Facettenreich, farbenprächtig und festlich

HERMESKEIL. "Weihnachtsglanz im Lichtertanz" – so lautet der Titel einer Sonderausstellung, die jetzt im Hermeskeiler Hochwaldmuseum zu sehen ist. Mehr als 200 historische Weihnachtsschmuck-Exponate, darunter einige wertvolle Originale sowie aufwändige und detailgetreue Nachbildungen von unerschwinglichen Unikaten, vermitteln einen Eindruck von dem enormen Facetten-Reichtum, der sich seit Jahrhunderten in der Volkskunst um das Weihnachtsfest rankt.

Seit 1970 hat Doris Skalnik ihr Privathaus im Rheinland in ein kleines Museum verwandelt und dort im Laufe der Jahre einen außergewöhnlichen Schatz zusammengetragen. Nachdem die heute 58-Jährige, die aus der Familie Eiden stammt, ihre Heimatstadt Hermeskeil verlassen hatte, begann sie damit, historischen Weihnachtsschmuck zu sammeln und auf Antikmärkten nach wertvollen und seltenen Fundstücken Ausschau zu halten. "Leider hat mir dabei aber oft die Kapazität unseres Geldbeutels Grenzen gesetzt", sagt Skalnik schmunzelnd. Ihre Sammelleidenschaft vererbte sie ihrer Tochter Daniela (15), mit der sie noch eine weitere gemeinsame Passion entdeckte: Beide Frauen machten sich mit der alten Technik der so genannten Klosterarbeiten vertraut und bildeten nach barockem Vorbild zahlreiche historische Krippen- und Jesuskindfiguren nach. Jetzt haben sich Doris und Daniela Skalnik zumindest zeitweise von ihren Schätzen getrennt. Denn eine große Auswahl aus ihrer Sammlung ist in den nächsten Wochen im Hermeskeiler Hochwaldmuseum zu sehen. Die Sonderausstellung "Weihnachtstanz im Lichterglanz" will einen komprimierten Überblick über historischen Weihnachtsschmuck geben und zeigt zudem, welch ausgeprägtes Brauchtum sich rund um das Weihnachtsfest entwickelt hat. Und, das wünscht sich jedenfalls Doris Skalnik: "Sie soll den Besuchern auch ein wenig Vorfreude auf die kommende Adventszeit bereiten." Mehr als 200 Exponate haben auf der kleinen Ausstellungsfläche im Museum Platz gefunden. Das führt zwar zuweilen dazu, dass der Betrachter angesichts der überbordenden Vielzahl von Stücken, die sich in den Vitrinen tummeln, gar nicht mehr weiß, wohin er zuerst schauen soll. Wer sich jedoch ein wenig Zeit nimmt und eine Vorliebe für Kunsthandwerk und auch ein wenig Kitsch hat, kann zu einer Entdeckungsreise aufbrechen, die bei vielen Besuchern Emotionen und Erinnerungen wecken wird. "So etwas hatten wir früher auch daheim", erinnert sich beispielsweise Ursula Klaas an die "Margarinefigürchen" aus Kunststoff, die in den 50er-Jahren beliebte Werbebeigaben waren und in der Nachkriegszeit vielen Menschen als Schmuck für den Weihnachtsbaum diente. Wesentlich kostbarer ist hingegen der "Pastor Bonus" (guter Hirte), das Original einer stehenden Jesuskind-Figur aus Wachs, die im frühen 18. Jahrhundert entstand. Zu den Attraktionen zählt auch ein prächtig geschmückter Federbaum, dessen Behang aus dem letzten Drittel des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. Weitere wertvolle Arbeiten sind zudem die Nachbildungen von reich verzierten Wachs-Figuren aus einer neapolitanischen Krippe oder der aus buntem Stanniolpapier gefertigte Rauschgoldengel in Nürnberger Tracht. Bemerkenswert ist auch die Vielzahl der Materialien, die in den bedeutendsten Herstellungsorten im Erzgebirge, in Thüringen oder Franken verwendet wurden. Die Ausstellung zeigt Weihnachtsschmuck aus Holz, Glas, Wachs, Papier, Porzellan oder Metall und sogar speziell haltbar gemachtes Gebäck aus Zuckerguss oder Tragant, das um 1900 bemalt und an den Baum gehängt wurde. "Die enorme Vielfalt erklärt sich auch dadurch, dass Weihnachtsschmuck aus einem gewissen Zeitgeist heraus entsteht und immer auch ein Spiegelbild der emotionalen Situation der Menschen war", betont Museumsleiter Kurt Bach. So ist es auch zu erklären, dass - wie in Hermeskeil zu sehen - beispielsweise im Ersten Weltkrieg Holzflieger oder Zeppeline den Weihnachtsbaum "zierten"Zeitgeschmack zeigt merkwürdige Blüten

"Es ist eine sehr schöne und interessante Ausstellung", sagt Museums-Besucherin Heike Diederichs, die als Pfarrerin natürlich einen besonderen Bezug zu Weihnachten hat. "Allerdings muss man schon sagen, dass der Zeitgeschmack manchmal merkwürdige Blüten getrieben hat", fügt sie hinzu. Viel zu Entdecken gibt es aber auch für drei kleinere Besucher: "Es gibt ganz viele, tolle Sachen. Mir gefällt eigentlich fast alles", meint die kleine Katharina Bungert, die zusammen mit ihren Freundinnen Celina und Benita Hoffmann staunend erfährt, welche Sachen die Leute früher aus den Kisten gekramt haben, wenn es ans Schmücken ihres Weihnachtsbaums ging . Die Sonderausstellung ist noch bis Ende Januar im Hochwaldmuseum zu sehen. Neben den normalen Öffnungszeiten ist das Museum in der Vorweihnachtszeit auch sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem hat das Hochwaldmuseum eine informative Begleitschrift zur Ausstellung veröffentlicht. Sie kostet 9,80 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort