Fado, die Schicksalsmusik: Sängerin Carminho gastiert vor 100 Zuhörern zum zweiten Mal in Saarburg

Saarburg · Sie wird inzwischen im gleichen Atemzug mit den ganz Großen ihres Genres genannt: Die portugisische Sängerin Carminho verkörpert die Leidenschaft des Fado - eines Musikstils, der seit 2011 immaterielles Weltkulturerbe der Unesco ist.

 Selbst wer die portugiesische Sprache nicht beherrscht, erkennt am Klang der Stimme, an der Mimik und Gestik von Carminho, worum es in den Liedern des Fado geht. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Selbst wer die portugiesische Sprache nicht beherrscht, erkennt am Klang der Stimme, an der Mimik und Gestik von Carminho, worum es in den Liedern des Fado geht. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Fado, zu Deutsch Schicksal, ist ein Musikstil, der in Portugal Kultstatus genießt. Die Sängerin Carminho gastierte mit diesem sehr schwer zu singenden Genre bereits zum zweiten Mal in Saarburg. Die 29-Jährige begeisterte in der Stadthalle rund 100 Zuhörer, darunter viele ihrer Landsleute. "Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen", sagt sie dem TV.

Dieser Gesang sei einfach wie das Leben. Die Lieder sind zum Teil 200 Jahre alt. Die Themen, um die es geht, altern hingegen nie: unglückliche Liebe, soziale Missstände, Sehnsucht nach einem besseren Leben - und das alles in verschiedenen Tonlagen und vielen Molltönen. Genau das sei der Grund, warum der Fado weltweit Erfolge feiert, weiß Carminho aus eigener Erfahrung.

Begleitet wird sie von Musikern an der portugiesischen Gitarre, der normalen Gitarre, einer Bassgitarre und am Schlagzeug. Die Bühne ist weit vor dem Vorhang in der Stadthalle aufgebaut worden. So wird das Erleben noch unmittelbarer. Die Zuhörer sitzen an kleinen Tischen mit Kerzen.

Was sie zu hören bekommen, ist seit 2011 immaterielles Weltkulturerbe der Unesco. "Jede Sekunde verändert den Menschen", sagt die Sängerin zu ihren Zuhörern. Gerade der Fado bringe das zum Ausdruck. Es sei nicht nur Musik, sondern eine Überlebensstrategie.

So etwa im Lied, in dem Fischer aufs Meer hinausfahren, in schwere See geraten und Angst um ihr Leben haben. Doch durch eine höhere Macht werden sie gerettet. "Fado ist das Boot des Lebens, in dem man schon mal in Seenot geraten kann, aber es wird uns jemand retten", erklärt Carminho den tieferen Sinn ihrer Musik. Ein Kompliment geht ans Publikum: "In Saarburg fühlt man sich wie in einem portugiesischen Fado-Haus." Dort bringen Menschen ungehemmt ihr Lebensgefühl zum Ausdruck.

In einem anderen Lied geht es um die Flucht eines Fado-Komponisten aus Brasilien. Dieses Stück widmet Carminho allen Flüchtlingen, die zurzeit ihre Heimat verlassen müssen. Am Schluss hält es ein Pärchen mit portugiesischen Wurzeln nicht mehr auf den Stühlen; es wird vor der Bühne getanzt.

"Das ist eine Mischung aus Tragik und Schicksal, die beste Form zu deren Bewältigung", findet Zuhörerin Heidi Rausch aus dem saarländischen Merzig. Toni Costa hat portugiesische Wurzeln. Für ihn ist der Abend ein Stück Heimat: "Die Sängerin bringt die Melancholie und den Herzschmerz gut zum Ausdruck."

Der Saarburger Wolfgang Matthes kennt die deutsche wie die portugiesische Volksmusik, denn er hat viele Jahre dort gelebt: "Die Portugiesen sind schwermütiger als beispielsweise die Spanier." Und: Dieser Abend sei sehr schön inszeniert worden.Extra

Carminho: Gesang; Luis Guerreiro: Portugiesische Gitarre Diogo Clemente: Gitarre Marino de Freitas: Bass-Gitarre André Silva: Percussion

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