Schillingen Botschafterin für ein besonderes Naturerlebnis

Schillingen · 2018 hat das Wetter Eva-Marie Anell einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diesmal steht ihrer Krönung zur Narzissenkönigin nichts im Wege. Am Sonntag ist sie dabei, wenn in Schillingen die gelben Frühlingsboten auf den Ruwerwiesen gefeiert werden.

 Eva-Marie Anell wird am 7. April beim Fest in Schillingen zur Narzissenkönigin gekrönt. Die wild wachsenden gelben Frühlingsboten stehen schon jetzt zahlreich auf den Wiesen an der Ruwer. Foto: Walburga Meyer

Eva-Marie Anell wird am 7. April beim Fest in Schillingen zur Narzissenkönigin gekrönt. Die wild wachsenden gelben Frühlingsboten stehen schon jetzt zahlreich auf den Wiesen an der Ruwer. Foto: Walburga Meyer

Foto: Touristinformation Kell am See/Walburga Meyer

Eva-Marie Anell absolviert in Trier eine Ausbildung zur Bankkauffrau. In ihrem Heimatort Schillingen hat die 20-Jährige eine Aufgabe übernommen, die auf den ersten Blick wie das komplette Gegenteil zu ihrer eher nüchternen zahlenlastigen Berufswelt erscheint. Am Sonntag, 7. April, wird sie zur Narzissenkönigin gekrönt und wirbt dann für eine botanische Besonderheit, die im Frühling auf den Wiesen entlang der Ruwer ihre gelben Köpfchen emporstreckt.

Die wild wachsenden Narzissen im Hochwald zwischen Schillingen, Hentern und Zerf sind ein Naturschauspiel, das jedes Jahr mehrere Tausend Besucher anzieht. Sie kommen zum Fest an der Schillinger Freizeitanlage, das von der Ortsgemeinde und dem Tourismusverein Hochwald-Ferienland organisiert wird – am kommenden Sonntag bereits zum 14. Mal.

Früher bildeten die Narzissen ausgedehnte Blütenteppiche, wurden aber durch die intensivere Waldnutzung, das Aufforsten mit Nadelhölzern und das Abpflücken der Pflanzen stark dezimiert. Durch das Entfernen der Fichten und eine extensive Bewirtschaftung der Ruwerauen hat sich der Bestand seit einiger Zeit wieder erholt.

„Wir wollen möglichst vielen Naturfreunden diese Besonderheit näherbringen“, erklärt Walburga Meyer, Chefin des Hochwald-Ferienlands. Im vergangenen Jahr musste das Fest allerdings kurzfristig abgesagt werden. Das Wetter machte den Organisatoren und auch der designierten Königin einen Strich durch die Rechnung. „Es war einfach zu kalt, es waren keine Narzissen da“, erinnert sich Walburga Meyer. Und ohne die bühenden „Hauptdarstellerinnen“ hätte das Fest doch keinen Sinn gemacht.

Diesmal jedoch sind alle optimistisch: „Die ersten Narzissen blühen ja schon, und bis Sonntag kommen sicher noch einige dazu.“ Die Wetterprognosen deuten auf zweistellige Temperaturen hin. „Damit wird das Fest ganz sicher über die Bühne gehen“, kündigt Walburga Meyer an. Darauf setzt auch Eva-Marie I.: „Die Absage letztes Jahr war sehr schade“, sagt sie. Umso mehr freue sie sich jetzt auf ihren Einsatz. „Einmal Königin sein, das ist doch was Besonderes.“

Das Fest am Sonntag beginnt um 11 Uhr mit der Krönung. Die Narzissenkönigin wird den ganzen Tag vor Ort sein. „Ich fahre zu den Wiesen und versuche mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, beschreibt die 20-Jährige ihre Aufgabe. Auch an den Ständen des Frühlingsmarkts, der an der Freizeitanlage aufgebaut wird, werde sie präsent sein und Flyer zu den Narzissenwiesen verteilen. „Darauf kann man wunderbar nachlesen, wieso sich die Narzissen hier so gut entwickelt haben“, sagt Walburga Meyer.

Nicht nur die gelben Frühlingsboten, auch die Majestät komme bei den Gästen sehr gut an, weiß der Schillinger Ortsbürgermeister Markus Franzen. „Viele lassen sich gern mit ihr fotografieren.“ Die junge Schillingerin engagiere sich bereits auf vielfältige Weise im Dorfleben, lobt der Ortschef. Sie tanze in der Garde des Karnevalsvereins, singe in der heimischen Band „Tschuhbechuck“. Die Naturverbundenheit liege in der Familie. „Die Großeltern haben einen Ferienbetrieb und halten Damwild, das passt alles ganz gut.“

Am Sonntag wird wieder ein Bus zwischen der Freizeitanlage und den Wiesen pendeln. Die Fahrt kostet zwei Euro, das Ticket ist ein kleiner grüner Button, der an der Haltestelle verkauft wird. „Damit kann man den Bus den ganzen Tag lang nutzen“, sagt Franzen.
Tourismuschefin Meyer berichtet von einer Anruferin aus Gießen, die unbedingt die Narzissen sehen wolle. „Sie wollte erst am selben Tag mit dem Zug zurück. Jetzt bleibt sie und übernachtet in der Nähe.“ Das sei auch ein touristisches Ziel des Fests, Urlauber für die Region zu gewinnen. „Man vergisst oft, dass unsere schöne Landschaft für andere nicht selbstverständlich ist“, ergänzt Franzen. In den Vorjahren kamen bis zu 3000 Besucher. Viele machen sich zu Fuß aus den Nachbarorten auf den Weg.

Auch von der Freizeitanlage aus sind die Wiesen über einen Wanderrundweg zu erreichen. Unterwegs können an einem Stand der Regionalmarke Ebbes von Hei Produkte aus der Saar-Hunsrück-Region probiert werden. Außerdem werden Esel vor Ort sein. Informationsstände des Naturparks Saar-Hunsrück, des Nationalparks Hunsrück-Hochwald und des Naturschutzbunds komplettieren das Programm.

 Eva-Marie Anell wird am 7. April beim Fest in Schillingen zur Narzissenkönigin gekrönt. Die wild wachsenden gelben Frühlingsboten zeigen sich schon jetzt zahlreich auf den Wiesen an der Ruwer. 

Eva-Marie Anell wird am 7. April beim Fest in Schillingen zur Narzissenkönigin gekrönt. Die wild wachsenden gelben Frühlingsboten zeigen sich schon jetzt zahlreich auf den Wiesen an der Ruwer. 

Foto: Touristinformation Kell am See/Walburga Meyer

Musikalisch umrahmt wird das Fest vom Duo Moonglow und dem Musikverein aus dem saarländischen Buweiler.

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