Feuerwehr probt Ernstfall im dunklen Schienentunnel

Nittel/Wellen · Einen Suizidgefährdeten daran zu hindern, seine Tat zu vollenden, war das Szenario, das am Nitteler Eisenbahntunnel von Feuerwehr und Fachleuten der Bahn angenommen wurde. Die umfangreichen Sicherheitseinrichtungen des 600 Meter langen Bauwerkes wurden mehr als 40 Wehrleuten aus Wellen, Nittel, Merten, Wasserbillig und Grevenmacher gezeigt.

 Mit kleinen Loren (Transportwagen) können die Rettungskräfte der Feuerwehr ihre Ausrüstung in den Tunnel bringen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mit kleinen Loren (Transportwagen) können die Rettungskräfte der Feuerwehr ihre Ausrüstung in den Tunnel bringen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Nittel/Wellen. Ein Mensch mit langer Stange in der Hand ist am Nitteler Eisenbahntunnel gesehen worden. Ein Selbstmörder? Die Feuerwehr wird alarmiert, und die Fachleute der Bahn kommen auf den Rettungsplatz am Ortsrand von Wellen, um den Wehrleuten in einem solchen Ernstfall zu zeigen, wie sie mit den Sicherheitseinrichtungen umgehen können.
"Wir wollen im nächsten Jahr eine Großübung mit Schienenfahrzeug und Menschenrettung durchführen", erklärt Kreisfeuerwehrinspekteur Stefan Sihr vor rund 40 Wehrleuten aus Nittel, Wellen, Merten, Wasserbillig und Grevenmacher. Dazu müssen die Wehrleute jedoch wissen, wo sie die Sicherheitsanlagen des Tunnels finden und wie diese zu bedienen sind.
Der über 100 Jahre alte, 600 Meter lange Nitteler Tunnel ist erst vor drei Jahren innen verstärkt und dabei auf ein Gleis zurückgebaut worden. Dabei wurde die Tunnelanlage mit modernsten Sicherheitsanlagen ausgestattet. "Jetzt haben Rettungskräfte links und rechts des Gleises Platz", freut sich der Wehrleiter der Verbandsgemeinde Konz, Mario Gaspar.
15 000 Volt in der Leitung



Direkt auf dem Rettungsplatz am Ortsrand von Wellen, wo im Ernstfall sogar ein Hubschrauber landen kann, findet die Feuerwehr einen Löschwasseranschluss, Geräte, um zu prüfen, ob der Strom in der Oberleitung (15 000 Volt) abgeschaltet und die Leitung geerdet ist. Erst danach kann das Gleis, das mit roten Signalen vom Fahrdienstleiter von Wellen aus gesperrt wird, gefahrlos betreten werden.
Im Tunnel gibt es Telefonverbindungen, und die Zahlen an der Wand verraten, wo genau sich die Retter befinden. Auf kleinen Transportwagen, die sich ebenfalls vor Ort an der Wand eines Gebäudes mit Steuerungsanlagen befinden, können die Wehrleute ihre Ausrüstung in den Tunnel schieben.
Oberste Instanz im Ernstfall ist die Notfallleitstelle der Bahn in Frankfurt. Von dort wird ein Fax mit dem Alarmplan an die Rettungsleitstelle der Feuerwehr in Trier geschickt. "Ein Fax und keine Mail deshalb, weil es einen schriftlichen Sendebericht gibt", sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Sihr. "Uns liegen auch Pläne des Tunnels vor", beruhigt Wehrleiter Gaspar.
Übung mit Menschenrettung



Mit schwerem Gerät fuhr die Feuerwehr auf, obwohl die eigentliche Großübung erst in rund einem Jahr geplant ist. "Dann wollen wir Menschenrettung mit einem Schienenfahrzeug direkt im Tunnel üben", kündigt der oberste Feuerwehrmann des Kreises an.
Nach dem schweren Zugunglück auf dem Bahnhof Karthaus vor mehr als zehn Jahren hatte sich herausgestellt, dass bei Waggons mit normalen Scheren und Spreizern der Wehr wenig auszurichten ist.
Ein spezieller Rüstcontainer mit stärkeren Geräten und Schweißbrennern, mit deren Hilfe die Retter zu eingeklemmten Personen vordringen können, wurde angeschafft.
Extra

Bei Bahnen in Deutschland wurden in den Jahren 2007 bis 2012 zwischen 714 und 899 Selbstmorde und Suizidversuche jährlich gezählt. Nicht enthalten sind darin Schienensuizide bei Straßenbahnen, Stadtbahnen oder U-Bahnen. Betroffene Lokführer sind beim Schienensuizid als unmittelbare Augenzeugen einer erheblichen psychischen Belastung ausgesetzt. Meist erkennen sie die Suizidabsicht bereits aus größerer Entfernung, sind jedoch aufgrund des langen Bremswegs von Schienenfahrzeugen in der Regel nicht in der Lage, den Zug rechtzeitig anzuhalten.wikipedia/doth

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