Frühlingsbotin mit perfektem Timing - Tausende Besucher sehen Narzissen in Schillingen (Fotos/Video)

Schillingen · Sonne satt und ein gelbes Blütenmeer an der Ruwer: Besser hätten die Bedingungen für ein gelungenes Narzissenfest in Schillingen kaum sein können. Am Sonntag haben sich Tausende Besucher die wilden Natur-Schönheiten angeschaut.

Aus den Hörnern der Bläsergruppe Hubertus Grimburg schallt es laut über die Schillinger Freizeitanlage. Mit diesem Ruf würden die Jäger zur Jagd versammelt, erklärt Markus Franzen. "Damit kann die Jagd auf die wilden Narzissen beginnen", sagt der Schillinger Ortsbürgermeister und schiebt gleich noch sicherheitshalber hinterher, diese Aufforderung bitte nicht wörtlich zu nehmen und die Blumen nicht "auszugraben".

Es folgt die Krönung ihrer Majestät Narzissenkönigin Raphaela (19) - und die zwölfte Auflage des rheinland-pfälzischen Narzissenfests ist offiziell eröffnet. Im Beisein politischer Ehrengäste, darunter die Bürgermeister der Verbandsgemeinden (VG) Kell am See und Saarburg, Martin Alten und Jürgen Dixius, machen sich die Besucher auf den Weg zur Hauptattraktion des Tages. Per Shuttlebus geht es zu den Ruwerwiesen, wo Hunderte wilde Narzissen wachsen. Viele Gäste nutzen aber auch das sonnige Frühlingswetter und gehen zu Fuß hinunter. Am Vormittag sind bereits zahlreiche Wandergruppen unterwegs, um sich die Blütenpracht anzuschauen. Und sie werden nicht enttäuscht. Wohin man blickt, recken Narzissen ihre gelben Köpfe gen Himmel.

Naturexperte Hans Reichert steht bereit, um Fragen rund um die botanische Schönheit zu beantworten. Die wilde Form der Narzisse wächst in Deutschland nur an wenigen Stellen in der Eifel und im Hunsrück (siehe Info) - und bedarf besonderer Pflege: "Die Wiesen müssen regelmäßig gemäht werden, damit der Boden nährstoffarm bleibt", weiß Reichert.

Die Besucher sind fasziniert. "Herrlich! Das ist der perfekte Start in den Frühling", findet Andrea Hansjosten aus Schillingen. Ein solch schönes Naturschauspiel vor der Haustür zu haben, sei "schon etwas Besonderes". Das Fest werde aber auch von auswärtigen Gästen "sehr gut angenommen". Gisela Lex ist mit ihrer Nordic-Walking-Gruppe aus Tawern (VG Konz) gekommen. Vor zehn Jahren seien sie schon einmal beim Narzissenfest gewesen, sagt sie. "Aber so schön war es damals nicht." Durch die Verbindung mit dem Fest könne man "die Natur genießen, etwas essen und einfach einen schönen Tag verbringen".

Lukas (3) aus Trier widmet seine Aufmerksamkeit vor allem Esel Elvis, dem er eine Möhre füttert. Das Unternehmen Landzeit Schneider aus Mandern ist erstmals mit dabei und bietet Eselwandern an. Eine neue Attraktion ist auch der Stand der Initiative Ebbes von Hei. Dort können die Besucher Produkte aus heimischer Herstellung kosten. Es gibt Honig, Essig, süßen Viez und Apfelsaft von Hochwälder Streuobstwiesen. Neu im Programm sind auch Planwagenfahrten zum neuen Aussichtsturm. Am Nachmittag schlendern neben den Wandergruppen auch viele Paare mit Kinderwagen über den Frühlingsmarkt, wo Händler unter anderem Schwarzwälder Schinken, Schmuck und Frühlingsdekoration anbieten.

"Mission erfüllt", freut sich Walburga Meyer, die Chefin von Hochwald Ferienland, am späten Nachmittag. Der Tourismusverein organisiert das Fest gemeinsam mit der Ortsgemeinde Schillingen und dem Forstamt Saarburg. "Vom Wetter her hat's super gepasst. Und die Narzissen blühen, wie wir es bislang schöner nicht hatten." Die Besucherzahl sei schwer zu schätzen, da viele Gäste zu den Wiesen gewandert seien. "Aber das Niveau vom Vorjahr haben wir erreicht - und es herrscht auch am späten Nachmittag noch keine Aufbruchstimmung."
Mehr Fotos und ein Video vom Narzissenfest: www.volksfreund.de/extraInfo

EINE SELTENE SCHÖNHEIT
Sie ist eine der ersten Frühlingsbotinnen im Hochwald: die wilde Narzisse. Sie blüht meist Anfang April. Von der Osterglocke aus dem heimischen Garten unterscheidet sie, dass sie etwas niedriger wächst, ihre Blüten einen blasseren Gelbton haben und die Innenkrone mehr röhren- als trichterförmig ist. Die wild wachsende Narzisse liebt das ozeanische Klima des westlichen Mitteleuropas. Deutschland liegt am Rand ihres Verbreitungsgebiets. Bei uns kommt die wilde Narzisse nur in Eifel und Hunsrück vor - etwa im Ruwertal zwischen Mandern und Hentern.

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