"Früher sind wir oft belächelt worden"

Mannebach · Früher betrieben sie Milchwirtschaft, heute stellen sie Käse her: Die Büdingers aus Mannebach verkaufen jedes Jahr über 1500 Hart- und Weichkäse im hofeigenen Laden und auf umliegenden Märkten. Die Nachfrage nach regionalen Produkten ist groß, daher stellt die Direktvermarktung für den Betrieb eine gute Alternative zur traditionellen Landwirtschaft dar.

 Käse aus eigener Herstellung: Petra und Peter Büdinger verkaufen ihre Produkte in ihrem Hofladen. TV-Foto: Beate Kerpen

Käse aus eigener Herstellung: Petra und Peter Büdinger verkaufen ihre Produkte in ihrem Hofladen. TV-Foto: Beate Kerpen

Mannebach. "Einkaufen auf dem Bauernhof" kündigt ein Schild am Mannebacher Ortseingang an und zeigt auf einen Betrieb am Waldrand, vor dem bereits mehrere Autos parken. Wie jeden Samstag ist Markttag auf dem Bauernhof von Peter und Petra Büdinger: Bis zu 100 Kunden kommen in der Hauptsaison auf den Hof, um hier regional erzeugte Produkte einzukaufen. Neben Büdingers Käse bieten zahlreiche weitere Selbstvermarkter aus der Gegend ihre Produkte an - von Wurst, Fleisch und Eiern bis hin zu Kuchen, Brot, Honig, Wein und Schnaps.
Experimente im Kochtopf


"Der besondere Reiz am Einkauf auf dem Bauernhof ist für den Kunden, dass er persönlich vorbeikommen und die Produkte hier gleich einmal probieren kann", sagt Peter Büdinger (49), der vor fünf Jahren die lockere Marktgemeinschaft auf seinem Hof ins Leben gerufen hat. "Als Direktvermarkter kann ich außerdem persönlich für die Qualität meiner Produkte garantieren, und die Ware ist aufgrund des direkten Weges zum Kunden viel frischer als im Supermarkt."
Büdinger und seine Frau haben vor 13 Jahren damit begonnen, Käse selbst herzustellen. Damals führten sie noch einen Milchbetrieb mit 70 Kühen - dass der Käseverkauf die Milchwirtschaft einmal ablösen würde, hätte damals keiner geglaubt. "Wir fingen eigentlich nur mit der Käseerzeugung an, weil der Milchpreis so schlecht war und wir nach alternativen Einkommensquellen zusätzlich zur Milchwirtschaft suchten", berichtet Büdinger.
So begannen die Landwirte, sich in Seminaren und Kursen über die Käseerzeugung zu informieren - alles Weitere brachten sie sich selbst bei, indem sie mit einem Kochtopf voll Milch experimentierten. Schnell hatten sie die ersten kleinen Mengen an Käse erfolgreich hergestellt. "Von da an war uns klar, dass man mit relativ einfachen Mitteln und ohne große Investitionen Käse selbst herstellen kann", erzählt Petra Büdinger (47).
Nach und nach kamen immer mehr Kunden aus der Umgebung auf den Hof, um Käse zu kaufen. Als der Kochtopf nicht mehr groß genug war, begann Büdinger, seinen Käse in einer großen Milchkühlwanne zu machen. Im Jahr 2000 wurde der Hofladen eröffnet, wenig später entstand die hofeigene Marktgemeinschaft, seit einigen Jahren bietet Büdinger seinen Käse außerdem auf umliegenden Wochenmärkten an. Mittlerweile verarbeiten die Landwirte jede Woche mehrere Wannen voll Milch - im Jahr produzieren sie über 1500 Hart- und Weichkäse.
Der Milchbetrieb besteht seit einigen Jahren nicht mehr, weil die Arbeitsbelastung für die beiden Landwirte nicht mehr zu schaffen war. Heute arbeiten Peter und Petra Büdinger abseits des Betriebs, die Käseerzeugung ist als Nebenerwerb geblieben.
Die Nachfrage nach regionalen Produkten sei in den letzten Jahren spürbar gestiegen, sagt Büdinger: "Wenn man es forcieren würde, könnte man sogar davon leben." Vorerst käme das für sie zwar nicht infrage, dennoch seien die Käseherstellung und die Direktvermarktung eine gute Alternative zur traditionellen Landwirtschaft. "Früher sind wir öfters als Spinner belächelt worden", sagt er, "aber es funktioniert."
Extra

800 bis 1000 der rund 11 900 landwirtschaftlichen Betriebe in Rheinland-Pfalz (ohne reine Winzerhöfe), also etwa sieben bis acht Prozent, sind nach Schätzung der Landwirtschaftskammer Direktvermarkter im Haupt- oder Nebenerwerb. Angesichts sinkender Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse erlebte die Direktvermarktung vor 20 Jahren einen deutlichen Aufschwung. Auch in den letzten Jahren hat die Direktvermarktung wieder deutlich an Fahrt aufgenommen: Immer mehr Kunden schätzen die sichere Herkunft sowie die Qualität und Frische von regional hergestellten und saisonal angebotenen Produkten. Besonders gefragt sind handwerklich hergestellte Milcherzeugnisse und Käse sowie Produkte vom Schwein, Rind oder Schaf aus hofeigener Schlachtung. Auch die Nachfrage nach Verarbeitungsprodukten direkt vom Erzeuger, etwa Konfitüren und Fruchtaufstrichen, Säften oder Soßen, ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. beke

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