Konz. Der Einschnitt kam für viele völlig unerwartet. Doch nach dem Tod von Ulrich Haas hat sich auf dem Roscheider Hof rasch ein Nachfolger gefunden. Seit seiner Wahl am 20. März leitet Helge Rieder das Konzer Freilichtmuseum.

Welche Akzente wird der neue Leiter setzen? Wie lassen sich Museumsleitung und Professur an der Trierer Hochschule vereinbaren?
TV-Mitarbeiter Martin Möller sprach mit Helge Rieder.
Herr Professor Rieder, Ihr Vorgänger Dr. Ulrich Haas befand sich ja als Museumsleiter im aktiven Unruhestand. Sie stehen mitten im Berufsleben.

Was bedeutet dieser Wechsel für die Führung des Museums?
Rieder: Es ist weniger Änderung, als man denken könnte. Die tägliche Arbeit des Museumsbetriebs wurde von Ulrike Trilsbach und Hermann Kramp erledigt. Das soll auch so bleiben. Es ist so gesehen ein fließender Übergang. Ich werde aber häufig im Museum sein - mindestens zweimal wöchentlich.
Wie kommt man als Wirtschaftsinformatiker zu einem Freilichtmuseum?
Rieder: Ich bin in der Nähe des Schwäbischen Bauernhausmuseums in Illerbeuren aufgewachsen. Das hat mich wohl infiziert.
Gibt es bestimmte Bereiche im Museum, die Sie persönlich bearbeiten?
Rieder: Ich habe ja schon bisher einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit besorgt: den Internet-Auftritt, die Wikipedia-Artikel und den YouTube-Videokanal.
Verstehen Sie sich denn in einer eindeutigen Leitungsfunktion?
Rieder: Ich bin laut Satzung Museumsleiter, und diese Funktion muss ich auch annehmen. Ich bin verantwortlich für den Roscheider Hof. Natürlich wird mein Stil anders sein - schon, weil ich viel jünger bin als Ulrich Haas. Außerdem hat er den Roscheider Hof in einem viel früheren Ausbaustadium übernommen. Heute ist das ein gut geführtes Museum.
Welche Zukunftschancen gibt es speziell für dieses Museum?
Rieder: Ich denke, das Museum wird in der Region und darüber hinaus sehr gut angenommen, der Weihnachtsmarkt ist ein echter Renner. Unser Museumsteam passt gut zusammen. Da haben wir alle Chancen, um uns weiterzuentwickeln.
Welche Defizite sehen Sie denn?
Rieder: Unsere Personalsituation werden wir in absehbarer Zeit nicht grundlegend ändern können - zumal Stadt und Verbandsgemeinde Konz uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten großzügig unterstützen. Aber es ist schon sehr knapp hier. Außerdem ist die interne Museumsarbeit etwas zu kurz gekommen.
Was meinen Sie mit interner Museumsarbeit?
Rieder: Manche Freilichtmuseen haben eigene Magazingebäude und vor allem einen elektronischen Katalog, dem sich alles Wichtige entnehmen lässt: Herkunft, wann ins Museum gekommen, schon einmal ausgestellt und so weiter. Man muss nichts überstürzen. Aber man sollte diese Dinge einmal angehen.
Ihr nächstes Vorhaben?
Rieder: In den nächsten drei Jahren ist das Aufgabenfeld ohnehin vorgegeben. Die Feldscheune muss als Ausstellungsraum hergerichtet werden. Für die Geräte und Maschinen, die dort eingelagert sind, brauchen wir ein Ausstellungskonzept. Im Hunsrückweiler werden wir manche Häuser, die seit 40 Jahren im Museum stehen, sanieren müssen.
Natürlich wäre es schön, wenn wir unsere Museumsdörfer noch um das eine oder andere Gebäude ergänzen könnten. Das Museum kann aber nur maßvoll wachsen, sonst sind wir personell rasch überfordert.
Auch die Veranstaltungen sollten wir maßvoll ausbauen. Vielleicht gewinnen wir ja einmal den Trierischen Volksfreund als Medienpartner. möExtra

Helge Rieder (TV-Foto: Martin Möller) ist Jahrgang 1957, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Trier (seit 1992), Prodekan im Fachbereich Wirtschaft, Studiengangsleiter für Wirtschaftsinformatik und Beauftragter des Senats für Studierende mit Behinderungen. Öffnungszeiten des Freilichtmuseums Roscheider Hof: dienstags bis freitags 9 bis 18 Uhr, montags (falls kein Feiertag): geschlossen. Samstags, sonntags, feiertags: 10 bis 18. mö