Flinke Hände sogar mit 80

KONZ. (jac) Friseurmeister Walter Holderer feierte gestern seinen 80. Geburtstag. Trotz des hohen Alters ist er immer noch aktiv und arbeitet mit im Betrieb seiner Tochter Christel May-Holderer.

Donnerstagvormittag, in dem kleinen Salon in der Schlesierstraße herrscht reger Betrieb, als Stammkunde Peter Krämer zum Haare schneiden kommt. Ein Fall für den Senior, der trotz seiner 80. Lenze mit flinken Händen und schwungvoll das silbergraue Kopfhaar seines ersten Kunden an diesem Tag kürzt. Nicht nur wenn Not am Mann ist, steht Walter Holderer bereit; er pflegt seinen eigenen Kundenstamm und übernimmt zudem Hausbesuche bei kranken Kunden. In Konz ist Walter Holderer nicht irgendwer. Er hat großen Anteil am Vereinsleben in der Saar-Mosel-Stadt, die Liste seines ehrenamtlichen Engagements ist lang. Er war Gründungsmitglied des Kaninchenzuchtvereins, hat den Motorsportclub aus der Taufe gehoben, war Mann der ersten Stunde im Konzer Skatclub und hat die Interessengemeinschaft Berendsborn ins Leben gerufen. Jahrzehnte war er Schminkmeister bei den Karnevalisten, die ihn schließlich zum Senator ernannt haben. In den siebziger Jahren war Holderer Jugendbetreuer beim SV Konz; noch heute verpasst er kaum ein Spiel der 1. Mannschaft und hat im gerade eben überwundenen Abstiegskampf kräftig mitgefiebert. Auch kommunalpolitisch hat sich Walter Holderer für die Allgemeinheit eingesetzt, unter anderem 15 Jahre als Mitglied im Verbandsgemeinderat Konz. Der seit 1968 selbstständige Friseurmeister war von 1971 bis zur offiziellen Rente, 1990, im Vorstand seiner Innung aktiv, unter anderem von 1986 bis 1990 als Obermeister der ein paar Jahre zuvor fusionierten Friseurinnung Trier-Land/Saarburg. Genau genommen ist Holderer eine Art Späteinsteiger. Zwar hat er sein Handwerk noch vor dem Zweiten Weltkrieg gelernt, doch nach der schlimmen Zeit war er zunächst ohne Job, arbeitete dann 17 Jahre beim Baumaschinenhersteller Zettelmeyer (heute Volvo), bis 1968 seine Tochter Christel ihn ermunterte, mit 43 Jahren seinen Friseurmeister nachzuholen und mit ihr zusammen einen Salon aufzumachen. 1996 übergab er den Betrieb an seine Tochter. Das "gute Gespräch" bei der Arbeit schätzt Walter Holderer ebenso wie seine meist älteren Kunden. Man kennt sich seit Jahrzehnten, ist vertraut miteinander und hat sich viel zu erzählen über die gute alte Zeit und die gemeinsamen Jahre. Wenn es nach dem Jubilar geht, soll auch das "gute Gespräch" mit Peter Krämer (85) noch lange nicht das letzte gewesen, wenn er im Salon mit Kamm und Schere seine Arbeit macht.

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