Für den Tourismus geht's im Hochwald nicht bergauf

Hermeskeil/Kell am See · Der Tourismus im Hochwald hat 2011 trotz des Wanderwegs Saar-Hunsrück-Steig eine Talfahrt erlebt. Laut Statistik sind die Übernachtungszahlen in den Verbandsgemeinden (VG) Kell und Hermeskeil im Vergleich zum Vorjahr um sieben beziehungsweise 8,8 Prozent zurückgegangen. Für die betrübliche Bilanz gibt es zumindest in Kell eine einleuchtende Erklärung.

Hermeskeil/Kell am See. Der Saar-Hunsrück-Steig soll dem Fremdenverkehr im Hochwald einen Aufschwung bringen. Diese Hoffnung haben die Chef-Touristikerinnen in Kell und Hermeskeil beim Blick in die Zukunft. So wird die Trasse des Premium-Wegs 2012 verlegt und führt dann nahe an Reinsfeld mit seiner größeren Anzahl an Hotel- und Gastronomiebetrieben vorbei.
Gerade die Wandertouristen sind die Gruppe, die der Region wieder bessere Bilanzen bescheren soll. Denn statistisch gesehen lief das Jahr 2011 für den Hochwald alles andere als erfreulich. Der landesweit positive Trend mit höheren Gäste- und Übernachtungszahlen ging an Hermeskeil und Kell vorbei.
Die frisch eingetroffenen Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen vielmehr auf, dass im vorigen Jahr im Vergleich zu 2010 weniger Menschen ihren Urlaub im Hochwald verbracht haben.
In Hermeskeil wurden voriges Jahr 16 992 Gäste gezählt. 39 529 Übernachtungen wurden dort von den Betrieben gemeldet. Gegenüber 2010 bedeutet das ein Minus von 7,8 Prozent bei den Gästezahlen. Die Übernachtungen sind sogar um 8,8 Prozent zurückgegangen.
Nach Kell sind 38 345 Gäste gekommen. Das waren nur 0,1 Prozent weniger als 2010. Schlechter sieht es bei den Übernachtungen aus. 186 264 wurden voriges Jahr in dieser Kategorie gezählt. Im Vergleich zu 2010 ist das ein Verlust von sieben Prozent.
Was sind die Gründe für diese negative Gesamtbilanz? Das hat der TV die für den Tourismus verantwortlichen Frauen in den beiden VG gefragt.
In Kell sagt Walburga Meyer mit Blick auf die aktuelle Statistik: "Unsere Zahlen stehen und fallen mit dem Landal-Feriendorf." Denn etwa 1200 der insgesamt 1512 Betten, die es in der VG gibt, befinden sich in der Anlage der niederländischen Tourismuskette. Dort gab es bis August 2011 jedoch eine große Baustelle. Das Unternehmen hatte für rund drei Millionen Euro 40 ältere Ferienhäuser abreißen lassen, um sie durch zwölf moderne Gebäude zu ersetzen (der TV berichtete). "Diese Einschränkungen haben zu einer geringeren Auslastung im Feriendorf geführt, was sich dann in unserer Bilanz stark bemerkbar macht", betont Meyer. Sie kann diese Erklärung auch mit Zahlen belegen. Denn nach einer schlechten ersten Jahreshälfte sei ab September 2011 - also nach dem Ende der Bauarbeiten im Feriendorf - ein "klarer Umbruch erkennbar. Im Oktober hatten wir bei den Übernachtungen ein Plus von 13,4 Prozent, im November waren es sogar über 40 Prozent", so Meyer. Wichtig ist ihr der Hinweis, dass sie von den kleineren familiengeführten Hotels und Pensionen fast unisono die Rückmeldung bekommen habe, dass dort die Saison gerade wegen der vielen Steig-Wanderer "gut gelaufen" sei.
In der VG Hermeskeil fällt Claudia Fuchs die Erklärung für die Einbußen etwas schwerer. Als einen Grund sieht die Leiterin der Tourist-Info die rückläufigen Gästezahlen an, die es nach ihren Informationen 2011 in der Hermeskeiler Jugendherberge gegeben hat. Aber auch die Statistik selbst sieht Fuchs kritisch. "Sie ist gerade für unsere VG nicht aussagekräftig." Denn Betriebe mit weniger als zehn Betten sind nicht dazu verpflichtet, ihre Zahlen zu melden. Deshalb wurde die Bilanz auf der Basis von Aussagen erstellt, die 16 Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen geliefert hatten. "In Wirklichkeit haben wir in der VG aber 31 Betriebe", sagt Fuchs. Sie würde sich deshalb wünschen, dass mehr Gastronomen bei der monatlichen Abfrage ihre Zahlen preisgeben.
Neben der Verlegung des Steigs bei Reinsfeld hofft Fuchs auf die im Oktober 2011 eröffnete Dollbergschleife, von der der südliche Teil der VG - also Neuhütten und Züsch - profitieren soll.

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