Französisch lernen - mais oui!

Die erste zweisprachige Grundschule der Region soll nach Vorstellung des Schulzweckverbands Saarburg/Konz für die Hauptschule Wincheringen in Wincheringen entstehen. Als Pilotprojekt - zunächst für die Kinder aus Palzem, Merzkirchen, Wincheringen - soll die erste Klasse nach den Sommerferien in der neuen Schulform starten.

 In Wincheringen sollen Schüler demnächst die bilinguale Grundschule besuchen können. Conny und Mikael präsentieren die Fahnen der beiden Länder, deren Sprachen Schwerpunkt im Unterricht werden. Foto: Friedemann Vetter

In Wincheringen sollen Schüler demnächst die bilinguale Grundschule besuchen können. Conny und Mikael präsentieren die Fahnen der beiden Länder, deren Sprachen Schwerpunkt im Unterricht werden. Foto: Friedemann Vetter

Wincheringen/Saarburg/Konz. "Ursprünglich hatten wir vor, eine Grundschule nach luxemburgischem System zu etablieren", sagt Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg. Das sei jedoch mit der deutschen Schulordnung nicht vereinbar gewesen. "Zudem bestand die Schwierigkeit, dass die Luxemburger sechs Grundschuljahre haben und somit der Anschluss an weiterführende Schulen bei uns kompliziert gewesen wäre."Hintergrund der Überlegungen, die der Schulzweckverband der Hauptschule Wincheringen angestrengt hatte - dem die beiden Verbandsgemeinden Konz und Saarburg angehören - sei folgende: In beiden VG, und gerade an der Obermosel, gebe es stetig mehr Familien, die auf deutscher Seite wohnen und in Luxemburg arbeiten. "Wir wollen diesen Kindern von Anfang an den Weg ebnen, sich über eine zweisprachige Schulbildung später für den luxemburgischen Arbeitsmarkt zu qualifizieren", sagt der Konzer Bürgermeister Winfried Manns.

Konkret bedeutet das für die Kinder, dass sie ab dem ersten Schuljahr parallel von einem deutschen und französischen Muttersprachler unterrichtet werden.

Im ersten Schuljahr mit sechs Wochenstunden in Sport, bildnerischem Gestalten, Französisch und Projektarbeit.

Bis zur vierten Klasse wird der Unterricht in der Fremdsprache in weiteren Fächern auf zwölf Wochenstunden aufgestockt.

Einen geeigneten Standort meinen die Verantwortlichen mit dem Grund- und Hauptschulkomplex in Wincheringen gefunden zu haben. Da die Schülerzahlen an der Hauptschule seit Jahren stetig zurückgehen und bereits jetzt leer stehende Räume von der Grundschule genutzt werden, biete das Gebäude ausreichend Raum-Ressourcen.

Freiwilliges Angebot parallel zum bestehenden

Renovierungen oder gar Umbauten seien nicht notwendig - im Gegenteil, wie Schulleiter Addi Arens erklärt: "Wir haben im vergangenen Jahr erst eine neue Mensa und Küche ausgebaut, so dass auch einem Ganztagsschulbetrieb nichts im Wege stünde."

Die bilinguale Grundschule ist als freiwilliges Angebot parallel zur bestehenden Grundschule geplant. Eine Konkurrenz sehen Arens und das Lehrer-Kollegium nicht in dem Vorhaben: "Die Gesamtkonferenz hat sich vorgestern einstimmig für die bilinguale Schule ausgesprochen. Wir sind nun mal in unmittelbarer Nähe zu Luxemburg und müssen auf die Lebenssituation vieler Menschen hier reagieren. Zudem bedeutet das für uns eine Sicherung des Standortes."

Auch die Verantwortlichen der zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier stehen hundertprozentig hinter dem Plan: "Wir sehen die Notwendigkeit, in der Grenzregion das Französisch-Angebot zu verstärken", sagt Bernhard Herbrand, leitender Regierungs-Schuldirektor der ADD, und versichert: "Wir werden alles tun, um das Vorhaben zu verwirklichen."

Sollte die Zeit für alle notwendigen bürokratischen Schritte bis zum Sommer nicht ausreichen, wolle man das Vorhaben als Pilotprojekt nach den Ferien starten - zunächst beschränkt auf Kinder aus Wincheringen, Palzem und Merzkirchen. Mittelfristig sollen jedoch alle interessierten Kinder aus Orten der Verbandsgemeinden Konz und Saarburg das Angebot nutzen können.

Meinung

Ein dickes Plus für die Region!

Vom "Vereinigten Europa" und "Grenzüberschreitender Zusammenarbeit" reden am "grünen Tisch" Viele. In der Praxis funktioniert das jedoch nur, wenn die Gesprächspartner auch die Sprache des Nachbarn verstehen und sprechen, die Kultur kennen. Lange war das Bewusstsein dafür in unserer Region unterentwickelt. Nicht wenige ältere Arbeitnehmer, die heute in Luxemburg arbeiten wollen, müssen sich die Fremd spra che(n) mühsam in Abendkursen aneignen. Jeglicher Vorstoß, die Jüngsten in der Region so früh wie möglich mit Sprache, Land und Leuten unserer Nachbarregion vertraut zu machen, ist deshalb absolut unterstützenswert. Zudem bedeutet die bilinguale Schule in Wincheringen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für die Region. s.windfuhr@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort