Forelle Blau bei flotter Musik

MERTESDORF. Seit vier Jahren holt sich Familie Kündgen die Kunst ins Haus. Einmal in der Woche kommen Bands von "Alles Banane" bis "Sound of Silence" in das Hotel-Restaurant Karlsmühle in Mertesdorf und bieten bei freiem Eintritt Live-Musik. Auch Maler stellen das ganze Jahr über in dem gastfreundlichen Haus aus.

Die vier Musiker der Saarburger Cover-Band "Sound of Silence" schleppen ihre Instrumente in den großen Saal der Karlsmühle. An den weißen Wänden hängen leuchtende Ölgemälde einer Künstlerin aus dem Ruwertal. Es ist Mittwochabend - und der gehört den Liebhabern von Musik, die nicht aus der Konserve kommt. Die Saarburger Gruppe spielt bereits zum sechsten Mal in dem idyllisch gelegenen Hotel-Restaurant zwischen Mertesdorf und Kasel. "Wir kommen immer wieder gerne. Der Mittwochabend ist hier Kult", sagt Band-Chef Günter Zehren. "Benni weiß, was Musiker wollen", schwärmt der Gitarrist. Benni ist der Wirt der Karlsmühle, der 57-jährige Benedikt Kündgen. Jeden Mittwoch lädt er Live-Musiker in die Karlsmühle ein. In der Musikszene ist er kein Unbekannter. Seit vierzig Jahren sitzt er hinter Trommeln und Becken. Als Schlagzeuger hat er jahrzehntelang bei der Trierer Soulband "Black Cats" den Takt vorgegeben. Der sympathische Mittfünfziger, der am liebsten Chicago hört, "weil das die Band ist, die als erste Jazz mit Pop-Elementen gemischt hat", hat vor fünf Jahren alte eingefahrene Wege verlassen und gemeinsam mit seiner Frau Wiltrud das bekannte Anwesen an der Ruwer gepachtet. "Ursprünglich waren wir auf der Suche nach einem geeigneten Saal für Autorenlesungen, die wir seit Jahren organisieren", erinnert sich der vierfache Vater. Aus der Raumsuche wurde spontan eine neue Berufslaufbahn. "Zufällig stand das Objekt zum Verpachten", erzählt der einstige Geschäftsführer einer Firma und Betreiber eines Cafés. Dass heute Künstler in der Karlsmühle ein- und ausgehen und der Gastronomiebetrieb dadurch eine eigene Note bekommen hat, haben die aus Ruwer stammenden Betreiber vor allem dem Trierer Musiker Walter Liederschmitt zu verdanken.Den Anstoß gab Walter Liederschmitt

Begeistert von dem Anwesen, besonders von der idyllischen Terrasse unter dicken alten Bäumen, hat Liederschmitt nicht locker gelassen. Solange, bis der Hausherr zustimmte, dass Bands in der Karlsmühle auftreten können. "Jetzt kann ich mir den Mittwochabend nicht mehr ohne Musik vorstellen", sagt der Gastronom. "Wenn man selbst vierzig Jahre Musik macht, kann man einfach nicht davon ablassen", sagt Kündgen und freut sich nun über den guten Riecher von Liederschmitt. Bei schönem Wetter lockt es die Musiker unter den freien Himmel. Ob Zwanzigjährige oder Senioren, auch an diesem Mittwochabend finden wieder viele Gäste den Weg zur Karlsmühle. Der Eintritt ist frei und die Getränke gibt es ohne Preisaufschlag. Eine besondere heimelige Atmosphäre macht sich im Saal der Karlsmühle breit, nachdem die ersten Töne von "Sound of Silence" erklingen. Ein Abend zum Tanzen, Fachsimpeln oder einfach nur um Musik zu hören - sowohl für Teenies als auch für Omas. "Die Gäste fragen mich inzwischen eher, wer am Mittwochabend spielt, statt was auf der Tageskarte steht", flachst Kündgen und eilt hinter die Theke. Morgen: Ute Ammelounx, die "Kräuterfrau" aus Pluwig.

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