Freudenburger wollen ihr Dorf aufmöbeln

Freudenburg · Mit einer Dorfmoderation und der Ausweisung eines Sanierungsgebietes will Freudenburg seinen Ortskern retten. Bausubstanz, Dorfgestaltung und das soziale Angebot sollen besser werden. Hauseigentümer können sich beraten lassen, und alle Bürger sind aufgerufen, sich an der Dorfgestaltung zu beteiligen.

Freudenburg. Erbaut im Jahre 1589 und Sitz der Maximiner Amtsleute: Seit 1984 steht die denkmalgeschützte ehemalige Bürgermeisterei in Freudenburg leer. Heute fällt großflächig der Putz ab, und Risse ziehen sich durch das Mauerwerk. Viele Fenster haben keine Scheiben mehr. Einige sind notdürftig mit Plexiglas verschlossen. Die Bürgermeisterei ist nur ein Beispiel für das, was sich im Ortskern des Dorfes verbessern ließe. Etwa 16 Gebäude sind in Freudenburg derzeit verlassen.
Der Ortsgemeinderat will nun effektiver gegen den Verfall angehen. "Wir fahren doppelgleisig", sagt Ortsbürgermeister Bernd Gödert. Zum einen hat der Rat ein sogenanntes Stadtsanierungsgebiet definiert. Wenn weitere Untersuchungen erledigt sind und das Gebiet auch förmlich beschlossen worden ist, können Hauseigentümer Sanierungskosten steuerlich besser geltend machen. Außerdem soll am 19. September mit einer Bürgerversammlung die Dorfmoderation beginnen. Private Initiativen könnten bisher nicht genug finanziell unterstützt werden. "Im Ortskern gibt es 16 Leerstände und einige potenzielle Abrisskandidaten", sagt Gödert. Linderung soll das Dorferneuerungsprogramm bringen (siehe Extra).
Außerdem hat der Rat nun ein Stadtsanierungsgebiet bestimmt. Ingenieure untersuchen dort Zustand und Funktion der Bauten. Sie halten fest, was verwertbar ist und machen Vorschläge, wo etwa neue Plätze oder eine verkehrsberuhigte Zone entstehen können. "Aber nicht über die Köpfe der Eigentümer hinweg", sagt Gödert. Probleme mit Eigentümern außerhalb des Gebietes fürchtet der Ortsbürgermeister nicht: "Diese Häuser sind wesentlich neuer und gut in Schuss." Schwerpunkt seien der Marktplatz und der historische Ortskern. Ist die Voruntersuchung beendet, werden alle Bürger in einer Versammlung über die Ergebnisse informiert.
Wenn das Gebiet auch förmlich beschlossen ist, können sanierungswillige Hauseigentümer mit Steuererleichterungen rechnen. Die Stadtsanierung wird sich über die kommenden 20 Jahre erstrecken. Die Verbandsgemeinde (VG) hat ebenfalls eine Initiative gestartet, aus der Fördergeld fließen kann (der TV berichtete). Die Hoffnung von Gödert ist, "dass ich Leute, die sich für einen Bauplatz im Neubaugebiet interessieren, doch für die Renovierung eines Altbaus begeistern kann, wenn Zuschüsse winken." Die Dorfmoderation mit dem Konzept der Dorfbewohner laufe dagegen sechs Jahre lang, sagt der Ortsbürgermeister.
Nun sind die Bürger gefragt. Sie sollen Ideen sammeln. Bei der Auftaktveranstaltung am 19. September werden Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen gebildet. "Wir werden die Leute nach Stärken und Schwächen ihres Ortes fragen", sagt Planerin Ina Kunz, die als Moderatorin kommt. "Es geht nicht nur ums Dorfbild, sondern auch um soziale Angebote, die Jugendlichen, den Verkehr", zählt sie einige Punkte auf und bringt gleich selbst einen Vorschlag für die Gestaltung von Grünflächen unterhalb der Burg mit. Die Planerin ist optimistisch: "Freudenburg ist eine sehr aktive Gemeinde mit vielen Vereinen." Freudenburg und Saarburg-Kahren (mit Hosteberg) sind bis heute die einzigen Gemeinden in der VG, die mit einer Dorfmoderation beginnen.
Extra

Im kommenden Frühjahr beginnt die Sanierung der Ortsdurchfahrt in Freudenburg auf einer Länge von 1720 Metern. Die Bürger sollen über die Bauphasen regelmäßig auf dem Laufenden gehalten werden. Gemeinsam mit der Dorfmoderation und der Stadtsanierung laufen dann drei Initiativen parallel. Freudenburg soll so in den kommenden Jahren regelrecht runderneuert werden. dothExtra

Seit diesem Jahr ist Freudenburg als Schwerpunktgemeinde vom Land anerkannt (der TV berichtete). 21 gibt es in Rheinland-Pfalz. Das Dorferneuerungsprogramm beinhaltet die Fortschreibung des Erneuerungskonzeptes, die Dorfmoderation und Bauberatung für Hauseigentümer. Privatleute können in Dorferneuerungsgemeinden laut VG bis zu 30 Prozent, maximal jedoch 20 000 Euro Fördergeld für Sanierungen bekommen. Die Dorferneuerung ist ein Förderinstrument des Landes zur Unterstützung ländlicher Räume und wird vom Innenministerium koordiniert. thie

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