Flaute in Konz: Fallen die Windkraft-Pläne durch?

Konz/Trier/Mainz · Die Verbandsgemeinde platziert Windkraftflächen nahe an Siedlungen und riskiert so, mit ihrem Vorhaben zu scheitern.

 Bei Wiltingen, Pellingen (hier im Bild) und nordöstlich des Konzer Tälchens sollen mehr Windräder aufgestellt werden dürfen. Läuft alles wie geplant, drehen sich die ersten neuen Anlagen schon dieses Jahr. Doch im Moment steht das Verfahren auf der Kippe. TV-Foto: Archiv/ Friedemann Vetter

Bei Wiltingen, Pellingen (hier im Bild) und nordöstlich des Konzer Tälchens sollen mehr Windräder aufgestellt werden dürfen. Läuft alles wie geplant, drehen sich die ersten neuen Anlagen schon dieses Jahr. Doch im Moment steht das Verfahren auf der Kippe. TV-Foto: Archiv/ Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (VE._) ("TV-Upload Vetter"

Konz/Trier/Mainz Noch ist nichts von ihnen zu sehen, aber unzählige Menschen, Behörden und Verfahren zerren schon an ihnen: Die Windkrafträder, die in den kommenden Jahren in der Verbandsgemeinde (VG) Konz umweltschonend Strom erzeugen - und hier und da für Ärger sorgen könnten. Eine Übersicht über die Akteure und ihre Absichten, was sie mit den geplanten Windkraftanlagen machen wollen.

Auftrieb Am Anfang der Geschichte stehen die Mitglieder des Verbandsgemeinderates Konz, die im Juli 2016 sechs Flächen auszeichnen, auf denen sie Windkraftanlagen grundsätzlich erlauben wollen. Festgeschrieben steht das im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans (FNP, Teilbereich Windkraft), dem sie zugestimmt haben. Die beiden größten Windkraftflächen liegen bei Pellingen. Fast alle erstrecken sich nahe der Grenze zur Verbandsgemeinde Kell am See. Doch auch wenn die Verwaltung zwei Jahre Arbeit in den Plan gesteckt hat und Bürgermeister Karl-Heinz Frieden im Juli von einem "finalen Beschluss" spricht: Jetzt geht das Hin und Her erst richtig los.

Gegenwind Die größte Hürde für die Konzer Windkraftpläne liegt in Mainz. Die Landesregierung fordert seit Sommer 2016 neue Mindestabstände zwischen zusammenhängenden Siedlungen und Windkraftanlagen: 1000 Meter müssen es jetzt sein. Noch hat das Parlament die neue Version des Landesentwicklungsprogramms nicht beschlossen, in der diese Anforderungen stehen. Aufgrund eines Ministerratsbeschlusses haben sie aber schon jetzt bindende Wirkung für den Konzer FNP. Das Problem: Darin sind für vier der sechs neuen Windkraftflächen geringere Abstände zu Wohnsiedlungen vorgesehen. Nicht betroffen sind zwei Flächen südlich von Wiltingen. Um die neue Hürde in Mainz wussten die Mitglieder des VG-Rates schon, als sie ihren FNP beschlossen haben. Aber um mehr Windkraft in die VG zu bekommen, riskierten sie, an der Hürde zu scheitern. Sie setzen nun auf einen Ausweg, der bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord liegt - diese Behörde kommt später ins Spiel.

Bürgereinwände Gegenwind gibt es zunächst auch von einigen Bürgern. Denn rund 400 Meter neben der Siedlung Steinbachweier in der Nachbarverbandsgemeinde Kell am See könnten sich in Zukunft Windräder drehen, wenn die Konzer Pläne Realität werden. Eine "Schweinerei" ist das für Maurice Meysenburg, der als Ortsbürgermeister von Paschel für einen Teil der dort stehenden Häuser verantwortlich ist. Viele Bewohner befürchteten eine Geräuschbelästigung und eine Wertminderung ihrer Häuser. Konz betrachte die dort stehenden Häuser nur als Splittersiedlung, sagt Meysenburg. Deshalb könne so nah an den Häusern gebaut werden.
Die Konzer Verwaltung hält dem entgegen, dass den potenziellen Investoren jedes einzelne Windrad extra genehmigt werden müsse. Die geringen Abstände im FNP bedeuteten nicht, dass die Anlagen wirklich so nah an Häusern aufgestellt würden.

Nur heiße Luft? Doch das ist noch nicht alles. Zwei Akteure spielen noch eine zentrale Rolle im Zerren um die geplanten Windkraftanlagen. Der Kreis Trier-Saarburg muss die Konzer Pläne absegnen. Da diese aber in puncto Abstand den Landesvorgaben widersprechen, klärt derzeit die SGD Nord, ob man trotzdem ein Auge zudrücken kann oder ob Konz nachbessern muss. Die Konzer Politiker hoffen nun, dass ihnen die SGD Nord zugute hält, dass sie von den neuen Vorgaben aus Mainz überrumpelt wurden. Außerdem widersprechen die Konzer Pläne den Vorgaben der Region Trier - auch das wird von der SGD Nord untersucht. Bauanträge für Windräder auf den neuen Flächen liegen der Kreisverwaltung schon lange vor. Läuft alles wie geplant, könnten sich die ersten Anlagen auf den neuen Flächen schon dieses Jahr drehen. Scheitert die VG, könnte sie klagen. Bislang sehe es aber nicht danach aus, dass man den "gewaltsamen" Weg gehe, sagt der VG-Pressesprecher Michael Naunheim. Ein Anrecht auf Schadenersatz hat die VG laut Bürgermeister Karl-Heinz Frieden in keinem Fall.KommentarMeinung

Riskant, aber gut geplant
Ja, vielleicht wird nichts aus den Konzer Plänen, und die Verbandsgemeinde muss nachbessern. Dann verstreicht noch mehr Zeit, bis sich die ersten neuen Windräder drehen. Und ja, sowohl Bürger als auch Investoren hätten gern bald Klarheit darüber, wo nun neue Anlagen aufgestellt werden können. Der Verbandsgemeinderat hat bewusst gegen die neuen Landesvorgaben verstoßen und setzt nun darauf, dass die Behörden ein Auge zudrücken, weil die neuen Vorgaben aus Mainz sehr kurzfristig kamen. Das war riskant, aber richtig. Richtig, weil Konz einen größeren Beitrag zur Energiewende leisten kann, wenn der Plan aufgeht. b.laubert@volksfreund.de

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