreidel weiß: "Bei gekipptem Fenster ist dann an Schlaf nicht zu denken."
Extra

Das sagt der Bürgermeister der VG Konz, Dr. Karl-Heinz Frieden: "Mit der vorliegenden Planung will die Verbandsgemeinde Konz ihrer Verpflichtung zur Ausweisung von Windenergieflächen nachkommen. Aktuell handelt es sich um eine frühzeitige Beteiligung, um allen Betroffenen zu Beginn der Planungen die Möglichkeit zu geben, Bedenken und Einwände zu formulieren. Der Verbandsgemeinderat in Konz wird sich sachlich und fachgerecht mit allen vorgetragenen Argumenten beschäftigen, um damit die Grundlage für die folgende Offenlage zu schaffen. Dem Verbandsgemeinderat in Konz ist ebenfalls bewusst, dass sich im weiteren Verfahren die Potentialflächen noch verändern und verkleinern können." doth

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