Finanzspritze für das Kulttheater

Kastel-Staadt · Es muss ein spektakulärer Blick gewesen sein, der sich den Besuchern des römischen Kulttheaters in Kastel bot: von der Höhe tief hinunter ins Saartal Richtung Serrig. Diesen Blick sollen auch Touristen genießen dürfen. Denn in das seit Jahren geplante Vorhaben, die Stätte zugänglich zu machen, kommt nun wieder Bewegung.

 Die Rückwand des Theaters wurde schon einmal freigelegt – wie auf diesem Bild von 2008 zu erkennen. Damals war Bruno Kremer vom Landesmuseum technischer Grabungsleiter. TV-Foto: Archiv/Susanne Rendenbach

Die Rückwand des Theaters wurde schon einmal freigelegt – wie auf diesem Bild von 2008 zu erkennen. Damals war Bruno Kremer vom Landesmuseum technischer Grabungsleiter. TV-Foto: Archiv/Susanne Rendenbach

Kastel-Staadt. Römerzeit in Kastel, unweit des Platzes, wo heute die Klause ist: ein muschelförmiges Theater, im Durchmesser etwa 70 Meter breit. Bis zu 3500 Menschen auf den Sitzreihen. Volles Haus - nicht bei Schauspiel oder Kämpfen wie etwa in einem Amphitheater, sondern bei religiös-spirituellen Veranstaltungen. 2006 haben Archäologen des Rheinischen Landesmuseums das römische Kulttheater entdeckt, außerdem Reste eines Heiligtums (siehe Hintergrund). Die Theaterreste sind in der Region einzigartig. Ähnliches gibt es nur in Dalheim (Luxemburg) und in Mainz.
Pläne, das Theater für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sind nicht neu. Bislang fehlte jedoch das Geld. Zuletzt lehnte das Land eine Förderung im Rahmen der Initiative Straße der Römer ab. Doch jetzt nimmt die ganze Geschichte noch einmal Fahrt auf, dank einer neuen Förderquelle: dem Leader-Programm.
"Die Bewilligung für die Förderung ist unterwegs", sagt Thomas Wallrich, Moderator für ländliche Entwicklung bei der Verbandsgemeinde Saarburg und Geschäftsführer der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Moselfranken. Die LAG hatte das römische Kulttheater vor einigen Wochen als eines der Leader-Projekte benannt (der TV berichtete). Darauf konnte die Ortsgemeinde Kastel-Staadt als Projektträger einen Förderantrag stellen.
Die Gemeinde plant, die Kultstätte freizulegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So sollen unter anderem der Umfang des Theaters mit Hilfe von Sträuchern rekonstruiert werden, Sitzgelegenheiten gebaut und die Sicht aufs Saartal wieder möglich werden.
"Die Funde sind schon etwas Besonderes", bestätigt Hans Nortmann, Leiter der Abteilung archäologische Denkmalpflege beim Landesmuseum. Das Theater sei "relativ gut erhalten", ließe sich jedoch nicht genau datieren. "Die Bauweise gleicht dem letzten Ausbau des Heiligtums", sagt Nortmann. Und dies habe im zweiten Jahrhundert seine größte Ausdehnung erreicht.
Die Archäologen hatten bis Herbst 2008 einen Teil der Bühne, Reste eines Ausgangs zur Kulisse, einen Treppenaufgang zum Zuschauerraum, Sitzreihen aus Sandstein sowie die Grundmauern freigelegt. Zu sehen ist davon aber zurzeit nichts. Um die Funde vor der Witterung zu schützen, wurden sie wieder abgedeckt.
Dass dies bald anders sein könnte, stimmt Harald Lehnertz, Ortsbürgermeister von Kastel-Staadt, glücklich: "Wir sind schon seit gut drei Jahren an der Geschichte dran. Wir wurden bislang aber immer nur vertröstet."
Nun würde die EU 55 Prozent der Kosten übernehmen. Das Land stockt diese Summe noch auf, so dass insgesamt 65 Prozent der Kosten gedeckt wären. Bleibt bei Gesamtkosten von 145 000 Euro ein Eigenanteil von etwa 50 000 Euro, die die Gemeinde Kastel-Staadt stemmen muss. Laut Lehnertz herrscht im Gemeinderat grundsätzlich Konsens darüber, dass die Pläne umgesetzt werden - wenn die Eigenleistung noch geringer würde. "Die Gemeinde sucht daher nach Möglichkeiten, die Kostenbeteiligung zu minimieren", sagt Lehnertz.
In diesem Jahr wird aus der Umsetzung der Pläne jedoch nichts mehr. Dafür ist der Winter schon zu nahe.Meinung

Ein Schatz für die gesamte Region
Ein Wochenende in Trier: Alle Römerbauten wimmeln von Touristen. Antike boomt. Und das kann sie auch auf dem Kasteler Plateau. Zumal dort mit Klause, keltischer Vergangenheit, Ehrenfriedhof und Felsenpfad ohnehin schon ein attraktives historisch-touristisches Grundangebot vorhanden ist. Endlich ist nun Unterstützung da, um den römischen Schatz von Kastel-Staadt zu bergen, der zurzeit noch unter Vlies, Erde und Gestrüpp verborgen liegt. Die Gemeinde darf sich daher nicht von der recht üppigen Summe von 50 000 Euro abschrecken lassen, die sie immer noch selbst aufbringen muss, um den Schatz ans Licht zu holen. Jetzt gilt es, die Chance zu nutzen und die Pläne möglichst bald umzusetzen. Schließlich ist das Theater nicht nur für die Gemeinde ein Gewinn, sondern für die gesamte Region. Vielleicht hilft dieser Gedanke Kastel-Staadt weiter, wenn es darum geht, Mitstreiter zu finden, die eventuell einen Teil der finanziellen Last mittragen. j.kalck@volksfreund.deDas Plateau von Kastel-Staadt ist für Archäologen ein echter Schatz. 1995 wurde der Ortskern deshalb als Grabungsschutzzone ausgewiesen. Neben dem Kulttheater hat das Landesmuseum auch die Reste eines Heiligtums gefunden, das laut Nortmann etwa 130 mal 80 Meter groß gewesen sein muss. "Es war ein großer Hof mit mehreren Tempeln", sagt Nortmann. "Wissenschaftlich ist das ein hochbedeutender Platz", erklärt der Archäologe. "Das Theater ist das Schmankerl am Rande." Bekannt ist, dass Kastel in der Keltenzeit eines der Zentren der Treverer war - erst als Trier 16 vor Christus gegründet wurde, verlor es an Bedeutung. Von der Keltenzeit übrig ist beispielsweise noch der Wall. Das Heiligtum und das Theater lassen darauf schließen, dass das Plateau auch in der Römerzeit als religiöse Stätte bedeutsam war. "Wenn man wissen will, wie der Übergang von der keltischen zur römischen Zeit war, ist das die perfekte Illustration", sagt Nortmann. jka

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