Feuerwehrmuseum restauriert halbes Fahrzeug
Hermeskeil · Die meisten Exponate im Hermeskeiler Feuerwehrmuseum sind perfekt restauriert. Bei einem Wagen aus dem Jahr 1953 soll das anders werden: Nur eine Seite wird renoviert, auf der andern bleiben die Spuren der Zeit erhalten.
Hermeskeil. Über 50 Jahre lang diente der Magirus Hilfsrüstwagen, Baujahr 1953, der Feuerwehr. Erst der Freiwilligen Feuerwehr Dillingen, dann der Dillinger Hütte. 2010 kam mit der Überführung ins Hermeskeiler Feuerwehrmuseum der verdiente Ruhestand. Hier steht der Wagen nun als Exponat.
Das Besondere dabei: Die Mitglieder des Fördervereins restaurieren nur eine Seite des Wagens, die andere Hälfte soll künftigen Besuchern den Zahn der Zeit offenbaren, der trotz aller Pflege auch an Feuerwehrfahrzeugen nagt. Es wird sogar ein Film über die Restaurierung gedreht, welcher später in der neuen Erlebnisausstellung gezeigt werden soll.
Wer Feuerwehrgeschichte hautnah erleben will, kommt am Feuerwehrmuseum in Hermeskeil nicht vorbei. Noch befindet es sich im Industriegebiet, nicht weit von der Flugausstellung entfernt. Geplant ist ein Umzug in ein noch zu bauendes neues Domizil im Herzen der Stadt. In einer alten Lagerhalle präsentiert Museumsleiter Ernst Blasius auf etwa 1500 Quadratmetern elf Fahrzeuge und rund 1700 Feuerwehr-Exponate. Das älteste Fahrzeug ist eine von Hand gezogene Feuerspritze aus dem 18. Jahrhundert. Über 80 Vereinsmitglieder, so Stadtbürgermeister und Vereinsvorsitzender Udo Moser, kümmern sich um die Sammlung und restaurieren. "Das sind Spezialisten mit unterschiedlichem Hintergrund: Die einen kümmern sich um die Uniformen, andere um Orden und Ehrenzeichen und wieder andere um die Vielzahl von Gerätschaften."
Unter den freiwilligen Helfern ist auch Joachim Malburg. Dessen Arbeitgeber RWE brachte im Rahmen der Mitarbeiterinitiative "Aktiv vor Ort" 2000 Euro ein. Von dem Geld wurde Arbeitsmaterial für den Wiederaufbau gekauft.
Detailgetreue Arbeit
Blasius erläutert, warum das Feuerwehrauto nur zur Hälfte restauriert wird: "Wenn die Besucher unsere Ausstellung besuchen, sehen sie in der Regel perfekt restaurierte Gerätschaften. Am Beispiel des Fahrzeugs aus Dillingen wollen wir unsere Arbeit etwas deutlicher machen."
Deren Ergebnis beeindruckt und verblüfft in seiner Detailtreue immer wieder neu. Ein Paradebeispiel dafür ist ein grau lackierter Mercedes. Es ist ein leichtes Löschgruppenfahrzeug, wie es in den 40er Jahren bei der damaligen Amtsfeuerwehr in Hermeskeil Dienst tat. Der Wagen wurde den Museumsfreunden in einem völlig desolaten Zustand angeboten. Nach einer langwierigen Restaurierung war das Fahrzeug wieder in einem so originalen Zustand, dass eine Filmfirma den Mercedes für die Dreharbeiten zum Film "Die Hindenburg" anmietete.
Museumsleiter Blasius legt Wert auf die Feststellung, dass alle Fahrzeuge auch fahrbereit sind. "Fahrten zu Oldtimertreffen, zu denen die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Feuerwehrmuseen einlädt, gehören natürlich dazu. Mit dem Magirus Tanklöschfahrzeug waren wir schon mal in Hamburg, Leipzig und Hannover, mit dem Mercedes auch beim ZDF-Fernsehgarten in Mainz." Dass solch weite Strecken von den über 60 Jahre alten Fahrzeugen klaglos bewältigt wurden, erfüllt den Museumsleiter sichtbar mit Stolz. Wie auch die Tatsache, dass das Museum einen starken Rückhalt in der Bevölkerung hat. "Da gibt es viele, die zu uns kommen, die keinen direkten Hintergrund als Feuerwehrleute haben." Etwa 2000 Besucher, das weist eine kleine Statistik aus, kamen 2010 in das Gewerbegebiet, um sich die alten Schätze des Feuerwehrmuseums anzuschauen. Mit dem Umzug in das geplante neue Museum - angepeilt ist der Sommer 2013 - soll sich diese Zahl nach der Vorstellung von Blasius deutlich erhöhen.
Bis dahin wird der Magirus auf jeden Fall fertig sein. Rund ein Jahr freiwilliger Arbeitszeit haben die Hermeskeiler dann in das Auto investiert. Ernst Blasius freut sich schon drauf: "Das Fahrzeug wird auf jeden Fall ein Blickfang werden." red