Faszination Fledermaus: Nachtexkursionen rund um Kell

Kell/Hermeskeil · Die Mopsfledermaus erhitzt zunehmend die Gemüter von Windkraftbefürwortern in der Region. Derweil erfreuen sich Fledermaus-Exkursionen einzig deshalb großer Beliebtheit, weil die nachtaktiven Nützlinge Menschen seit jeher faszinieren.

Kell/Hermeskeil. Sie sind lautlose und für Menschen nützliche Jäger der Nacht. Denn die fliegenden Säugetiere ernähren sich von Stechmücken und Schädlingen. Dennoch sind Fledermäuse oft unbeliebt. Einst unverdienterweise als Vampire gefürchtet, erschrecken sie heute Windkraftbefürworter. Pläne für Anlagen werden kaum unerbittlicher gekippt, wenn Fledermäuse ihre Jungen in der Nähe aufziehen. Da sie immer wieder Vorhaben durchkreuzen, wird bereits angezweifelt, ob sie tatsächlich bedroht sind. Doch das Problem ist, dass einige Arten wie die Mopsfledermaus schon durch den hohen Luftdruck in der Nähe von Anlagen sterben. Kommen sie ihnen zu nahe, platzen ihre Lungenbläschen.

Etabliertes Angebot



Bei den Fledermaus-Exkursionen, die der Naturpark Saar-Hunsrück seit Jahren anbietet, steht Artenschutz außer Frage. Die Teilnehmer der Nachtwanderungen faszinieren die Fähigkeiten der Tiere, die tagsüber nicht zu sehen sind und sich auch in stockfinsterer Nacht problemlos zurechtfinden. Menschen, die das ergründen wollen, sind auf handliche Ultraschalldetektoren angewiesen. Sie machen die Laute heranfliegender Fledermäuse hörbar und verraten so geräuschvoll, wenn sie sich nähern. Besonders spannend ist das für Kinder, die dann meistens auch Taschenlampen dabei haben.
An einer Exkursion in Kell nahmen kürzlich gut 20 Personen teil, die meisten aus dem Raum Trier. Sensibilisiert hat sie der Verein Lokale Agenda 21 Trier und dessen 2004 gestartetes Zukunfts-Diplom "Bildung für nachhaltige Entwicklung". Eingeführt als begleitendes Projekt zur Landesgartenschau 2004 hat sich das Angebot für Sechs- bis Zwölfjährige inzwischen etabliert. Bei der Exkursion, die rund um den See führte, mussten die Nachtwanderer nicht lange auf Fledermäuse warten. Pünktlich ab Einbruch der Dämmerung flatterten die ersten über die Wipfel der Bäume hinweg. Referent Hermann-Josef Schuh erklärte, welche Arten in der Region leben und dass Fledermäuse immer nur ein, höchstens zwei Jungtiere pro Jahr aufziehen. Waren anfangs nur einzelne Tiere wie der Große Abendsegler auszumachen, tauchten Zwergfledermäuse auch schon mal scharenweise auf. Nicht nur die elf Kinder waren begeistert. Susanne Krugmann aus Osburg war froh, mit ihrem neunjährigen Sohn das Angebot genutzt zu haben: "Das würde ich jederzeit noch mal machen." Wie sie hatte auch Sonja Keiser (Trier) in erster Linie das Interesse an den geheimnisvollen Tieren hergeführt: "Wir wollten das immer schon mal machen, aber die Führungen sind halt oft ausgebucht." Demnächst will sie einen Kasten aufstellen, in dem Fledermäuse nisten können. "Wahrscheinlich am Carport - das sind ja nützliche Tiere." Jeanette Kohlmann (Reinsfeld) wollte eigentlich nur Sohn Nico eine Freude machen: "Er steht total auf Fledermäuse." Doch auch sie ist beeindruckt. Die Exkursion sei interessant und auch für die Kinder spannend gewesen. Auf das Thema Windkraft angesprochen plädiert sie dafür, da Tiere getötet werden könnten, die Interessen sorgsam abzuwägen. urs

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