Fibeln, Münzen und Geschirr

Spannende Reise in die Vergangenheit: Oberkustos Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum gab Informationen über die römische Villa bei Tawern-Fellerich. Sie steht nach ihrer Dokumentation dem geplanten Bau der Golfanlage nicht entgegen.

 Oberkustos Karl-Josef Gilles (Zweiter von links) erläutert die Ausgrabungen an der römischen Villa bei Tawern-Fellerich. TV-Foto: Gabriela Böhm

Oberkustos Karl-Josef Gilles (Zweiter von links) erläutert die Ausgrabungen an der römischen Villa bei Tawern-Fellerich. TV-Foto: Gabriela Böhm

Tawern-Fellerich. Ohne die Planungen der Investoren, auf dem Gelände einen Golfplatz mit Wohnbebauung einzurichten, wäre die römische Villa möglicherweise nie entdeckt worden. Weit mehr als 100 000 Euro habe er in die Ausgrabung investiert, sagte Antoine Feidt.Aus denkmalpflegerischer Sicht ist die Anlage "bescheiden", so dass sie nicht erhalten werden müsse, erläuterte Gilles. Dennoch gibt der Fund genug für eine spannende Reise in die Vergangenheit her. Nach einer systematischen Geländebegehung mit Michaela Wilkens hatte das Grabungsteam mit den Archäologiestudenten Manfred Münch und Saskia Hunsicker sowie dem Helfer Matthias Heinz seit März das Areal freigelegt.

Zutage gekommen sind die Mauerzüge des Herrenhauses einer römischen Villa. Die sogenannte Risalit-Villa vom "Typ Bollendorf" weist zwei Bauphasen auf: Bereits zum Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts war ein einziges, rechteckiges Gebäude von 15 mal 10,35 Metern gebaut worden. Vermutlich gab es Vorgängerbauten an gleicher Stelle aus Holz.

Im dritten Jahrhundert wurden zwei rechteckige Eck-Risalite angebaut, so dass der typische Grundriss eines römischen Herrenhauses in einem Gutshof entstand: Eingang in der Mittelachse, von dort der Säulengang, dem sich die Ecktürme anschlossen. Dahinter lag die Haupthalle des Hauses, in der mehrere Herdstellen gefunden wurden. Die Bewohner, vielleicht eine größere Familie, lebten auf einer Fläche von 21 mal 14 Metern. Dennoch ist die Villa bei Tawern-Fellerich eine der kleinsten in der Region.

Reste sollen in Clubhaus integriert werden

Zudem war sie einfach ausgestattet. Es gibt beispielsweise keine Wandmalereien, die Mauern waren nicht verputzt, und die Bewohner hatten keine Bade-Anlage. Entweder als Zisterne oder als Brunnen diente ein mehrere Meter tiefer Schacht. Der Villa fehlt auch ein Kellerraum. Dieser ist, wie zwei weitere Nebengebäude, einige Meter entfernt vom Haus ausgegraben worden. Erkennbar sind ein sorgfältiger Fugenstrich, eine Nische sowie Gerüstlöcher von der Erbauung. Wahrscheinlich waren dort die Vorräte untergebracht.

Interessant sind die sogenannten Kleinfunde: 35 Münzen mit den Konterfeis Neros, Vespasians und Hadrians beispielsweise.

Dass das Gebäude auch zu konstantinischer Zeit bewohnt wurde, belegen Münzen. Neben Terra-Sigillata-Funden (rötliches, tönernes Tafelgeschirr) hat das Grabungsteam Schmuck, medizinisches Gerät, eine knöcherne Nähnadel, Eisenmesser und Fibeln gefunden. Zuletzt zerstört wurde die Villa vermutlich bei den Germaneneinfällen 353/355. Auch die Merowinger trieben sich dort herum, wie ein Schnallendorn-Fund aus dem siebten Jahrhundert zeigt - möglicherweise der Rest einer merowingischen Grabanlage in den römischen Trümmern.

Sollte der Golfpark realisiert werden, werde er so viel wie möglich des antiken Gebäudes erhalten und ins Clubhaus integrieren, sagte Feidt bei der Präsentation der Grabungsfunde, zu der neben Kommunalpolitikern auch Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Golfpark gekommen waren.

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