Feuerwehren Feuerwehr Schillingen wirbt mit Drohnen und Brötchentüten

Schillingen · Mit ungewöhnlichen Mitteln hat die Freiwillige Feuerwehr Schillingen ein Jahr lang nach neuen Mitgliedern gesucht – offenbar mit spürbarem Erfolg.

 Pressesprecher Christian Scholz , Wehrführer Sebastian Merten und Wehrmitglied Florian Heubaum zeigen die Werbemittel, die der Schillinger Wehr Zuwachs beschert haben. geworben wurde unter anderem auf Tüten des örtlichen Bäckers und auf Flyern mit Internetcodes.

Pressesprecher Christian Scholz , Wehrführer Sebastian Merten und Wehrmitglied Florian Heubaum zeigen die Werbemittel, die der Schillinger Wehr Zuwachs beschert haben. geworben wurde unter anderem auf Tüten des örtlichen Bäckers und auf Flyern mit Internetcodes.

Foto: Florian Blaes

Zufrieden blickt Wehrführer Sebastian Merten auf das vergangene Jahr zurück. Zur Hauptversammlung haben sich 34 ehrenamtliche Feuerwehrfrauen  und -männer im Schillinger Gerätehaus versammelt. 2017 waren es noch 25 Mitglieder. Den Zuwachs von neun Neulingen verdanken die Schillinger maßgeblich einer offensiven und ungewöhnlichen Öffentlichkeitsarbeit, die vor etwa einem Jahr begann.

„Wir hatten bislang noch kein Mitgliederproblem“, sagt Merten dem TV. Über Einsatz- und Tagesalarmbereitschaft habe er sich keine Sorgen machen müssen: Zwar sei ein Team von 25 kein besonders großes. Aber es habe in seiner Wehr keine „Karteileichen“ gegeben. Trotz der noch stabilen Lage wollten die Schillinger um Zuwachs werben. „Mit der Kampagne wollten wir uns für die Zukunft rüsten, damit wir erst gar in Bedrängnis kommen“, sagt er.

Dabei sei ihnen wichtig gewesen, sich vom bekannten Standard abzuheben. „Sprüche wie ‚Deine Heimat, deine Feuerwehr‘ oder ‚Wir brauchen dich‘ sieht man oft genug“, sagt Christian Scholz, Pressesprecher der Feuerwehr Schillingen. Aus Gesprächen mit den Bürgern wisse er, dass diese Art der Werbung dort nicht gut ankomme, weil sie den Feuerwehrdienst fast schon aufzwinge. „Wir wollten vermitteln, dass man ruhig unverbindlich und zwanglos bei uns vorbeischauen kann“, sagt Scholz. Und dabei sollten viele unterschiedliche Mittel helfen.

„Wir können nicht mit jedem reden. Aber viele mit unserer Botschaft erreichen, können wir schon“, sagt Michael Mai, stellvertretender Wehrführer, den Ansatz der ersten Aktion. Flyer im Postkartenformat wurden gedruckt und in allen Briefkästen im Ort verteilt. „Um immer wieder aufs Neue präsent zu sein, haben wir das monatlich wiederholt.“ QR-Codes hing man unbemerkt nachts vor der Schillinger Kirmes auf. QR-Codes sind grafische Muster, die von Handys erkannt werden und das Handy auf einer Internetseite führen. Wer den Code mit dem Smartphone einscannt, der wird direkt auf das entsprechende Internetangebot weitergeleitet. „Der Platz hing voll. Jeder war neugierig und sprach darüber“, erinnert sich Mai.

„Wir wollten, dass die Bürger selbst bemerken, dass wir Unterstützung brauchen. Das hat einen nachhaltigeren Effekt.“ Banner hing die Feuerwehr Schillingen an den Ortseingängen auf. Eines davon zeigte einen Feuerwehrmann mit Rettungsspreizer, der gerade die Beifahrertür eines deformierten Autos öffnet. Dazu der Spruch: Auch du kannst was bewegen. „Den Spreizer kann mit ein wenig Übung jeder benutzen“, sagt Merten.

Einen witzigen Text in Form einer Stellenausschreibung druckte die Wehr in verschiedenen Zeitungen. „Im Oktober ging dann unsere Facebook-Seite online“, sagt Scholz. „Damit haben wir unsere Reichweite um ein Vielfaches erhöht und können gezielt junge Leute erreichen. Gleichzeitig sinkt die Hemmschwelle, uns zu kontaktieren“. Ebenfalls überraschte der heimische Bäcker, der Mitgliederwerbung auf seine Brötchentüten druckte. „Damit rechnet niemand, so wird die Wirkung verstärkt“, glaubt Scholz.

Bei Facebook nutzte die Wehr den Hashtag #WirFürSchillingen. Hashtags sind ein Mittel, um Schlagworte hervorzuheben. An St. Martin und am 1. Mai war die Wehr auch präsent. „Da haben wir die Tradition für uns genutzt“, sagt Ehrenwehrleiter Bruno Merten. Beim Rosenmontagsumzug in Schillingen war eine Feuerwehr-Drohne unterwegs. Und bei der Kappensitzung wurde die Aktion mit Sprüchen wie „Ist deine Frau mal wieder quer, geh zur Schillinger Feuerwehr“, in Erinnerung gerufen. Aktuell bekommt man in den Gaststätten seine Getränke auf Bierdeckeln mit Feuerwehr-Werbemotiv serviert.

„Ehrenamtlich zu helfen, war für mich der Grund beizutreten. Hilfsbereitschaft ist heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich.“, beschreibt Neu-Mitglied Florian Heubaum seine Motivation, mitzumachen. Er ist seit Oktober Feuerwehrmannanwärter und bereut es, nicht früher zur Feuerwehr gegangen zu sein.

Neun neue Kameraden unterstützen inzwischen die Schillinger Wehr. Alle sind Quereinsteiger und kamen aufgrund der Kampagne. „Platz für Interessenten gibt es aber nach wie vor“, bekräftigt Merten. Auch weiterhin könne jeder unverbindlich bei der Feuerwehr Schillingen vorbeikommen und sich den Feuerwehrdienst anschauen.

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