Frühlingsfrisch war nur die Mode

Saarburg/Schweich/Hermeskeil · In Trier und den Städten des Kreises beleben sich die Terrassen von Cafés und Restaurants. Auch die Lust am Kauf von Sommerkleidung wächst bei den wärmeren Temperaturen. Landwirte und Winzer hoffen, den Vegetationsrückstand aufholen zu können.

Saar-Pedal fällt ins Wasser, in Konz stecken 126 amerikanische Schiffstouristen bei Hochwasser fest, die Biergärten sind leer, Landwirte können nicht ernten, weil ihre Felder unter Wasser stehen - das nasskalte Wetter der vergangenen Wochen hat nicht nur die Menschen genervt, es hat teilweise auch große wirtschaftliche Schäden verursacht. Doch es ist Besserung in Sicht. Die Aussichten für die nächsten Tage sind gut in der Region Trier (siehe Extra).

Landwirtschaft: "Die Nerven vieler Bauern liegen blank", sagt Gerhard Brenner, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Trier-Saarburg. In der vergangenen Woche seien verzweifelte Landwirte zum Mähen auf die Felder gefahren, obwohl der Boden eigentlich noch viel zu nass sei, um den ersten Grasschnitt einzubringen. "Es herrscht Panik, die Pflanzen stehen schon zu lange", sagt Brenner. Die Grassilage dient als Futtergrundlage fürs Vieh. Je länger die Pflanzen stehen, umso mehr "verholzen" sie, und es geht Energie verloren. Die Milchbauern sind womöglich gezwungen, im Winter teures Kraftfutter zuzukaufen. Jetzt hoffen sie, dass die nächsten Ernten diesen Verlust in etwa ausgleichen können. Allerdings muss es trockener und wärmer werden, das wäre auch für die Heuernte wichtig, sagt Brenner. Bereits jetzt sei beim Getreide verstärkter Pilzbefall und Halmbruch zu beobachten. Auch der Mais habe unter Nässe und Kälte gelitten.

Weinbau: Vegetationsrückstand ja, Grund zur Panik nein. Walter Clüsserath, Winzer und Vorsitzender des Kreisbauern- und Winzerverbandes, sieht angesichts des regenreichen Frühjahrs noch keinen Anlass zur Sorge im Weinbau. Allerdings werde es höchste Zeit zum Pflanzen. Viele Weinberge seien zu nass für neue Reben, in manchen Wingerten stehe noch das Wasser. Etwa 250 Hektar Weinberge werden jedes Jahr im Anbaugebiet Mosel neu angepflanzt. Der Vegetationsrückstand betrage zwei Wochen, sagt Clüsserath. Allerdings sei das 2010 auch so gewesen, und die Natur habe die verspätete Blüte noch aufholen können. Ideal für einen guten Jahrgang wären jetzt: wenig Regen in den nächsten Wochen, Temperaturen zwischen 22 und 27 Grad und keine allzu großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht.

Boutiquen: "Die Sommersaison ist zwar etwas ins Wasser gefallen", sagt Christa Blang vom gleichnamigen Modegeschäft in Schweich, "aber der Einbruch war nicht so schlimm wie befürchtet". Dank der fröhlichen, bunten Farben seien die Kunden doch noch zum Kaufen animiert worden. "Wir haben das Frühjahrsfeeling weitergeben können", sagt die Boutiquebesitzerin.

Restaurants: "Es war der schlechteste Saisonstart seit einem Vierteljahrhundert", klagt Karl Schmelzer vom Restaurant Bagatelle am Zurlaubener Moselufer in Trier. Die acht Gastronomen dort hatten Ende April zusammen mit 22 Winzern auf ihren Terrassen das Weinfrühlingsfest organisiert. "Aber dank Dauerregen und Kälte kamen statt 2000 Besuchern, mit denen wir gerechnet hatten, nur 650", sagt Karl Schmelzer.

Kindertag im Palastgarten: Schon 2012 war das von der Mobilen Spielaktion in Trier organisierte Kinderfest ins Wasser gefallen. Und auch dieses Mal bauten die gut zwei Dutzend Kinder- und Jugendeinrichtungen ihre Spiel- und Aktionsstände wegen des vielen Regens gar nicht erst auf. Mehr als hundert Erzieher, Lehrer, Pädagogen und Eltern hatten etliche Stunden in die Vorbereitung gesteckt. "Und dann war der ganze Aufwand für die Katz. Das hat viele ganz schön enttäuscht - mal ganz abgesehen von den Kindern, die sich auf ein schönes Spielfest gefreut hatten", sagt Jörg Drekopf, Leiter der Mobilen Spielaktion.

Peter- und Paul-Messe: Einen herben finanziellen Verlust musste Werner Weber, Veranstalter der Peter- und Paul-Messe auf dem Trierer Viehmarkt, einstecken. "Der Pfingstsonntag und -montag waren sehr schlecht. Sobald der Regen einsetzte, war der Platz leer - da fehlen uns schnell 80 Prozent Umsatz", sagt Weber.

Tourismus: Stefanie Koch, Geschäftsführerin der Saar-Obermosel-Touristik, verbuchte einen starken Rückgang bei spontanen Buchungen von Gästezimmern. Die Mai-Bilanz werde vermutlich trotz der Feiertage schlechter ausfallen als im Vorjahr.Extra

Gute Aussichten gibt es in der Stadt Trier und im Kreis hinsichtlich des Wetters für den Rest der Woche. Bereits für heute sagt die Wetter-App "Weather Pro" (Testsieger bei Stiftung Warentest) 19 Grad, strahlenden Sonnenschein und eine Regenwahrscheinlichkeit von nur vier Prozent für Trier voraus. Auch der Rest der Woche bleibt sonnig und trocken: Samstag liegt die Wahrscheinlichkeit, dass es nass wird von oben, bei maximal fünf Prozent. Die Temperaturen hingegen steigen in Trier laut "WeatherPro" auf bis zu 26 Grad am Samstag bei leichter Bewölkung. "Wetter.de" meldet für Samstag auch in Saarburg 26 Grad, Hermeskeil liegt bei 22 Grad am Wochenende und täglich bis zu zwölf Sonnenstunden. Grillwetter dürfte also garantiert sein. Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) sagt für Trier auf seiner Internetseite www.dwd.de bis einschließlich Donnerstag sonniges Wetter mit Temperaturen von mehr als 20 Grad voraus. Laut der 15-Tage-Vorschau des DWD sollen den Menschen im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Hessen Temperaturen um die 20-Grad-Marke bis Mitte des Monats erhalten bleiben. red

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