Fröhliche Melancholie

Liturgische Gesänge und kosakische Volkslieder: Das Vokalensemble "Russische Seele" aus St. Petersburg gastierte vor rund 80 Zuhörern in der St. Nikolaus-Kirche in Konz und etwa 90 Besuchern in St. Laurentius in Saarburg.

 Bringen kosakische Melodien nach Konz und Saarburg: Das Vokalensemble „Russische Seele“ aus St. Petersburg, hier bei seinem Auftritt in der St. Nikolaus-Kirche in Konz. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Bringen kosakische Melodien nach Konz und Saarburg: Das Vokalensemble „Russische Seele“ aus St. Petersburg, hier bei seinem Auftritt in der St. Nikolaus-Kirche in Konz. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Konz/Saarburg. (kbb) Einen tiefen Einblick in die Liturgie der russisch-orthodoxen Kirche bot das russische Vokalensemble seinen Zuhörern in Konz und Saarburg. Facettenreich und nur selten ohne Melancholie sind die Stücke, mit denen die vier Musiker vom renommierten St. Petersburger Konservatorium derzeit durch die Kirchengebäude touren.

Die vier Sänger - Alt, Tenor, Bariton und Bass - decken das gesamte musikalische Spektrum ab und erlauben damit Arrangements, die hellen Alt-Gesang mit tiefem Bass kontrastieren. Das Ergebnis sind feingliedrige, mehrstimmige Intonationen, technisch einwandfrei und rhythmisch auf den Punkt gebracht. Dabei stehen Werke von russischen Komponisten im Mittelpunkt: Tschaikowski, Rachmaninoff, Bortniansky. Auf der anderen Seite die russischen Volkslieder mit kosakischen Melodien und Klassikern wie etwa der "Abendglocke". Die Musiker benötigen dabei keine reine Lautstärke, um sich Gehör zu verschaffen: Stimmen sie ein neues Lied an oder klingt ein altes aus, ist es im Saal so ruhig, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.

Dabei stechen die Alt-Solistin Rimma Egorutina und der kräftige Bariton Jura Barschov besonders hervor: Erstere überzeugt durch ihre nuancierte Intonation, die selbst in den leisesten Stimmlagen noch ein klares Vibrato in der Stimme erzeugte. Letzterer verfügt über ein Stimmvolumen, das in jeden Kirchenraum mühelos bis in den letzten Winkel dringt - und der Qualität nach zu urteilen eigentlich bis in den letzten Rang der großen Opernhäuser schallen müsste.

So bleibt immerhin die Frage offen, warum die Musiker trotz ihrer stimmlichen Qualität kein festes Engagement bei einer russischen oder europäischen Bühne ihr Eigen nennen können und stattdessen ohne feste Gage von Gemeinde zu Gemeinde reisen und von den abgegebenen Spenden leben.

Glück für die Besucher in Konz und Saarburg: Nach dem jeweils rund einstündigen Konzert mit mehreren Zugaben ziehen die Besucher beiderorts ein ausgesprochen positives Fazit.

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