Feuer, Erde, Wasser, Luft für das Jenseits

Saarburg/Konz · Die Bestattungskultur durchlebt zurzeit einen Wandel. In den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg sind viele Alternativen vertreten. Private Bestatter bieten auch Seebestattungen in der Nordsee oder sogar die ewige Ruhe im Weltraum.

Saarburg/Konz. Bestattung heißt längst nicht mehr nur Sarg und geschmückter Grabstein. Die Friedhöfe zwischen Konz und Saarburg verändern sich. Rasengrabfelder und anonyme Grabstätten finden immer mehr den Zuspruch der Bevölkerung. "In unserem Gebiet sind so gut wie alle Formen der Bestattung vertreten", sagt Jürgen Kremer, Bauamtsleiter aus Saarburg. Eine fast gleiche Landschaft der Bestattungskultur gibt es auch in der VG Konz. "Die kleineren Gemeinden sind aber eher traditionell", sagt Achim Lutz, Verwaltungsrat der VG Konz. Auch Kremer beschreibt die gleiche Situation für die VG Saarburg.
Was für anonyme Grabstätten oder für Rasengrabfelder spricht, sind sehr pragmatische Gründe: Die Kosten sind niedriger, die Pflege weniger aufwendig. "Die Anschaffung eines Sarges und eines Grabsteines kostet sehr viel", sagt Kremer. "Entscheidend ist auch, wer das Grab pflegen wird". Oft wohnen die Angehörigen nicht mehr vor Ort. "Bei Rasengrabfeldern und anonymen Grabstätten übernimmt die Gemeinde die Pflege der Wiesen", sagt Kremer.
Bei Rasengrabfeldern werden Urnen (hier ist die Tendenz steigend) oder Särge begraben. Eine Namensplatte liegt dann an der Grabstelle. Darüber kann der Rasenmäher unproblematisch fahren. "Um ein einheitliches Bild zu gewährleisten, sind die Steinart und die Gravur vorgeschrieben", sagt Lutz.
In Saarburg kann man jedoch eine persönliche Gravur auswählen. In Konz-Roscheid, Oberbillig, Wellen, Ockfen, Serrig, Trassem, Ayl, Saarburg Friedensaue, Niederleuken und Beurig findet man Rasengrabfelder. Geplant sind sie in Tawern. Und in Freudenburg wird über eine Anlegung beraten.
Weder Grabplatten noch Blumen gibt es auf anonymen Grabstätten. Nur eine Wiese und ein Kreuz charakterisieren diese Form der Beisetzung, die in Konz-Roscheid, Saarburg-Beu-rig, Schoden, Irsch und Ockfen angeboten wird. Die VG Konz will zudem einen Waldfriedhof errichten. Momentan ist die nächste Möglichkeit der Naturbestattung der Ruheforst in Losheim am See. "Wir möchten eine Wald-Urnenbestattung ermöglichen. Wir arbeiten an einem Konzept und hoffen, dieses im Laufe des Jahres auch umsetzen zu können", sagt Lutz.
Die Beisetzung im Wald "wird unheimlich nachgefragt", sagt Ursula Kiefer, Bestatterin aus Saarburg. "Hier geht es vor allem um naturgebundene Menschen", sagt sie. Oft sind auch Beweggründe im Spiel, die zur Esoterik neigen. Diese Nachfrage gibt es auch in Saarburg: "Wir haben uns in unserem Stadtrat damit beschäftigt", sagt Kremer, "doch haben wir keine geeignete Fläche in der VG gefunden". Diese alternativen Formen scheinen traditionell, wenn man sie mit dem Angebot von Bestattungsunternehmen vergleicht. Auch in Konz und Saarburg stellen sie eine Möglichkeit zur Wahl, die für viele eine tiefe, sogar poetische Bedeutung hat: die Verstreuung der Asche. Das ist in Deutschland verboten, doch im benachbarten Luxemburg gibt es den Erinnerungsgarten "Jardins du Souvenir". Die Asche des Verstorbenen wird auf einer parkähnlichen Streuwiese mit oder ohne Anteilnahme der Familie ausgestreut. "Viele Kunden fragen bei uns nach dieser Möglichkeit", sagt Kiefer, "vor allem Senioren aus Luxemburg, die in Altenheimen in Saarburg und Umgebung leben".
Ulrike Kiefer hat auch mit der Seebestattung zu tun: "Das wird weniger angenommen als die Waldbestattung, doch Fälle gibt es auch bei uns". Das sei etwas für Menschen, die im Leben eine besondere Verbindung zum Meer hatten. In diesem Fall organisieren die Bestatter die Beisetzung der Urne in der Nord- oder Ostsee. Dort sind bestimmte Breitengrade dafür ausgewiesen.
Und wenn man ganz weit hin-aus der VG-Grenzen will, gibt es sogar die Weltraumbestattung. Dafür braucht man aber zumindest 11 000 Euro.Extra

"Die Erdbestattung bleibt für uns die bevorzugte Form", sagt Judith Rupp, Pressesprecherin des Bistums Trier. Die katholische Kirche lehnt Alternativen nicht grundsätzlich ab, "es gilt aber, zu differenzieren", sagt Rupp. Während die Urnenbeisetzung kein Problem mehr für die Kirche darstellt, entsprechen anonyme Bestattungen dem katholischen Glauben nicht, "weil Namen und Grab des Verstorbenen dem Vergessen ausgesetzt sind", sagt die Pressesprecherin. "Das nimmt den Angehörigen die Möglichkeit, am Grab zu trauern". Dieser Aspekt ist auch für die evangelische Kirche in Konz bedeutsam. "Wichtig ist uns, dass es für die Angehörigen auch nach der Beerdigung einen Anlaufpunkt gibt", sagt Pfarrer Martin Jordan aus Konz-Karthaus. "Man sieht das auch immer wieder: eigentlich anonyme Gräber, die doch mit Blumen und Kerzen geschmückt sind". Aber egal welche Bestattung gewählt wird, für den Pfarrer ist das Wichtigste, "die Angehörigen in ihrer Trauer zu begleiten." bc

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