Für Firmen fehlen Flächen

Reinsfeld. Die Einwohnerzahl wächst und als Standort für alternative Energien spielt sie eine Vorreiterrolle: Die Gemeinde Reinsfeld bezeichnet sich selbst als "Ort im Aufwind". Sie hat jedoch ein infrastrukturelles Problem: Es mangelt an Gewerbeflächen für ansiedlungswillige Firmen. Ohne finanzielle Förderung ist die Erschließung neuer Industriegebiete aber kaum möglich.

Ralf Stüber ist stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins, und er macht sich Gedanken, wie es mit Reinsfeld weitergeht: "Der Unterbau schwächelt", sagt der Unternehmer und verweist auf das aus seiner Sicht größte infrastrukturelle Problem im 2500-Einwohner-Ort: "De facto gibt es hier keine Flächen für Gewerbebetriebe mehr. Selbst kleinere Projekte sind nicht mehr möglich." Hat Stüber mit dieser Aussage Recht? "Nicht ganz", beantwortet Ortsbürgermeister Rainer Spies im Gespräch mit dem TV diese Frage. Denn grundsätzlich bestehe innerhalb des Ortes die Möglichkeit einer gewerblichen Nutzung in den so genannten Mischgebieten, die im Bebauungsplan ausgewiesen sind. Spies räumt allerdings ein, dass es sich dabei um Baugrundstücke handelt. "Als reine Gewerbeflächen sind sie mit 35 bis 40 Euro pro Quadratmeter sicher zu teuer. In Kombination mit dem Bau eines Wohnhauses wäre eine Ansiedlung von kleineren Gewerbebetrieben aber durchaus denkbar", betont der SPD-Politiker. Fest steht aber auch: Größere, bereits erschlossene Gewerbeflächen kann die Gemeinde aktuell nicht zur Verfügung stellen. Dabei sehen die geltenden Flächennutzungspläne bereits heute ein Gewerbeareal auf Reinsfelder Gemarkung ("Lösterchen") vor. Unweit der Autobahn sind zehn Hektar für diesen Zweck ausgewiesen. Zudem gibt es laut Spies die Option, dass in diesem Bereich ein interkommunales Gewerbegebiet mit der Stadt Hermeskeil auf bis zu 50 Hektar ausgeweitet werden kann. Das Problem: "Wir können nicht ins Blaue schießen und aus eigener Kraft eine Erschließung auf Vorrat betreiben. Das wäre ein viel zu großes Risiko. Das geht nur mit öffentlichen Geldern", betont Spies. Allerdings sind die Zeiten vorbei, in denen das Land die Erschließung von Gewerbegebieten finanziell förderte, ohne dass konkrete Interessenten für eine Ansiedlung da sind. "Dieser Nachweis wird inzwischen gefordert", sagt der Gemeindechef. Michael Hülpes (CDU), der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, betont zwar, dass das "Bedürfnis der Reinsfelder bekannt ist". Er weist jedoch darauf hin, dass beispielsweise im Hermeskeiler "Grafenwald" voll erschlossene Flächen von rund 30 Hektar frei sind. Zudem gibt es in Kell am See ein großes Gewerbegebiet, das noch längst nicht voll belegt ist. Unter diesen Voraussetzungen geht auch Hülpes davon aus, dass "wir in Reinsfeld für eine Erschließung in größerem Ausmaß wahrscheinlich keine Förderung bekommen". Der Reinsfelder Fraktionschef der "Offenen Wählerliste", Paul Port, hält dem jedoch entgegen, dass nach seiner Auffassung "die Flächen im Grafenwald nicht zu vermarkten sind", während das interkommunale Areal an der Autobahn "das prädestinierte Gewerbegebiet" wäre. Die Hermeskeiler Stadtbürgermeisterin Ilona König (CDU) sieht das jedoch anders. Sie betont, dass in der Hochwaldstadt der Schwerpunkt eindeutig auf die Vermarktung der "guten Flächen" gesetzt werde, die bereits vorhanden sind und man sich "nicht verzetteln" wolle. Sollte ein größerer Betrieb aber den konkreten Wunsch äußern, im Bereich des interkommunalen Gewerbegebiets ansässig zu werden, "dann ist es eine Selbstverständlichkeit, dass wir die Erschließung angehen werden", sagt König. Unabhängig vom Standpunkt der Nachbarn sehen die Reinsfelder für die Zukunft ihrer Kommune im "Lösterchen" das größte Entwicklungspotenzial. Nicht zuletzt wegen der "idealen Verkehrsanbindung" und dem ständig zunehmenden Frachtverkehr auf dem Flughafen Hahn ist es für Spies beispielsweise durchaus denkbar, dass sich Speditionen oder Logistik-Unternehmen für den Standort direkt an der A 1 und der Hunsrückhöhenstraße interessieren könnten. Alternativ dazu sieht der Gemeindechef aber auch noch Möglichkeiten, ansiedlungswillige Gewerbebetriebe im Bereich "Völkersheide" unterzubringen, wenngleich dies für die Kommune mit größeren Investitionen verbunden wäre. Allerdings verspricht der Gemeindechef zum Schluss: "Wenn jemand kommt, werden wir behilflich sein. Wir lassen jedenfalls keinen laufen."

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