Fehler ohne Folgen

HERMESKEIL. Der Spaziergang einer Schulklasse auf den Schienen der Hochwaldbahn wird für den verantwortlichen Lehrer kein Nachspiel haben. Die Betreiber der Strecke werden nach dem Beinahe-Unfall keine Anzeige erstatten. Auch Schulleitung und Schulaufsicht sehen keine Veranlassung, wegen des Vorfalls dienstrechtliche Schritte einzuleiten.

"Ganz klar: Ich habe einen Fehler gemacht und bedaure den Vorfall, für den ich die Verantwortung trage." Das betont im Gespräch mit dem TV der Lehrer des Hermeskeiler Gymnasiums, der am 5. Juli mit einer fünften Klasse zwischen Hermeskeil und Nonnweiler auf den Gleisen der Hochwaldbahn marschierte, als ein Schienenbus auf die Gruppe zurollte, und so den Lokführer zu einer Schnellbremsung zwang. (der TV berichtete) "Bahngleise sind selbstverständlich kein Spazierweg, und ich muss grundsätzlich dafür sorgen, die Risiken möglichst klein zu halten", sagt der Pädagoge weiter. Er hatte mit 29 Jungen und Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren eine Wanderung gemacht und sich dabei auf die Aussage der Schüler verlassen, dass auf der Strecke außer an Wochenenden keine Züge verkehren würden. Der Lehrer betont jedoch, dass an der Stelle, an der die Gruppe auf die Gleise gelangte, keine Verbotsschilder gestanden hätten. Aus seiner Sicht habe auch keine "reale Gefahr für die Schüler bestanden". Er räumt aber ein, "dass mehr hätte passieren können". Er und die Schüler hätten den langsam fahrenden Schienenbus, der sich durch Pfeifen bemerkbar gemacht hatte, herankommen gehört und seien sofort von den Gleisen gesprungen, sagt der Lehrer. "Die Lok ist aber nicht quietschend auf uns zugefahren, sondern sie ist problemlos neben uns zum Stehen gekommen." Daraufhin habe ihn der Lokführer "zu Recht" zur Rede gestellt und ihm und seinen Schülern dann einen Weg von den Bahngleisen weg gewiesen. Von einem Schaden habe er nichts bemerkt, sagt der Pädagoge. Danach setzte die Klasse ihre Wanderung fort. Die Eltern der Kinder wurden nach Auskunft des Lehrers noch am Nachmittag über den Vorfall informiert."Unglaublicher Leichtsinn"

Zwar will auch Bernd Heinrichsmeyer, der Geschäfsführer der Hochwaldbahn (HWB) und an diesem Tag Fahrer des Schienenbusses, nicht von einer "dramatischen Situation" sprechen. "Es hätte aber schlimm ausgehen können", stellt er klar und wundert sich zugleich über den "unglaublichen Leichtsinn" des Lehrers. Erstens habe die Klasse noch wenige Minuten zuvor eine schmale Behelfsbrücke für Bahnpersonal über den Lösterbach passiert, auf der bei einem Zusammentreffen ein Ausweichen kaum möglich sei und zudem eine "hohe Absturzgefahr" bestehe. Zweitens, sei die Lok gerade nur 25 Stundenkilometer schnell gewesen. Drittens könne man von Glück sagen, dass die Bremsen eines Schienenbusses eine bessere Wirkung haben als die eines Güterzuges. "Ich bin zwar unheimlich erschrocken. Die Sache ist für mich aber erledigt, und den Schaden zahlt die Versicherung", beantwortet Heinrichsmeyer die Frage, welche Konsequenzen der Beinahe-Unfall aus Sicht der Hochwaldbahn hat. Für ihn sei nach diesem Vorfall vor allem eines wichtig: "Die Leute sollen wissen, dass auf dieser Strecke immer noch Züge verkehren - und zwar mehr als früher." In Zukunft werde er deshalb Anzeige erstatten, "wenn wir Leute auf unserer Strecke und auf der Bahnhofsanlage entdecken. Schließlich bin ich in der Betriebsverantwortung". Am Hermeskeiler Gymnasium hat derweil Schulleiter Karl-Heinz Wortmann in einer Dienstbesprechung die Weisung erteilt, dass "bei Wandertagen grundsätzlich nicht mehr über Gleise gegangen wird." Er betont, dass ein solch "leichtsinniges Vorgehen nicht mehr vorkommen darf". Disziplinarische Schritte will der Schulleiter ebenso wie die Schulaufsicht jedoch nicht ergreifen. Die ADD in Trier hat inzwischen die schriftliche Stellungnahme des Pädagogen, der nach Auskunft von Pressesprecher Michael Ziewers "als erfahrene und umsichtige Lehrkraft gilt", geprüft. Das Ergebnis: "Natürlich hätte sich der Lehrer über die Verkehrslage informieren müssen. Es hat aber keinen Verstoß gegen formale Bestimmungen gegeben", sagt Ziewers.

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