Führung, Maschinen, Perspektiven: alles neu

Die Insolvenzzeit des Saarburger Kunststoffverarbeiters Tectro ist vorbei. Am Montagabend trafen sich alle, die an der Unternehmensrettung führend beteiligt waren, um Bilanz zu ziehen und einen Ausblick zu wagen.

 Neustart in Saarburg: Tectro-Mitarbeiter Klaus Kussler sowie die Geschäftsführer Horst Molitor und Claude Valerius (von links) begutachten Spritzgussteile. TV-Foto: Friedemann Vetter

Neustart in Saarburg: Tectro-Mitarbeiter Klaus Kussler sowie die Geschäftsführer Horst Molitor und Claude Valerius (von links) begutachten Spritzgussteile. TV-Foto: Friedemann Vetter

Saarburg-Beurig. Der Notartermin war am Nachmittag. Die Föhrener Firma Noatec ist nun Besitzer der Tectro. Am Abend fanden sich die Noatec-Geschäftsführer Peter Kertels und Pierre Tholl sowie Betriebsleiter Claude Valerius in Beurig ein, um gemeinsam mit dem amtierenden Tectro-Geschäftsführer Horst Molitor, Insolvenzverwalter Dr. Thomas Schmidt und dem Saarburger Stadtbürgermeister Jürgen Dixius Bilanz zu ziehen.

Thomas Schmidt kommentierte die Übernahme mit den Worten: "Vor Jahresfrist hätten wir uns das nicht träumen lassen. Ich freue mich außerordentlich."

Arbeitssinn und Vertrauen als Rettungstugenden



Es seien in schwieriger Zeit "mehrere richtige Wege zusammengekommen", die eine von allseitigem Vertrauen geprägte Arbeit ermöglicht hätten. Die neuen Investoren hätten ein schlüssiges Konzept vorgelegt, die Tectro-Mannschaft habe Geduld und großes Engagement gezeigt, Gläubiger und Kunden hätten hinter den Rettungsbemühungen gestanden, und nicht zuletzt habe die lokale Vertretung der IG Metall pragmatisch an dem Konzept mitgewirkt. Schmidt begründete den langen und risikoreichen Weg zur Sanierung der Firma und sagte: "Ich wollte zum Ausdruck bringen, an wen ich glaube: an die Fachleute!"

Das Vertrauen in die Tectro-Belegschaft untermauerte auch Peter Kertels: "Ich habe den Kontakt zu den Leuten gesucht, und ich habe zum ersten Mal seit 30 Jahren kein Bauchweh."

Und dann legte Kertels nach und nannte wesentliche Unternehmensziele, die noch im laufenden Jahr verwirklicht werden sollen. Ab 1. Juli heißt die Firma Tectro SMT GmbH. Claude Valerius wird neben Horst Molitor weiterer Geschäftsführer.

In die Tectro sollen in den nächsten drei bis vier Jahren rund fünf Millionen Euro investiert werden.

Damit nicht genug: Die Noatec wird Föhren verlassen und sich ebenfalls auf dem Betriebsgelände in Beurig ansiedeln. Für diesen Unternehmenszweig sind im selben Zeitraum Investitionen von bis zu 15 Millionen Euro geplant. Der Umzug von Föhren nach Beurig werde am 1. August beginnen, kündigte Kertels an. Und noch im letzten Quartal des Jahres wolle man mit der Produktion des patentierten druckgasfreien Feuerlöschers in Beurig beginnen. Derzeit seien Spezialisten beider Unternehmen unterwegs, um die erste maschinelle Produktionseinheit einzukaufen - eine Investition von 500 000 Euro.

Ungeachtet der neuen Vorhaben würden das klassische Sortiment von Tectro und der Kundenstamm weiter gepflegt. Die Mitarbeiterzahl der Tectro soll sich bis Ende 2011 verdoppeln.

Claude Valerius gab sich optimistisch mit Blick auf die Umsetzung der ehrgeizigen Pläne: "Wir finden hier eine sehr gute Infrastruktur für unser Vorhaben." Eine bestehende Produktionshalle auf dem Tectro-Gelände könne kurzfristig mit den notwendigen Maschinen bestückt werden, weshalb man mit einem schnellen Anlauf der Feuerlöscher-Produktion rechne.

Stadtbürgermeister Jürgen Dixius sprach angesichts der neuen Perspektiven von einem "guten Tag für Saarburg". Mit Blick auf die Wachstumspläne der neuen Firma wies er darauf hin, dass demnächst genügend Konversionsflächen in der Stadt bereitstünden. Die Unternehmer nahmen es interessiert zur Kenntnis.

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