Freudenburger können ihren Ort mitgestalten

Freudenburg · Gemeinsam an der Zukunft Freudenburgs arbeiten: Dazu sind die Bürger des 1600-Einwohner-Ortes in den kommenden Jahren aufgerufen. Denn das Dorf ist Schwerpunktgemeinde für die Dorferneuerung - und die funktioniert nur mit Bürgerbeteiligung.

Freudenburg. Mehr als 1600 Menschen leben in Freudenburg. Und es kommen immer wieder neue hinzu. Der Ort mit Burgruine und reichem Geschichtsschatz - einst war Freudenburg jüdisches Zentrum des Saargaus - will sich nun für die Zukunft rüsten. Die Gemeinde hat sich beim Dorferneuerungsprogramm beworben und ist als eine von 21 rheinland-pfälzischen Orten als Schwerpunktgemeinde anerkannt worden (der TV berichtete).
Erhebliches Potenzial


Mit der Anerkennung als Schwerpunktgemeinde ist eine Art Selbstverpflichtung verbunden, sich der Dorferneuerung in besonderem Maße anzunehmen, sagt der rheinland-pfälzische Minister für Infrastruktur, Roger Lewentz (SPD). Das heißt: sich konkret Gedanken zu machen, wie das Dorf in Zukunft nicht nur gut aussieht, sondern auch, wie langfristig die soziale Infrastruktur intakt bleibt.
Schwerpunktgemeinden werden sechs Jahre lang dabei unterstützt, ein Entwicklungsprogramm zu erstellen und umzusetzen. 17 Millionen Euro stehen in diesem Jahr dem Land zur Förderung zur Verfügung. Das rheinland-pfälzische Infrastrukturministerium sieht in Freudenburg "ein erhebliches Potenzial an ortsbildprägenden und denkmalgeschützten Gebäuden, die sich jedoch teilweise in einem schlechten baulichen Zustand befinden". Diesen Zustand zu verbessern, solle ein Ziel sein. Zudem zeichne sich der Ort durch ein reges Vereins- und Kulturleben sowie eine starke Dorfgemeinschaft aus, die es zu erhalten gilt.
Ortsbürgermeister Bernd Gödert (SPD) hat schon Ideen, wo in Sachen Ortskernsanierung angesetzt werden kann. Der Platz am Torweg beispielsweise könne ein "schönes Plätzchen werden". Dort wurde ein Haus abgerissen und ein Stück Stadtmauer freigelegt. Weitere Maßnahmen könnte sich der Ortschef rund um die Erneuerung der Ortsdurchfahrt vorstellen, die 2013 gemacht werden soll. "Da gibt es viele Gestaltungsmöglichkeiten."
Dazu gehöre auch die Möglichkeit, dass private Bauherren finanziell unterstützt werden, wenn sie beispielsweise alte Häuser oder Vorgärten an der Ortsdurchfahrt sanieren. Maximal 20 000 Euro Landeszuschuss sind da möglich. Außerdem denkt Gödert an den Eiderberg und den dortigen Orchideenweg.
"Der soziale Aspekt ist mir aber mindestens genauso wichtig", betont der Ortschef. Denn bei der Dorferneuerung sind die Bürger gefragt: Sie sollen das Entwicklungskonzept mit erarbeiten. "Ich habe die Hoffnung, dass insbesondere Neubürger aus den beiden Baugebieten mitarbeiten", sagt Gödert. "Das ist eine gute Möglichkeit, sich ins Dorfleben zu integrieren und mit den Alteingesessenen zusammenzukommen. Letztlich sind wir ja alle Freudenburger."
Das erste Jahr als Schwerpunktgemeinde hat nun schon begonnen. Da gilt es, keine Zeit zu verlieren. Gödert führt demnächst Gespräche mit möglichen Planern. Außerdem wird er die Freudenburger in den kommenden Tagen über das Programm informieren.Extra

Im Rahmen der Dorferneuerung sind seit 1991 mehr als 455 Millionen Euro in den ländlichen Raum investiert worden. Mehr als 25 300 private und mehr als 4100 öffentliche Maßnahmen wurden damit unterstützt. Das Investitionsvolumen liegt insgesamt bei 2,4 Milliarden Euro. Für Minister Roger Lewentz hat das Programm auch eine wirtschaftliche Bedeutung. Gerade kleine orts- und regionsansässige Handwerks- und Gewerbebetriebe profitierten von den Arbeiten, die im Rahmen der Dorferneuerung gemacht würden, sagt er. Zuletzt waren Merzkirchen und Mannebach Schwerpunktgemeinden. In Mannebach wurden von den vielen Ideen nur die Erneuerung des Dorfbrunnens realisiert. Dass viele Ideen trotz Förderaussicht nicht umgesetzt werden, liegt oft daran, dass der Eigenanteil auch erst einmal ge-stemmt werden muss. In Merzkirchen war unter anderem geplant, die alte Schule in Portz mit Mitteln aus dem Förderprogramm in ein Bürgerhaus umzubauen. Das verhinderte schließlich der Gemeinderat mit der Begründung, Kosten und Nutzen ständen in keinem angemessenen Verhältnis. Inzwischen bietet die Gemeinde das Gebäude zum Kauf an. jka

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