Experten warnen vor geteiltem Nationalpark

Hettenrodt · Bei der Fachtagung "Nationalpark Rheinland-Pfalz" hat Umweltministerium Ulrike Höfken den Hochwald als bestens geeignet bezeichnet. Die beste Lösung sei eine große zusammenhängende Fläche und kein Kompromiss, so beurteilten die Experten die Situation. Letzte Klarheit soll ein gemeinsames Gespräch der drei Landräte der Kreise Birkenfeld, Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück mit Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese Anfang September bringen.

Hettenrodt. Möglicherweise könne der Dialogprozess zu einem Nationalpark im Hochwald schon bis Jahresende abgeschlossen werden, verkündete Umweltministerin Ulrike Höfken anlässlich der Fachtagung "Nationalpark Rheinland-Pfalz" am Donnerstag im Bürgerhaus in Hettenrodt. "Von unserer Seite gibt es aber keinerlei Zeitdruck", betonte sie zugleich vor den gut 250 Teilnehmern. Falls alles glatt läuft, könnte nach Aussage der Ministerin bereits im Frühjahr 2013 das förmliche Verfahren zur Anhörung und Ausweisung eines Nationalparks beginnen. Höfken bekräftigte in Hettenrodt einmal mehr, dass der Hochwald naturschutzfachlich "bestens geeignet ist".
In einer Presseerklärung zeigt sich die Grünen-Politikerin zudem "beeindruckt von dem Engagement, mit dem die Region in Arbeitskreisen und Foren den Abstimmungsprozess voranbringt". Sie wies auch auf die vorbildliche Vorarbeit im Wandertourismus hin, was sich in Top-Bewertungen ausdrücke. Man freue sich auch über die positiven Signale aus dem Soonwald, merkte die Ministerin an. Sie bezog sich dabei auf die jüngste Initiative der beiden Landräte Franz-Josef Diel (Bad Kreuznach) und Bertram Fleck (Rhein-Hunsrück-Kreis), die dem Ministerium jetzt eine rund 5600 Hektar große Fläche vorgeschlagen haben.
Die Soonwaldfreunde allerdings reagierten postwendend: Man fühle sich betrogen, weil der ursprüngliche Kompromiss, wonach nur ein maximal 2500 Hektar großes Gebiet im Soonwald infrage kommt, ausgehebelt worden sei. Er war auch Grundlage für den Beschluss des Kreistags in Bad Kreuznach im Juni, der nach wie vor steht. Auch für die Politiker im Kreis Birkenfeld kam der jetzige Vorstoß überraschend: Weder war er mit ihnen abgestimmt noch wurden sie vorher darüber informiert.
Die Ministerin machte bei der Fachtagung noch einmal deutlich: Eine gemeinsame Lösung geht nur im Einvernehmen mit der Hochwald-Region. Letzte Klarheit soll ein gemeinsames Gespräch der drei Landräte der Kreise Birkenfeld, Bad Kreuznach und Rhein-Hunsrück mit Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese am Montag, 3. September, in Mainz bringen. Dr. Matthias Schneider sieht in dieser Frage keinerlei Spielraum. Er verweist auf das einstimmige Votum des Arbeitskreises im Naturpark Saar-Hunsrück, in dem alle betroffenen Hochwald-Kommunen vertreten sind, gegen eine Kombilösung mit dem Soonwald.
Auch eine der zentralen Botschaften der Experten bei der Fachtagung in Hettenrodt lautete, dass nicht nur aus naturschutzfachlichen Gründen allein eine große zusammenhängende Fläche infrage kommen sollte: Besser keinen Nationalpark als einen, der ein Kompromiss ist, mahnte beispielsweise Prof. Dr. Hubert Job von der Uni Würzburg. Ebenso schädlich sei es, ihn nur "mit angezogener Handbremse anzugehen und voranzutreiben", meinte er hinsichtlich der finanziellen Ausstattung. Schließlich repräsentiere er Rheinland-Pfalz und strahle nicht nur national, sondern sogar international aus. Deshalb sollte auch die gesamte Landesregierung, allen voran der Ministerpräsident, voll und ganz dahinter stehen, unterstrich der aus der Pfalz stammende Professor.
"Mein Wunsch ist, dass der gesamte Hunsrück als Gewinner aus diesem Prozess hervorgeht", meinte Ministerin Höfken. Positive Effekte und eine Profilierung gebe es aber schon jetzt: Der Hunsrück sei allein schon durch die Nationalpark-Diskussion bekannter geworden.

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