Freizeitkapitäne schleusen sich selbst die Mosel hinab

Palzem/Wellen · Bootsführer können die Moselschleusen bei Palzem neuerdings vom Wasser aus selbst öffnen und schließen. Mit dieser Technik werden bis 2014 alle Schleusen bis zur Mündung in Koblenz ausgestattet - als nächste folgt Wellen.

Manch ein Hobbykapitän hat schmerzhaft gelernt, dass die Gefahren der Schifffahrt nicht unbedingt nur auf dem Wasser zu suchen sind. Bisher mussten private Schiffsführer bei der Anfahrt zu einer Staustufe nämlich das Schiff verlassen, um die Schleuse zu aktivieren. Dabei sind nicht selten schwere Stürze zu beklagen.
Sicherer schippern Bootsführer neuerdings im gemeinsamen Wasserhoheitsgebiet der deutschen und luxemburgischen Schifffahrtsverwaltungen durch die Staustufe Palzem. Dort hat Anfang Juni die erste vom Wasser aus bedienbare Bootsschleuse des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Trier und des luxemburgischen Service de la Navigation den Betrieb aufgenommen.
Nur wenige Handgriffe


"Sie wird von Booten bis zu einer Breite von 3,30 Metern genutzt. Mit nur wenigen Handgriffen kann nun der gesamte Schleusenvorgang direkt vom Wasser aus gesteuert werden. Ein Schleusenwärter muss nicht mehr eingreifen. Er sitzt nur noch im Schleusenhaus, schaltet die Anlage morgens ein und kümmert sich um die Großschifffahrtsschleuse", erklärt der Schleusentechniker Paul Zimmermann.
Tatsächlich bedarf es kaum Erläuterungen, um das Automatikprogramm zu aktivieren. Die simpel gehaltene Hinweistafel reicht aus, um der auch noch so ungeschickten Landratte das Schleusen beizubringen.
"Einfach an die Steuerung fahren, den grünen Hebel umlegen und warten, bis sich die Schleusentore öffnen. Danach fährt man rein, wartet, bis alle drin sind, und legt wieder den grünen Schalter um", erklärt Zimmermann - schon hebt oder senkt sich das Wasser. Der rote Hebel muss nur im Notfall oder bei Fehlfunktionen bedient werden.
Im Unterschied zum gemeinsam mit Luxemburg verwalteten Gebiet hat das WSA Trier seine vier allein verwalteten Schleusen (bis Zeltingen) bereits alle mit der neuen Technik ausgestattet. "Die Schleuse in Wellen wird nach der Umrüstung in wenigen Tagen wieder ihren Betrieb aufnehmen", merkt Charlotte Kurz, stellvertretende Leiterin des WSA Trier, an.
700 000 Euro pro Schleuse


Mit der Inbetriebnahme ist der erste Abschnitt eines Modernisierungsprogramms für die Mosel abgeschlossen. "Bis 2014 sollen dann alle Anlagen von Koblenz bis Palzem dem neuen Stand angepasst sein", sagt Kurz. Etwa 700 000 Euro kostet die Aufwertung einer Bootsschleuse.
Das Modernisierungsprogramm beinhaltet die Instandsetzung der Kammerplattformen, den Austausch der Schleusentore sowie die Anpassung der Antriebs-, Elektro- und Steuerungstechnik der rund 50 Jahre alten Bootsschleusen, die neben den Großschifffahrtsschleusen in jeder Staustufe installiert sind.Extra

Mit dem Abschluss des Moselvertrages zwischen Frankreich, Luxemburg und Deutschland begann 1956 der Ausbau der Mosel zur 395 Kilometer langen Großschifffahrtsstraße. Von Neuves Maisons in Frankreich bis zur Rheinmündung bei Koblenz wurden 28 Staustufen errichtet. Sie überwinden einen Höhenunterschied von 161 Metern. In deutschen Hoheitsgewässern befinden sich zehn Stauanlagen, zwei im gemeinsamen deutsch-luxemburgischen Hoheitsbereich, dem sogenannten Kondominium. aff

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