Das Bundesjustizministerium ist schon länger auf der Suche nach einem mehrsprachigen Online-Wörterbuch, und deshalb wollte Justizministerin Brigitte Zypries die Initiatoren und Entwickler des internationalen IT-Projekts "Comenius", mit dem sich die Berufsbildende Schule in Hermeskeil seit drei Jahren befasst, einmal kennen lernen. Da es sich bei "Comenius" um ein reines Schülerprojekt handelt, wurde nicht etwa eine routinierte Marketingleiterin engagiert, sondern die 18-jährige Melina Hemmes, Schülerin der Höheren Berufsfachschule für Wirtschaft, ausgewählt, um das "Software-Produkt" auf der "Cebit", der größten Computermesse der Welt, zu präsentieren. "Ich kannte Frau Zypries aus der Tagesschau und war einfach nur aufregt", sagt Hemmes. Die Hektik am Linux-Stand auf der Cebit war unübersehbar. "Wir haben die komplette Präsentation noch einmal durchgespielt, doch die Zeit lief davon", schildert die Schülerin die letzten Minuten vor dem "Showdown". Immer mehr Fachleute, Journalisten und Schaulustige postierten sich rund um den Messestand. "Laut Protokoll sollte Brigitte Zypries um 14.25 Uhr eintreffen", erzählt Hemmes."Für Ihr Ministerium besonders geeignet"

Ihr Herz habe bis zum Hals geschlagen, als Frau Zypries, begleitet von zwei Bodyguards, plötzlich vor ihr stand. "Ich habe von einem - von Schülern programmierten - mehrsprachigen Online-Wörterbuch gehört, das je nach Bedarf mit Begriffen aus welchem Fachgebiet auch immer gefüllt werden kann", sagte die Bundesjustizministerin. Mittlerweile völlig locker, wies Hemmes sie darauf hin, "dass Sie in diesem Online-Wörterbuch auch juristische Fachbegriffe eintragen können, und dass ,Open Dict‘ für den internen Gebrauch des Justizministeriums besonders geeignet ist". Zum Abschluss ihrer halbstündigen Präsentation überreichte Hemmes eine CD mit der offenen Software und dem dazugehörigen Schulungsmaterial an Frau Zypries. "Da es sich um freie Software handelt, dürfen Ihre Fachleute die Software gerne an ihre Bedürfnisse anpassen", sagte sie noch zur Ministerin und atmete erst einmal richtig durch, ehe sie realisierte, was sie gerade erlebt hatte.