Flaues Gefühl im Magen

KONZ/TRIER-SAARBURG. Es war spannend bis zur letzten Minute: Beim Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels traten die Sieger von 15 Schulen aus dem Kreis Trier-Saarburg gegeneinander an. Auf teilweise hohem Niveau stellten sich die Schülerinnen und Schüler der Bewertung einer Jury.

Es knistert in der Stadtbibliothek Konz. Die Atmosphäre ist spannungsgeladen. 15 Schülerinnen und Schüler von Förderschulen, Haupt-, Real-, Regionalschulen und Gymnasien sowie Omas, Opas, Geschwister und Lehrer rutschen unruhig auf ihren Stühlen umher. "Eigentlich könnten wir jetzt anfangen", informiert Marianne Reinert, Organisatorin des Kreisjugendamtes, die Runde. "Doch die Jury ist nicht da", stellt sie trocken fest. Angespanntes Gelächter, Zeit, die Handys auszuschalten, bis die Jury den mucksmäuschenstillen Schauplatz betritt. Es folgt die Auslosung, in welcher Reihenfolge die Kinder vorlesen müssen. Dem Gesichtsausdruck mancher Kinder nach zu urteilen, könnte auch ein schmerzhafter Besuch beim Zahnarzt bevorstehen. "Kein Theater spielen, ganz normal bleiben, tief durchatmen", sind Reinerts letzte Anweisungen. Und dann geht es los. Natascha Gerhard von der Meulenwald-Schule Schweich macht den Auftakt. Konzentriert und flüssig ist ihr Vortrag, der wie alle anderen nach genau drei Minuten mit der Stoppuhr beendet wird. Ein Lesevortrag reiht sich an den anderen. Die Jurymitglieder, der Kreisjugendschutzbeauftragte Carsten Lang, die Kinderbuchautorin Herta Haefele-Kellermann, der Buchhänder Jörg Volk, der Grundschullehrer Dietmar Knippel und die Bibiotheksleiterin Karin Storf-Becker folgen den Beiträgen konzentriert - mitunter mit geschlossenen Augen. Mal gibt es hektische rote Gesichtsflecken der Teilnehmer, wenn unter Zuhilfenahme des Fingers die Zeilen abgelesen werden. Andere nehmen den Wettbewerb sichtbar locker und schlendern selbstbewusst zu ihrem Vortragstisch vor rund 100 Gästen. Ganz schick, mit einem dicken Ring am Daumen, feschen Zöpfen und Stöckelabsätzen, liest Nina Ellert klar und deutlich aus Paul Maars Sams-Buch und nimmt die Zuhörer mit auf eine kurze, aber gebannte Reise zu Herrn Taschenbiers Abenteuern. Anerkennendes Nicken aus dem Publikum. Dann der coole Auftritt des Saarburger Realschülers Nicolas Lellig. Mit ausdrucksstarker Stimme liest er aus "Die Kinder des Dschinn" - und erntet beträchtliches Schmunzeln der Jury. Den allesamt gut vorbereiteten Vorträgen aus den Wunschbüchern folgen zweiminütige Lesevorträge aus einem unbekannten Buch. Aufgeregt warten die Kinder in der Spielecke, bis eines nach dem anderen vor die Zuhörer treten muss. Neugierige Fragen der TV-Mitarbeiterin an die Wettbewerber bleiben weitgehend unbeantwortet. "Ich habe ein flaues Gefühl im Magen", ist den meisten nur zu entlocken. Jetzt, bei dem ungeübten Text, zeigen sich deutliche Unterschiede in der Lesefähigkeit. Strahlende Augen nach dem Auftritt

"Wir bewerten das Textverständnis und die Lesetechnik", sagt Karin Storf-Becker und freut sich über die "diesmal starken Vorträge der Förderschulen". Nach drei Stunden steht das Ergebnis fest. Natascha Gerhard, Nina Ellert und Nicolas Lellig werden unter Jubel zu Kreissiegern gekürt, erhalten von Landrat Günther Schartz Urkunden und Bücher. Jörg Volk toppt die Prämiierung mit zusätzlichen Buchgeschenken. Die knisternde Anspannung ist nach dem Auftritt des Zauberers Bernd Rischner befreiender Entspannung gewichen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffe", sagt Nina mit strahlenden Augen.

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