Feiern und fahren?

"Mensch, denk doch mal nach!" Unter diesem Motto betreibt die Verkehrswacht seit Jahren aktive Präventionsarbeit an Schulen. Unter anderem durch Selbstversuche sind sich Abiturienten des Gymnasiums Konz der Auswirkungen und Folgen von Alkohol am Steuer bewusst geworden.

 Feiern und Fahren? Präventiv-Aktion am Gymnasium Konz soll Schüler zum Nachdenken bewegen. Foto: Gymnasium Konz

Feiern und Fahren? Präventiv-Aktion am Gymnasium Konz soll Schüler zum Nachdenken bewegen. Foto: Gymnasium Konz

Konz. (red) Organisiert wurde die Aktion "Mensch, denk doch mal nach!" im Konzer Gymnasium mit der Polizei Trier-Saarburg, vom Verkehrsobmann des Gymnasiums, Gerd Klasen, und vom Oberstufenleiter Albert Schmitt. Viel zu häufig ist Alkohol Ursache schwerer Unfälle. 18 895 Autounfälle mit Alkoholeinfluss registrierte das statistische Bundesamt 2006, 5091 Personen starben dabei bundesweit. An etwa 1011 davon waren junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren beteiligt. Diese "Quote" von ungefähr 20 Prozent macht nachdenklich, vor allem angesichts der Tatsache, dass diese Altersgruppe im Vergleich nur etwa acht Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung ausmacht."Das Ziel unserer Arbeit ist, dass ihr euch Gedanken macht", erklärte Horst Müller von der Landespolizeischule Rheinland-Pfalz den Schülern der dreizehnten Jahrgangsstufe des Gymnasiums Konz. In vier Einheiten führte man den jungen Autofahrern vor Augen, wie Alkohol Sinneswahrnehmungen und Reaktionsverhalten beeinflusst und welche Folgen ein Autounfall haben kann. In einer Einheit simulierten dabei "Rauschbrillen" Blutalkohol-Konzentrationen von jeweils 0,8, 1,3 und 1,5 Promille.Mit der "Rauschbrille" am Steuer

Nacheinander setzten sich die Schüler die Brillen auf und liefen im Slalom durch einen Parcours - oder versuchten es. Zur Belustigung der Anwesenden torkelte jeder unsicher um die Hindernisse herum. Andere bei dem Versuch, die Aufgabenstellung zu erfüllen, zu beobachten, sei nicht reine Unterhaltung, es mache deutlich, wie man selbst sich unter Alkoholeinfluss bewege. So fasste der Polizeibeamte schließlich zusammen: "Wie man läuft, so fährt man auch."Aber auch zu schnelles Fahren war Thema des Projekts. In einem Fahrsimulator wurde gezeigt, welchen Unterschied es machen kann, innerhalb eines Ortes 60 anstelle der zugelassenen 50 Stundenkilometer zu fahren. Der Schüler, der den Test machte, gab Gas und startete ein animiertes Auto. Am unteren Rand des Bildes leuchtete ein grüner Punkt. Als dieser auf rot umsprang, bremste der Schüler sofort. Der Computer errechnet eine Reaktionszeit von 0,86 Sekunden. "Sehr gut", wie Hauptkommissar Müller betonte. Allerdings könne man dieses Ergebnis nicht eins zu eins auf den normalen Straßenverkehr übertragen, da man ja dann nicht damit rechne, plötzlich ein Hindernis vor sich zu sehen"Stellt euch vor, ihr fahrt zusammen mit eurer Freundin irgendwo hin. Und wegen zu schnellen Fahrens oder Alkohol am Steuer erleidet ihr einen schweren Autounfall. Eure Freundin wird dabei so schwer verletzt, dass sie fortan im Rollstuhl sitzen muss", sagte Horst Müller. "Würdet ihr sie dann heiraten", fragte er. Bei den Schülern herrschte betretenes Schweigen. Man solle sich Gedanken machen, dass man beim Autofahren Verantwortung trage.Fahren heißt Verantwortung übernehmen

Diese Botschaft sollten auch die beiden letzten Einheiten vermitteln - ein nachdenklich stimmender Film über Asphaltkreuze und eine Präsentation mit Elementen einer Schocktherapie.Die Statistiken zeigen, dass die Zahl der Unfälle mit Todesopfern in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren stetig zurückging. "Das ist natürlich zum Einen auf den steigenden Sicherheitsstandard bei Autos zurückzuführen", stellte Hauptkommissar Müller fest, "aber auch auf ein wachendes Verantwortungsbewusstsein der Fahrer."Die Schüler zeigten sich am Ende der Verkehrserziehung beeindruckt. Zwar werde es, wie eine Schülerin meint, wahrscheinlich noch einige Wochen dauern, bis man das Gezeigte und Erlebte verarbeitet habe. Aber die Aktion habe auf jeden Fall ihr Ziel erreicht: zum Nachdenken zu bewegen.

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