Umwelt Freudenburg baut Pfahlwand in den Rutschhang

Freudenburg · Anwohner haben sich bei einer Versammlung darüber informiert, wie Vorfälle am Eiderberg verhindert werden sollen. 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht.

 Das Messgerät (Inklinometer) am Eiderberg überwacht den Rutschhang. Es sieht aus wie eine unauffällige weiße Stange.

Das Messgerät (Inklinometer) am Eiderberg überwacht den Rutschhang. Es sieht aus wie eine unauffällige weiße Stange.

Foto: Herbert Thormeyer

Es ist ein relativ kleiner Hang, aber eine große Aufgabe, ihn zu bändigen: Der Eiderberg in Freudenburg soll in seinem Bewegungsdrang mit Pfahlbetonstäben gestoppt werden. Die Arbeiten werden grob geschätzt 650 000 Euro kosten, von denen die Ortsgemeinde rund 350 000 Euro übernehmen muss. Der Rest stammt aus dem Investitionsstock des Landes.

Mit einem Fragenkatalog haben sich Grundstücks- und Hauseigentümer an den leitenden Ingenieur gewandt. Dr. Egbert Adam ist Chef der Umweltgeotechnik GmbH (UGG) mit Sitz im saarländischen Nonnweiler und ehrenamtlich Serriger Ortsbürgermeister. „Wir wollen so schnell wie möglich mit den Bauarbeiten beginnen, sobald die Naturschutzbehörden grünes Licht gegeben haben“, leitet der Freudenburger Ortsbürgermeister Bernd Gödert die Versammlung von 25 Anwohnern des Eiderberges ein. Der Fragenkatalog wird abgearbeitet. Eine Frage lautet: „In welchem Zeitraum wird gearbeitet, gibt es Sperrungen oder sonstige Beeinträchtigungen?“ Der Fachingenieur Adam erklärt: „Die Bauzeit wird rund drei Monate betragen:“ Angepeilt sei der Winter. Ein gefrorener Boden habe dann durchaus Vorteile, denn es würden weniger Schäden entstehen.

Schäden, das ist bei dem ganzen Projekt das große Stichwort, denn sie werden von den Anliegern befürchtet und waren an einem Haus bereits entstanden. 1997 war der Hang in Bewegung geraten und hatte das Gebäude schwer beschädigt. Nach einem Rechtsstreit hatte das Gericht der Gemeinde auferlegt, für die Schäden aufzukommen und den Hang zu sichern. Dies geschah. Seitdem steht der Hang unter Beobachtung. Egbert Adam und sein Büro messen regelmäßig.

Es ist eine ungünstige Gemengelage. Schichten, mal aus Gips, mal harter Dolomit, kommen mit Wasser in Verbindung. Ergebnis: Hart rutscht auf Weich Richtung Tal. Doch einfach so hinfahren und die Bohrungen für die Schutzpfähle ausführen, das geht nicht. Denn: „Die Belange der Naturschutzbehörden müssen berücksichtigt werden“, sagt Adam. Schweres Gerät muss an den Fuß des Hanges gelangen. Eine Zufahrt soll in dieses Naturschutzgebiet hinein angelegt werden, möglichst naturverträglich und rückbaufähig. Aufs Gras kommt ein Vlies und darauf Schotter. Geprüft werden auch Ausgleichsmaßnahmen. Abgetragener Boden wird nach Abschluss der Arbeiten an gleicher Stelle wieder eingebaut.

Die Straße Am Eiderberg werde dabei kaum von Schwerlastverkehr tangiert, sagen die Verantwortlichen. Die neue Zuwegung soll mindestens 50 Zentimeter Abstand von allen Grundstücken betragen. Wende- und Lagerplatz wird die „Haselnussranch“ sein, ein fast kreisrunder Platz, auf dem normalerweise gefeiert werden kann.

Die nächste Frage bezieht sich auf den Lärm der Baumaschinen, besonders des mächtigen Bohrgerätes. Mit bis zu 1,20 Meter im Durchmesser werden die Löcher für die 21 Pfähle gebohrt. Im Abstand von 90 Zentimetern reichen sie bis in 20 Meter Tiefe. Die Schichten, die rutschen, liegen in etwa zwölf Metern Tiefe. Adams sagt, dass er wegen der eingesetzten Hämmer nicht ausschließen könne, dass bei dieser Arbeit mal eine Tasse die niederfrequenten Schwingungen der Maschine wiedergebe. Zwischen die Pfähle kommen Kiesriegel, damit das Wasser aus dem Hang in einer Drainage gezielt geführt abfließen kann und sich nicht staut.

Der Ingenieur versichert: „Alle Häuser werden vorher in Augenschein genommen. Vorherige und entstehende Schäden können so gut unterschieden werden.“ Adam bedauert, dass er nicht tief genug in den Boden hineinschauen kann. „Magnetfelder reichen nicht so tief“, sagt er. Daten erhält er jedoch satellitengestützt durch Überfliegen: „Der Bewuchs kann aus dem Bild heraus gerechnet werden.“ Künftige Techniken könnten vielleicht Hangrutsche sogar vorhersagen.

 Der weiße Stab ist ein Inklinometer, ein spezielles Messgerät, mit dem der Eiderberg in Freudenburg überwacht wird.

Der weiße Stab ist ein Inklinometer, ein spezielles Messgerät, mit dem der Eiderberg in Freudenburg überwacht wird.

Foto: Herbert Thormeyer
 Sieht nach einem idyllischen Garten aus, doch die aus der Mauer gefallenen Steine sind Zeugen des Drucks im Hang.

Sieht nach einem idyllischen Garten aus, doch die aus der Mauer gefallenen Steine sind Zeugen des Drucks im Hang.

Foto: Marion Maier

Aber soweit ist es beim Eiderberg noch nicht. „Wenn die Pfahlwand steht, hat die Ortsgemeinde zunächst ihre Verkehrssicherungspflicht erfüllt. Diese bleibt jedoch weiter bestehen“, erklärt Ortschef Gödert. Links und rechts davon, so hoffen er und Adam, sollte sich der Hang mit dem Rutschen noch etwas Zeit lassen. Aber der Eiderberg wird auch künftig mit einem speziellen Messgerät, dem Inklinometer (siehe Info), überwacht.

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